Wir sind seit kurzem verheiratet. Nun hat mein Mann den Spass am Internet entdeckt. Immer, wenn ich nicht da bin, schaut er sich Pornos an. Als ich einmal zufällig dazu kam, sagte ich ihm, dass ich diese Seiten nicht toll finde, auch nicht in Form von Bildern und Videos auf seiner Festplatte. Gegen ein paar Videos habe ich ja gar nichts, aber nicht soooo viele ...
Ich bat ihn, diese Sachen zu löschen. Er war einverstanden, verschob die ganzen Dateien jedoch nur in einen anderen Ordner. Und natürlich kommen immer wieder neue Bilder dazu.
Ich weiss nicht, wie ich darauf reagieren soll, da ich ihm ja schon gesagt habe, dass ich so was nicht toll – sondern verletzend finde. Und er macht trotzdem weiter – heimlich versteht sich. Seiner Ansicht nach ist es für Männer völlig normal, Pornos zu besitzen – ist das wirklich so? Er findet, er könne dem grossen Angebot im Internet einfach nicht widerstehen. Ist das schon Sexsucht?
Sabina L.
ANTWORT
Liebe Sabina, ich spüre dein Unverständnis und kann das verstehen. Viele Frauen empfinden es ähnlich wie du. Das Verhalten deines Freundes ist für dich entwürdigend und verachtend. Wie du richtig bemerkst, kann dieses Verhalten suchtartig werden.
Pornosucht /Sexsucht ist wahrscheinlich eine sehr verbreitete Sucht, die viele Ursachen hat. Sie zeigt ein Krankheitsbild wie alle anderen Süchte. Wie die meisten Süchte spielt sie sich zuerst im Verborgenen ab, weil sich der Betroffene schämt. Gerade bei Pornographie und Selbstbefriedigung kann das der Süchtige ja lange Zeit tun, ohne dass er nach aussen auffällt. Wie bei allen Süchten zeichnet sich aber ein Muster ab. Es braucht immer mehr!
Was braucht es, um von Süchten frei zu werden? Der Leidensdruck muss gross genug sein. Der Wille und die Entscheidung, etwas dagegen zu tun, sind die wichtigsten Voraussetzungen. Dann braucht es sicher Hilfe, um davon loszukommen, damit meine ich eine Fachstelle, die sich in Suchtberatung auskennt.
Du schreibst: „Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht so toll finde und er es doch lassen soll.“ Das tönt recht harmlos. Kann es sein, dass es dich mehr belastet als du vor dir selber eingestehen willst? Denn bei suchtartigem Verhalten des Partners leidet immer auch die Partnerin. Scham, Ängste, Schuldgefühle und die Isolation können die Folge sein. Ich möchte dich ermuntern, dich und deine Gefühle ernst zu nehmen und nicht einfach still zu leiden. Es ist keineswegs so, dass das für Männer einfach normal ist. Sie müssen lernen, diesem Angebot zu widerstehen und ihre Sexualität in der Liebesbeziehung zu ihrer Partnerin zu leben – und nicht davon abgekoppelt. Vielleicht hilft es ihm schon, wenn du mit ihm über die Gefühle sprichst, die sein Verhalten bei dir auslösen.
Die folgenden Links können dir weiter helfen:
Dossier: www.sexsucht.jesus.ch
Kontakt: www.lebenshilfe.jesus.ch
Anonyme Sexsüchtige: http://www.slaa.de
Hier kannst du viel über das Verhalten von Süchtigen nachlesen: www.dhs.de
Mehr über Internet-)Pornografie? www.porno-frei.ch/pornografie/index.php
Mehr zum Thema Online-Sucht: www.onlinesucht.de
Datum: 15.09.2004
