Als Mimi Asher aus dem Londoner
Stadtteil Brixton bemerkte, dass ihr Sohn Michael in einer Gang war, war sie
entsetzt. Aber letztlich zerstörte die Gang nicht die Familie – im Gegenteil:
Mimi nahm die Kerle bei sich auf, was dazu führte, dass sich die Leben etlicher
Gefährten ihres Sohnes veränderten.
Mimi Asher
Was
tun, wenn man entdeckt, dass der eigene Sohn in einer Gang ist? Pastorin Mimi
Asher hatte ihre ganz eigene Herangehensweise: Sie nahm die Gang bei sich auf. Zunächst
war Mimi entsetzt, als sie entdeckte, dass sich ihr Sohn Michael einer
Strassen-Gang angeschlossen hatte. Doch
dann nahm sie die Sache selbst in die Hand: Sie entschied sich dazu, dass der
beste Weg wäre, ihn aus den Fängen der Gang «Organised Crime» (O.C.)
herauszuholen, indem sie das Problem gleich selbst lösen würde.
Während
dreier Jahren öffnete Pastor Mimi ihr Haus für die O.C.-Mitglieder. Unter
anderem kochte sie Mahlzeiten für die Mannschaft und wusch deren Kleider. Unter
anderem lebte der Anführer Karl Lokko, heute auch «General Lokks» genannt, im
Haus.
Selbst der Teufel würde nicht da
leben wollen
Der
Ortsteil Myatt's Field wurde bereits beschrieben als ein Ort, an dem selbst der
Teufel nicht einmal durchlaufen wollen würde, weil da junge Menschen leben,
welche die Mitbürger terrorisieren. «Das ist die Siedlung in der ich lebe. Sie
überwachen die Leute und fordern ein Passwort, das es zu sagen gilt, um in 'ihr' Revier zu kommen. Es ist ihre Art zu überwachen, wer reinkommt.»
Zunächst
habe sie keine Ahnung gehabt, dass ihr Sohn in so etwas involviert sein könnte,
«weil er ein so guter Junge war. Ich wusste nichts über Gangs – bis ich mit
einem Polizeibeamten sprach …»
«Ich liess mich nicht von der Angst
abhalten»
Mitglieder der Gang «Organised Crime»
«Ich
liess mich nicht von der Angst abhalten von dem was ich tat», sagt Mimi Asher.
«Die Jüngeren nehmen die Älteren als Vorbilder, sie werden von ihnen
inspiriert, weil sie diese mit Autos, Mädchen und Geld sehen. Sie werden
rekrutiert, dieser Prozess läuft überall in London.»
Sie
habe zunächst versucht, ihn jeweils zurückzuholen, was für kurze Zeit
funktionierte. Wenn sie ihn fand, folgte er ihr aus Respekt nach Hause.
Irgendwie wussten alle, dass Michaels Mutter jederzeit erscheinen konnte und
das verunsicherte die Gruppe.
Um zwei Uhr nachts …
Eines
Nachts hielt Mimi um zwei Uhr Ausschau nach ihrem Jungen. «Ich verlangte danach
meinen Sohn zu retten, denn ich wusste, dass er sonst den Tod oder das
Gefängnis finden würde – und damit hätte ich nicht leben können.»
«Deshalb
begann ich seine Freunde zu mir einzuladen und für sie zu kochen. Sie kamen und
ich versuchte mit ihnen ins Gespräch zu kommen.» Mit der Zeit habe sie sich um
alle der Jungs gekümmert.
Mimi sah das Potential
«Ich
sah sie als Boys, die Potential hatten, Gutes zu tun.» Doch dazu habe etwas
geschehen müssen. «Es war die Passion, die ich in meinem Herzen für sie hatte.
Mein Verlangen war, sie alle zu retten. Das wenige Geld, das ich hatte, teilte
ich mit ihnen.»
Die
Antwort sei, zu versuchen, als Mütter und Väter involviert zu sein und nicht
passiv zu warten, bis die Regierung sich den Gangs annimmt. «Sie sollte
Einrichtungen bereitstellen statt zu schliessen. So viel Geld fliesst in die
Olympischen Spiele und wir haben diese jungen Menschen in unserer Gegend und es
gibt wenig, das sie motiviert.»
Die Wende
Manchmal
habe sie Angst um ihr Leben gehabt. «Es gab Zeiten, da dachte ich, dass ich
paranoid werde.» Doch der Glaube habe sie vorangebracht. Und sie habe sich von
der Angst nicht unterkriegen lassen.
Und
tatsächlich: Die Liebe siegte. Mit der Zeit veränderten manche der jungen
Menschen ihr Leben. Der frühere Gang-Leader Karl Lokko beispielsweise fand nach
sieben Jahren aus diesem Lebensstil heraus und zu Jesus Christus. Heute wirkt
er in einer christlichen Gemeinde mit.
Und
Mimi Asher? Die Geschichte liegt bereits mehrere Jahre zurück – sie arbeitet
weiterhin als Pastorin, ermutigt die Menschen an Christus festzuhalten und sie
erhielt den «London Peace Award» des damaligen Bürgermeisters Boris Johnson.