Wie ein leerer Medellin-Drogenboss innerlich reich wird
Jorge L. Valdes (Bild: Wikimedia / CC BY-SA 4.0)
Jorge Valdes war Drogenboss
und Gründungsmitglied einer Gruppe, die als Kolumbiens Medellin-Drogenkartell
berüchtigt wurde. Geld- und Macht-hungrig ging er durch ein
selbstzerstörerisches, leeres Leben, obwohl er unheimlich reich war.
Seine Geschichte hätte ohne weiteres mit einem frühen
Tod enden können: Jorge Valdes begann als Drogenhändler, er wurde Drogenboss und
Mitgründer eines Kartells, aus welchem das finstere
Medellin-Drogenkartell mit dem zwielichtigen Drogenboss Pablo Escobar hervorging
– letzterer wollte Jorge Valdes bei einem Attentatsversuch umbringen.
Jorge Valdes pflegte einen verschwenderischen, unmoralischen
Lebensstil, der nichts als leer, selbstzerstörerisch und korrupt war.
Begonnen hatte seine Laufbahn zunächst vielversprechend:
Jorge Valdes kam mittellos in die USA, stieg in kurzer Zeit an der
Universität von Miami zu einem der besten Studenten auf und jobbte daneben im
Alter von 17 Jahren für die am schnellsten wachsende Zentralbank des Landes in
Miami.
Plötzlich Kokain-Importeur
Im Alter von 21 Jahren gelangte er an einen Wendepunkt, der aus einer Reihe von kleinen Kompromissen resultierte, die ausser
Kontrolle gerieten. So wurde er Mitte der 1970er Jahre zum grössten
Kokainimporteur der Vereinigten Staaten.
Er war ein junger Mann in seinen Zwanzigern mit einem
unstillbaren Durst nach Geld und Macht und wurde eines der Gründungsmitglieder einer Gruppe, die als
Kolumbiens Medellin-Drogenkartell bekannt wurde. Seine entscheidende Position
als Leiter der US-Operationen brachte ihn in direkten Kontakt mit Präsidenten,
Generälen, Hollywood-Berühmtheiten, Killern und Entführern.
Millionenschwerer Playboy
Der in Armut aufgewachsene kubanische Einwanderer hatte
eine Familie, eine Ausbildung und Reichtum, so dass er glaubte, sein
amerikanischer Traum sei wahr geworden, oder so schien es zumindest.
Als millionenschwerer Playboy, der ein bis drei
Millionen Dollar im Monat verdiente, hatte er Zugang zu schönen Frauen,
Yachten, Privatjets und Villen auf der ganzen Welt.
Der Mann, der wahrscheinlich mehr als jeder andere
dafür verantwortlich war, dass viele Amerikaner in den 70er und frühen 80er
Jahren süchtig nach Kokain wurden, ist inzwischen aber ein Mann geworden,
der den Einfluss, den Drogen auf die Jugend haben, brechen will.
Innerlich leer
Denn es geschah etwas Unglaubliches: Jorge Valdés
begegnete einer Person, die viel mächtiger war als der stärkste Drogenboss,
jemandem, der etwas Befriedigenderes bot als Frauen, Drogen, Geld,
Prestige oder Macht. «Ich hatte Power, alles wurde mir
bezahlt. Ich hatte alles.» Doch es erfüllte ihn nicht.
Im Alter von 31 Jahren stieg er aus.
«Der amerikanische Traum existiert nicht. Uns wird von Anfang an erzählt, was wir brauchen, damit wir glücklich sind.»
Die richtigen Sportschuhe, ein Haus, ein Auto, und so weiter. Valdes pflegte manchmal
bei frühen Reisen im Privat-Jet zu frühstücken… «Ich habe jedes neue
Corvette-Modell gehabt. Im ersten Moment macht es glücklich, aber nur für kurze
Zeit.»
Völlig verändert
Das gleiche gelte für Drogen und
Alkohol: Man denke, dass man glücklich ist, wenn man es nimmt.
Seine Mutter hatte oft für ihn
gebetet. Dann wurde seine Tochter Christ. Durch sie fand er zum christlichen
Glauben und eine völlige Veränderung fand statt. «Ich bin entweder sehr 'böse' oder sehr 'gut'. Ich verstehe das Wort 'lauwarm' nicht.» Eine tiefe Reue und
Umkehr erfolgte.
Ihm wurde gesagt, dass er nie etwas anderes sein würde
als ein zweifach verurteilter Drogendealer. Heute aber hat er einen Master-Abschluss
vom Wheaton College und einen Doktortitel in neutestamentlichen Studien und
Ethik von der Universität Loyola Chicago – er ist ein renommierter Redner, der
eine Botschaft der Hoffnung, Vergebung und der Kraft zur Veränderung bringt.
Vom Saulus zum Paulus
Heute verbringt Valdes den Grossteil seiner Zeit mit
dem Schreiben von Büchern, dem Mentoring einiger ausgewählter Wirtschaftsführer
und dem Halten von Motivationsreden. Über sein Leben verfasste der Blogger und YouTuber
mehrere Bücher.
In seinen Reden und Büchern erzählt er die Geschichte
seines langen Weges zur Reue, zur Erlösung und zum Erwerb eines Doktortitels in
biblischen Studien – als eine moderne Geschichte vom Weg nach Damaskus (auf
welchem Saulus zum Paulus wurde).