Sitz der UNO in Genf (Bild: Wikimedia / CC-BY-SA-3.0)
Auch
Deutschland verzichtet auf die UN-Veranstaltung zum 20.
Jahrestag der umstrittenen Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban, Südafrika.
Dies weil sich erneut ein Israel-Bashing abzeichnet.
Livenet war 2009 bei der Durban-Review-Konferenz in Genf dabei (s. Artikel vom 23. April 2009) und beobachtete eine eigentlich
erschütternde, wenn auch nicht überraschende
Einseitigkeit. Diese lässt sich an zwei Beispielen festmachen: Libyens Vertreter Abdulati Alobidi nannte den Staat
Israel einen Genozid-Pionier. Über den Umgang Libyens mit eigenen
Minderheiten oder Menschen aus Subsahara-Afrika wurde freilich kein Wort
erwähnt. Oder auch Hussein Al-Zuheiri, Iraks damaliger Vizeminister für
Menschenrechte, teilte hart gegen den Judenstaat aus und lobte gleichzeitig das
Zweistromland, in welchem Religionsfreiheit akzeptiert und verschiedene Rassen
und Sprachen friedlich zusammenleben würden; eine derart plumpe Lüge hätte
eigentlich mit Gelächter zur Kenntnis genommen werden müssen. Sein Land kämpft bekanntlich mit
Giftgas gegen Kurden, vertreibt und unterdrückt sie und die christliche
Minderheit schrumpfte zur gleichen Zeit in einem bedauernswerten Exodus aus der
uralten Heimat.
Israel im Dauerfeuer
Livenet notierte sich während vier
Tagen die einseitigen Wortmeldungen, Israel war der einzige Staat der
namentlich genannt und im Dauerfeuer stand. Niemand sprach über Minderheiten
wie den Roma, den Kurden, den Tibetern, der Lage in Nordzypern und so weiter
und so fort.
Auch ungenannt blieb die
Unterdrückung der Frauen in Iran, Saudi-Arabien, Afghanistan, Somalia und in
vielen anderen Nationen.
Deutschland
verzichtet
In Genf wurde die zweite
Durban-Konferenz durchgeführt. Im September 2021 steht nun die vierte Veranstaltung gegen
«Rassismus, Rassendiskriminierung und Fremdenfeindlichkeit» an.
Deutschland hat im Vorfeld mitgeteilt, dass es die Veranstaltung Durban IV boykottiert. Damit ist es das zehnte
Land nach Israel, den USA, dem Vereinigten
Königreich, Kanada, Australien, den Niederlanden, der Tschechischen Republik,
Ungarn und Österreich, das nicht mehr mitmacht bei diesem Israel-Bashing.
Frankreich noch offen
Frankreich, das Durban III
boykottiert hatte, hat seine Position noch nicht bekannt gegeben – dies zur Sorge
der französischen Juden. Francis Kalifat, Leiter des französisch-jüdischen
Dachverbands CRIF, rief Paris zum Boykott von Durban IV auf.
Francis Kalifat prangerte die
moralische Gleichsetzung zwischen Israel und Nazideutschland bei früheren
Durban-Treffen an und sagte: «Die Perversität dieser Gleichsetzung liegt nicht
nur in der zwanghaften Dämonisierung Israels. Sie liegt in der Tatsache, dass
durch diese Gleichsetzung die Nazis in gewisser Weise freigesprochen werden.
Die Durban-Konferenz im Jahr 2001 war das eklatanteste Beispiel für dieses
antisemitische Delirium», so Kalifat in einer Erklärung. Er forderte Frankreich
auf, «seine Seele nicht zu verlieren», indem es «an dieser Maskerade teilnimmt».
Schweiz will
Delegation entsenden
Mit Besorgnis nehmen Mitglieder der
Parlamentarischen Gruppe Schweiz-Israel davon Kenntnis, dass die Schweiz eine
Delegation an diese Konferenz zu entsenden gedenkt, schreibt die Gruppe in
einer Pressemitteilung. Die Gruppe verweist auf den
wiederholten Missbrauch der Plattform und die Länder, welche bereits auf die
Teilnahme verzichten.
In einem Brief fordert die Gruppe
das EDA auf, die Teilnahme zu überdenken. Angesichts der zu erwartenden
Hassreden und antisemitischer Darstellungen sei dies nicht «die passende
Plattform, um Brücken zu bauen oder die 'guten Dienste' der Schweiz anzubieten», heisst es in der Mitteilung.