Ein Leben auf der Überholspur

Steve McQueen

Steve McQueen, der zerknautschte Blonde mit den blauen Augen. Seine Leinwandpräsenz, sein Charisma machten ihn zum bestbezahlten Schauspieler der 60er und 70er Jahre. Dann wurde es still um ihn. Als er mit 50 starb, hatten die meisten Fans seinen spektakulärsten Rollenwechsel verpasst: den vom Playboy zum Christen. Untypisch für Hollywood, wo Jesus kaum mehr Anhänger hat – aber typisch für McQueen, der sich in seinen Filmen und im Privatleben kaum um Konventionen scherte...

Den Durchbruch schaffte er mit dem Kriegsfilm „Die grosse Flucht“ (1963). Unvergesslich auch seine Auftritte als krimineller Millionär in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968), als fanatischer Polizist in „Bullitt“ (1968), als romantischer Bankräuber in „The Getaway“(1972). Immer spielte er den heroischen Einzelgänger, gleichzeitig sanft, gefährlich, etwas paranoid. Dafür brauchte er keinen Schauspielunterricht. Schon als Kind hatte er gelernt, misstrauisch und unabhängig zu sein. Sein Vater verliess ihn, als er sechs Monate alt war. Seine Mutter steckte ihn ins Erziehungsheim. Bei der Armee landete er im Militärgefängnis.

„Ich glaube an mich selbst.“

Mit 22 kriegte McQueen die Kurve und landete im Filmgeschäft – für ihn vor allem die Erfüllung seiner materiellen Wünsche: schnelle Autos, Drogen, heisse Bräute. Dreimal heiratete er. Seine erste Frau, Neale, bescheinigte ihm ein „schwarzes Loch“ statt einer Seele. Um das Vakuum zu füllen, suchte McQueen extreme Herausforderungen. Gefährliche Szenen in seinen Filmen überliess er keinem Doppelgänger, sondern spielte sie selber; seine Freizeit verbrachte er mit Auto- und Motorradrennen. Ein Leben auf der Überholspur. Auf die Frage, ob er an Gott glaube, antwortete Steve McQueen Anfang der 70er Jahre: „Ich glaube an mich selbst.“

Der Wandel

Im Sommer 1979 wollte er noch höher hinaus, wollte fliegen lernen. Dabei beeindruckte ihn seine Fluglehrerin, Sammy Mason – weniger durch ihre erotische Ausstrahlung als durch ihr unverkrampftes Gottvertrauen. Sie erzählte dem Schauspieler von ihrer Bekehrung zum Glauben an Jesus Christus. Zur Ruhe kommen, Frieden finden – das wollte auch McQueen. Er begann, die Bibel zu studieren, Gottesdienste zu besuchen, zu beten. Als Nächstes plante er, die Öffentlichkeit über seine innere Wandlung zu informieren.

Kurz darauf diagnostizierten die Ärzte eine unheilbare Art von Lungenkrebs. Freunde überredeten ihn, nach Mexiko zu reisen, um sich dort einer neuartigen Therapie zu unterziehen. Aber die Tumore wuchsen unaufhaltsam. Am 21. Oktober 1980 bekam er Besuch von einem „Wunderheiler“. Das Gespräch, festgehalten auf Tonband, zeigt McQueen als gereiften Christen. Während der Guru an Selbstheilungskräfte appellierte, klagt der Kranke über seine Sünden. Weiterleben will er vor allem, um anderen von seiner Beziehung zu Gott zu erzählen. Dabei zweifelt der frühere Draufgänger: „Ich weiss nicht, ob ich gut genug bin, um für den Herrn zu arbeiten.“ Als der Wunderdoktor von Visualisierungstechniken faselt, antwortet McQueen stur: „Ich lege mein Leben in Gottes Hand.“

Besuch von der „lebenden Legende“

Am 31. Oktober bekam der Superstar Besuch von einer anderen lebenden Legende: Billy Graham. Mehrere Stunden lasen die beiden in der Bibel, diskutierten über den Glauben und beteten zusammen. McQueen interessierte sich vor allem für das, was die Bibel über das Leben nach dem Tod zu sagen hat. In seinem Rollstuhl begleitete er den Evangelisten anschliessend nach draussen. Seine Abschiedsworte waren: „Auf Wiedersehen im Himmel.“

Am 7. November, unmittelbar nach einer Operation, erlitt McQueen einen Herzinfarkt. Sein Sohn Chad fand ihn tot auf seinem Bett – in einer Pose, so himmlisch „kitschig“, dass man sie keinem Drehbuchautor hätte durchgehen lassen. Auf der Brust des Verstorbenen lag die Bibel, die Billy Graham ihm geschenkt hatte, aufgeschlagen bei Johannes 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt ...“.

Für einmal ein wahres Happy End eines Hollywood-Helden.

Datum: 09.06.2002
Autor: Markus Spieker
Quelle: idea Deutschland

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