Kühnheit und Ehrfurcht im Gebet

Jesus lehrt uns, dass wir hartnäckig bitten sollen (Lk 11,8). Alan Johnson schrieb zu diesem Vers: „Wenn wir das griechische Wort des Grundtextes einmal genau betrachten, so heisst es nicht ,ausdauernd` bitten, sondern ,kühn` oder ,unverschämt`. Diese Stelle lehrt uns also nicht ausdauerndes Gebet, sondern mutiges, kühnes Gebet ..." Norman Grubb schrieb hierzu in demselben Sinne: „Jesus machte hier eine atemberaubende Bemerkung über Gebet ... Er sagte, ein Beter solle sein wie jemand, der so fest entschlossen ist, das zu bekommen, was er will, dass er alles daransetzt und eine richtige Nervensäge wird, bis er es endlich hat. Spät nachts weckt er seinen Nachbarn; er missachtet die Warnung, dass sein Klopfen die Kinder aufwecken könnte; ja, er klopft sogar noch energischer, nachdem er dies gehört hat, weil er weiss, dass das seinen Nachbarn in doppelter Geschwindigkeit zum Öffnen der Türe bewegen wird, um dem Lärm ein Ende zu machen; und schliesslich bekommt er alles von ihm, nicht nur drei Laibe Brot, sondern alles, was er wollte, und zweifellos von einem ,auf die Palme' gebrachten ,edlen Spender'.Jesus erklärt, dass er dies alles nicht bekam, weil der Nachbar sein Freund war, sondern einfach, weil er so hartnäckig darum bat (wörtlich heisst es an jener Stelle sogar: ,unverschämt darum bat`). Und wenn nun ein unwilliger Freund auf diese Weise zur Grosszügigkeit bewogen werden kann, wie steht es dann mit einem willigen Vater? Christus ermahnt uns hier sicherlich nicht zur Vorsicht oder zu zögerndem Verhalten, sondern zu grosser Kühnheit im Gebet, die gleichzeitig mit grosser Demut gekoppelt ist. (Heb'- 6,15)."Abraham war kühn, als er für die Gerechten in Sodom eintrat (1Mose 18,23-32). Jakob war kühn, als er mit dem Herrn bei Pniel kämpfte (1Mose 32,24-29). Moses war kühn, als er nach dem Tanz ums goldene Kalb für das Volk Israel eintrat (2Mose 32,32), als er darum bat, Gott möge mit ihnen ziehen (2Mose 33,12-18), und auch, als sich die Israeliten über das „tägliche Brot" beschwerten (4Mose 11,10-15).Auch der Psalmist wandte sich kühn an Gott: „Wache auf, werde wach, mir Recht zu schaffen und meine Sache zu führen, mein Gott und Herr!" (Ps 35,23); ,Wache auf, Herr! Warum schläfst du? Werde wach und verstoss uns nicht für immer!" (Ps 44,24); und: „Erhebe dich" (Ps 94,2).Habakuk protestierte gegen Gott, weil Er Sein Volk nicht bestrafte (Hab 1,1-4), und dann, weil Er zur Bestrafung die grausamen Babylonier gebrauchte (Hab 1,12-17).Natürlich sollten sich unsere Kühnheit und Ehrerbietung Gott gegenüber im Gebet die Waage halten. Wir sollten dabei Seine Grösse und Majestät nie aus dem Auge verlieren, und wir sollten nie respektlos oder in einem zu lockeren Umgangston mit Ihm reden. Prediger 5,1 ermahnt uns, nicht voreilig etwas vor Gott zu reden; Ps 111,9 und 5Mose 28,58 erinnern uns daran, dass der Name des Herrn heilig und herrlich ist.Einige zitieren Jesaja 45,11 als Rechtfertigung dafür, dass man Gott etwas im Gebet befehlen könne („Und wollt ihr mir Befehl geben wegen des Werkes meiner Hände?"). Es ist jedoch ersichtlich, dass Gott selbst dies als Frage formuliert hat. Es gebührt sich nicht für einen Diener, dem Herrn Anweisungen zu geben. Wenn wir sagen, wir „befehlen" Gott etwas an, dann im Sinne von „wir legen es vertrauensvoll in Seine Hände". Wir wollen unsere Kühnheit im Gebet klar auf die konkreten Zusagen in Gottes Wort stellen, aber wir wollen auch daran denken, dem mit Respekt zu begegnen, der uns auffordert, Ihn zu bitten.Fortsetzung:

Gebet oder gesunder Menschenverstand?

Datum: 24.07.2007
Autor: William Mac Donald
Quelle: Nur bis zur Zimmerdecke?

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