Dieses Ereignis ist zwar vor mehr als 2000 Jahren geschehen und als Teil der "Weihnachtsgeschichte" in das Buch der Bücher eingegangen, aber bis heute hat es uns etwas Zentrales über die Beziehung von Gott und Mensch zu sagen: Jeder Mensch hat seine Träume und Vorstellungen, wie sein Leben ablaufen soll. Vielleicht sind es gute Sachen, vielleicht sind es Dinge, die man besser nicht tun sollte. Das ist nicht der Knackpunkt, sondern der Mensch beurteilt sein Leben menschlich, er sieht es aus der eigenen Perspektive. Wenn aber der lebendige Gott höchstpersönlich plötzlich seinen Lebensweg kreuzt, dann kann manches schön Zurechtgelegte arg ins Wanken kommen. Die scheinbare Sicherheit ist in Gefahr, und es gilt sich zu entscheiden: Vertraue ich auf das, was ich bis jetzt erlebt habe und weiss, oder lass ich mich auf das Neue ein, das mein Denken und meine Pläne übersteigt? Wenn ich alles, was ich bin und habe, Gott anvertraue und er alles, was er ist und hat mir schenkt, wer hat dann mehr gegeben?! Doch das ist noch nicht das Ende der ganzen Geschichte, sondern erst der Anfang: Weil die junge Frau sich und ihre Pläne in Gottes Händen fallen lässt, kann etwas Neues in ihr zu wachsen beginnen. Der Herr des riesigen Universums liess sich für neun Monate in eine kleine Dunkelkammer einsperren und demonstrierte dadurch, dass er ein Gott der Nähe und nicht der Ferne ist. Diese junge Frau ist zum Bild dafür geworden, dass Gott nicht nur unser Nachbar, auch nicht nur der Mitbewohner, sondern der Eigentümer unseres Innersten sein will. Er klopft an die Herzenstüre der Menschen und ruft und wartet darauf, dass jemand seine Stimme hört, ihm auftut und er im Innersten Wohnung nehmen kann. Wenn die Weihnachtsgeschichte nicht in unseren Herzen lebendig wird, wenn der Retter der Welt nicht selbst im eigenen Herzen geboren wird und zu wachsen beginnt, dann ist alles nur eine christliche Romanze unter dem Titel "Maria und Josef, Ochs und Eseli - und s'Jesuschind isch au drbii!" Eine imposante Persönlichkeit aus dem Buch der Bücher hat einmal gesagt: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." Genau in dieser Reihenfolge, und nicht umgekehrt, sonst ist es lediglich religiöses Menschenwerk, das nach einer gewissen Zeit zum Stillstand kommt oder zerbricht, weil es selber gestrickt und -gewoben wurde. Der Retter der Welt - und diese Welt braucht tatsächlich einen Retter, das ist ja offensichtlich, einen Retter für Personen, Familien, Dörfern, Städten, Regionen, Ländern - möchte Einlass bekommen in jedem Menschenleben und wird dann, wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft, Kreis ziehen im eigenen Leben, in allen Beziehungen, in der Arbeit und in der Freizeit. Christlicher Glaube bedeutet also: Ein persönliches Anvertrauen seines Lebens in die Hände Gottes und ein Öffnen des Herzens, damit der Retter der Welt im eigenen Leben geboren werden und wachsen kann. Das Geheimnis ist: "Christus in mir!". Ein Freund des Retters der Welt hat einmal geschrieben: "Eigentlich lebe nicht mehr ich selber, sondern einer lebt in mir, doch gerade dadurch, dass dieser in mir lebt, werde ich ganz ich selber. Ich werde auch davon befreit, alles selbst machen zu müssen, weil einer in mir alles tut!" Durch das Leben dieser jungen Frau, das im Neuen Testament im Lukasevangelium, Kapitel 1, Verse 26-38, und Kapitel 2, Verse 1-21, nachgelesen werden kann, wird uns plastisch vor Augen geführt, was die geniale Botschaft von Weihnachten für jeden persönlich und für die ganze Welt bedeutet! Rahel Eggenberger, lic.theol., St.Martinsstr.4, 6430 Schwyz
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E-Mail: rahel.1291@bluewin.ch
Datum: 22.11.2002
Autor: Rahel Eggenberger
Quelle: Jesus.ch