Marias kleiner Junge

Sie erinnerte sich an ihn als Kind. Wie zu der Zeit, als er trippelnd die steinigen Stufen zum Markt in Nazareth hinaufrannte. Und die Zeit, als er ins Haus platzte – kleine Finger, die den Körper eines gefallenen Vogels wiegten – seine dunklen Wimpern, in denen grosse Tränen glitzerten.

Sie erinnerte sich an alles – die Zartheit seiner Wange, die Locken seines Haares, die Art, wie er den Kopf neigte, wenn er lachte. Da waren so viele Erinnerungen – die Erinnerungen einer Mutter.

Aber da waren auch andere Erinnerungen. Wunder, Versprechen und Vorahnungen… sie hatte oft darüber nachgedacht … sie in ihren Gedanken bewegt wie Puzzleteile, versucht, sie zusammenzusetzen: der Engel, die unerklärliche Schwangerschaft, Josephs Träume, die Hirten, Könige aus dem Osten mit extravaganten Geschenken, die alte Frau und der Mann im Tempel … wie war noch sein Name? Simeon. Das war es. Ja. Seine Stimme kam zurück: „Dieses Kind ist bestimmt, den Fall und den Aufstieg vieler in Israel zu verursachen, und ein Zeichen zu sein, gegen das man sprechen wird, sodass die Gedanken vieler Herzen geoffenbart werden. Und ein Schwert wird auch durch dein Herz gehen."

Der letzte Satz verfolgte sie: „Ein Schwert …" wusste er es? Sah er es? Verstand er das Ausmass der Liebe einer Mutter? Hatte er auch nur eine Ahnung von der Grössenordnung der Qual, die ihr Herz jetzt durchbohrte?

Nachzulesen in der Bibel, Lukas 1,26-35:

Ein Engel verkündet Maria die Geburt Jesu
26/27 Elisabeth war im sechsten Monat schwanger, als Gott den Engel Gabriel zu einem Mädchen nach Nazareth schickte, einer Stadt in Galiläa. Das Mädchen hieß Maria und war mit Joseph, einem Nachkommen des großen Königs David, verlobt.
28 Der Engel kam zu ihr und sagte: "Sei gegrüßt, Maria! Gott will dich beschenken. Er hat dich unter allen Frauen auserwählt."
29 Maria fragte sich erschrocken, was diese seltsamen Worte bedeuten könnten.
30 "Hab keine Angst, Maria", redete der Engel weiter. "Gott liebt dich und hat etwas Besonderes mit dir vor.
31 Du wirst ein Kind erwarten und einen Sohn zur Welt bringen. Jesus soll er heißen.
32 Er wird mächtig sein, und man wird ihn Gottes Sohn nennen. Die Königsherrschaft Davids wird er weiterführen
33 und die Nachkommen Jakobs für immer regieren. Seine Herrschaft wird kein Ende haben."
34 "Wie kann das geschehen?" fragte Maria den Engel. "Ich bin doch gar nicht verheiratet."
35 Der Engel antwortete ihr: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft Gottes wird sich an dir zeigen. Darum wird dieses Kind auch heilig sein und Sohn Gottes genannt werden.
Lukas 2,8-35:

Die Hirten auf dem Feld
8 In dieser Nacht bewachten draußen auf dem Feld einige Hirten ihre Herden.
9 Plötzlich trat ein Engel Gottes zu ihnen, und Gottes Licht umstrahlte sie. Die Hirten erschraken sehr,
10 aber der Engel sagte: "Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch die größte Freude für alle Menschen:
11 Heute ist für euch in der Stadt, in der schon David geboren wurde, der lang ersehnte Retter zur Welt gekommen. Es ist Christus, der Herr.
12 Und daran werdet ihr ihn erkennen: Das Kind liegt, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe!"
13 Auf einmal waren sie von unzähligen Engeln umgeben, die Gott lobten:
14 "Gott im Himmel gehört alle Ehre; denn er hat den Frieden auf die Erde gebracht für alle, die bereit sind, seinen Frieden anzunehmen."
15 Nachdem die Engel sie verlassen hatten, beschlossen die Hirten: "Kommt, wir gehen nach Bethlehem. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und wovon Gottes Engel gesprochen hat."
16 Sie machten sich sofort auf den Weg und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Futterkrippe lag.
17 Als sie das Kind sahen, erzählten die Hirten, was ihnen der Engel gesagt hatte.
18 Und alle, die ihren Bericht hörten, waren darüber sehr erstaunt.
19 Maria aber merkte sich jedes Wort und dachte immer wieder darüber nach.
20 Dann kehrten die Hirten zu ihren Herden zurück. Sie lobten und dankten Gott für das, was sie in dieser Nacht erlebt hatten. Alles war genau so, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.

Jesus wird als Retter erkannt
21 Bei der Beschneidung acht Tage später gab man dem Kind den Namen Jesus. Dies war der Name, den der Engel nannte, noch ehe Maria das Kind empfangen hatte.
22 Als die Zeit der "Reinigung" vorüber war, wie sie Mose im Gesetz nach der Geburt eines Kindes vorschreibt, brachten Joseph und Maria das Kind nach Jerusalem, um es Gott zu weihen.
23 Im Gesetz heißt es ausdrücklich: "Jeder erste Sohn der Familie und jedes erstgeborene männliche Tier sollen dem Herrn gehören."
24 Und sie brachten auch ihr Opfer. Das Gesetz verlangte: zwei Turteltauben oder zwei andere Tauben.
25 In Jerusalem wohnte ein Mann, der Simeon hieß. Er lebte so, wie Gott es haben will, hielt sich genau an seine Gebote und wartete voller Sehnsucht auf den Retter Israels. Simeon war erfüllt von Gottes Heiligem Geist.
26 Durch ihn wußte er, daß er nicht sterben würde, bevor er Christus, den Retter, gesehen hätte.
27 Vom Heiligen Geist dazu gedrängt, war er an diesem Tag in den Tempel gegangen. Als Maria und Joseph das Kind hereinbrachten, um es Gott zu weihen,
28 nahm Simeon es in seine Arme und lobte Gott:
29 "Herr, jetzt kann ich in Frieden sterben.
30 Denn ich habe den Befreier gesehen,
31 den du der ganzen Welt gegeben hast.
32 Er ist das Licht für alle Völker, und er wird der Ruhm für dein Volk Israel sein."
33 Maria und Joseph wunderten sich über seine Worte.
34/35 Simeon segnete sie und sagte dann zu Maria: "An diesem Kind wird sich das Leben vieler Menschen in Israel entscheiden; denn es wird entweder ihr Richter oder ihr Retter sein. Viele werden sich ihm leidenschaftlich widersetzen und dadurch zeigen, daß sie gegen Gott sind. Der Schmerz darüber wird dir wie ein Schwert durchs Herz dringen."

Autor: Mary Kassian

Datum: 18.03.2004
Quelle: thelife.com

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