Friede auf Erden?

Hanspeter Hugentobler

Als Journalist im Spannungsfeld von Weihnachtsstimmung und Katastrophenmeldungen

Hand auf's Herz: Wie feiern Sie nach den Krisenereignissen der letzten Monate Weihnachten? Haben Sie so einfach Lust, Weihnachtslieder zu singen und den berühmten Slogan der Engel "Friede auf Erden" zu hören, wie ihn die Weihnachtsgeschichte im Lukas-Evangelium berichtet? Wie kann man denn überhaupt gemütlich Weihnachten feiern angesichts des grossen Leides von Terroranschlägen, Kriegen, Krankheiten, Amokläufen, wirtschaftlichen Krisen und persönlichen Tragödien der vergangenen Zeit? Ist es nicht zynisch, nun die Beine hochzulegen, gemütlich eine Kerze anzuzünden, einen Zimtstern auf der Zunge zergehen zu lassen und dazu sanfte Weihnachtsmusik zu hören: "Friede auf Erden"?

Als Journalisten führen wir eine ähnliche Diskussion auf unseren Redaktionen schon seit drei Monaten: Sollen wir in Krisenzeiten nur rund um diese negativen Ereignisse berichten. Oder dürfen - oder sogar müssen? - wir auch über die ganz normalen Lebensthemen aus unserem Umfeld reden? Sogar dann, wenn sie so positiv sind, dass sie nicht in die düstere Zeitstimmung passen? Müssten wir vielleicht in der Weihnachtszeit sogar die Krisenmeldungen weglassen, um die "Süsser-die-Glocken- (oder Kassen?) nie-klingeln"-Stimmung nicht zu zerstören?

"Die gute Nachricht" von Weihnachten - vielleicht liegt gerade darin der Schlüssel - ist nicht primär eine Nachricht, die mich in Hochstimmung bringen soll. Die gute Nachricht ist vielmehr, dass Gott diese Welt noch nicht aufgegeben hat. Dass er darum seinen Sohn Jesus Christus in unsere Welt voller Ungerechtigkeit, Krankheit und Krieg gesandt hat - das war auch vor 2000 Jahren nicht anders. Und dass damit eben gilt, was die Engel damals ausriefen (nach der pointierten Bibelübersetzung ‚Hoffnung für alle'): "Gott im Himmel gehört alle Ehre; denn er hat den Frieden auf die Erde gebracht für alle, die bereit sind, seinen Frieden anzunehmen".

Auch wenn wir uns als einzelne Menschen in diesen herausfordernden Tagen oft so machtlos fühlen, eines können wir also: Den Frieden, den Gott uns anbietet, anzunehmen und ihn zu leben und weiterzugeben in unserem persönlichen Umfeld. Denn: dem Krieg als letzte Konsequenz des Hasses wird am besten mit Friede und Liebe zwischen Mensch und Mensch vorgebeugt. Sich nicht von der kollektiven Krisendepression niederdrücken zu lassen, sondern den Frieden im Kleinen zu leben und Hoffnung zu verbreiten - das scheint mir eine gute Art zu sein, Weihnachten zu feiern.

Auf meinem Schreibtisch steht eine Postkarte mit dem Slogan: "Wir glauben an die Zukunft und an Gott". Dieser Satz erinnert mich daran, dass wir trotz allen obligatorischen Krisenmeldungen, die wir als Journalistinnen und Journalisten zu überbringen haben, auch Hoffnung vermitteln können. Weil wir auf einen Gott vertrauen, der über allen Katastrophen dieser Welt steht und der uns Menschen eine Zukunft schenken will. Nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr.

Hoffnung zieht Kreise!
Ich wünsche Ihnen hoffnungsvolle Weihnachten

Datum: 22.11.2002
Autor: Hanspeter Hugentobler
Quelle: ERF Schweiz

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service