Im Alter von drei bis zehn Jahren erlebte Victor Marx körperlichen und sexuellen Missbrauch von diversen Stiefvätern. Drogen und Alkohol halfen nicht. Ein Brief seines leiblichen Vaters brachte ihn dann zur Weissglut. Trotzdem kam es zum Treffen.
Victor Marx'
Kindheit ist das, was man sich unter Horror vorstellt: Sein Vater – ein
Drogendealer – verliess die Familie, bevor Victor geboren wurde. Er selbst
wächst mit seinen Geschwistern bei der Mutter und diversen Stiefvätern auf.
«Folter»
Mit
nur drei Jahren beginnt der Missbrauch seitens des Stiefvaters. «Als Kind
nutzte ich den Humor als Bewältigungsstrategie.» Was er erlebte, wird von
Psychiatern als «Folter» bezeichnet. «Das bedeutete, dass ich in eine Wanne
voll mit Wasser getaucht wurde, bis ich ohnmächtig war, oder ich erhielt Elektroschocks
– das wurde mir alles ganz bewusst angetan. Aber ich danke Gott, dass er mich
am Leben erhalten hat...»
Schon als kleiner
Junge hört Victor in den diversen Kirchen, die sie besuchen, von Jesus. «Ich
hatte schon immer an Gott geglaubt, aber er war für mich völlig unnahbar.
Menschen bezeichnen ihn als Gott, den Vater, und das war für mich beleidigend,
denn die Väter, die ich kannte, waren entweder abwesend, wütend, betrunken,
gewalttätig oder missbrauchend – und so konnte und wollte ich gar keine Beziehung
zu Gott haben.»
Jesus – nur
ein netter Typ?
Die Geschichten
über Jesus faszinieren Victor hingegen. «Dieser Jesus liebte Kinder und machte
übernatürliche Sachen.» Eines Abends erlebt er, dass Jesus lebt: Er ist zehn
Jahre alt, sein Stiefvater kommt betrunken nach Hause und beginnt, von aussen
mit einem Maschinengewehr auf die Lampen zu schiessen. «Meine Mutter schnappte
sich uns Kinder und wir versteckten uns im Schrank. Er kam zur Zimmertür und
schrie: 'Entweder ihr kommt raus oder ich komme rein.' Meine Mutter begann zu
beten: 'Das Blut Jesu verschliesst die Tür…' Ich sagte zu ihr: 'Jesus ist ein
netter Typ, aber wir brauchen hier jemand starkes…'»
Doch in dem Moment begreift
er, dass Jesus unglaubliche Macht hat: «Mein Stiefvater konnte nicht in den
Raum kommen, obwohl die Tür offen war…» In derselben Nacht flieht die Mutter
mit den Kindern durch das Fenster und sie kehren nie wieder zurück.
«Lieber Sohn
…»
Victor Marx mit seinem leiblichen Vater
Victor besucht
insgesamt 14 Schulen, lebt in 17 verschiedenen Häusern. Die vielen Umzüge
machen den Aufbau von Freundschaften fast unmöglich. «Ich begann zu trinken,
Drogen zu nehmen. (…) Ich machte das nicht, um cool zu sein oder in eine Clique
zu passen, sondern weil ich innerlich so verletzt war – ich wollte mich einfach
an nichts erinnern.» Innerlich fühlt er sich völlig leer.
Genau zu der Zeit
erhält er einen Brief seines leiblichen Vaters. «Er schrieb: 'Lieber Sohn'
und das machte mich wütend. Ich dachte: Meine Mutter wurde von dir schwanger,
aber du warst mir nie ein Vater! (…) Aber dann entschuldigte er sich dafür,
dass er mir kein Vater gewesen war. Und er schrieb: Du denkst vermutlich, dass
ich verrückt bin, und ich bin es in einem gewissen Sinn auch: Ich bin verrückt danach, Jesus Christus nachzufolgen!»
Victor nimmt sich
Urlaub und besucht seinen Vater in Louisiana. Dieser hat sich tatsächlich völlig verändert, was
Victor beeindruckt. Er ist ein guter Mensch geworden. Gemeinsam besuchen sie
eine Kirche. Victor wird besonders von der Lobpreismusik angesprochen, und
davon, wie sehr Jesus ihn liebt. «Ich merkte plötzlich: Ich habe Fehler gemacht
– und ich war bereit, Vergebung zu empfangen und mein Leben hinzugeben.» An dem Tag übergibt er
sein Leben Jesus.
Vergebung
ausleben
Als Christ wird
ihm klar: Gott will, dass er seinen Stiefvater aufsucht, der ihn so missbraucht
hatte, und ihm von dem erzählt, was Gott in seinem Leben tut. «Ihm zu vergeben
war eine Entscheidung, aber ich musste das auch ausleben.» Er sucht ihn in dem
Haus auf, in dem er vom Stiefvater sexuell und körperlich missbraucht wurde
– alle Erinnerungen sind sofort wieder da. Der Stiefvater, mittlerweile ein
alter Mann, ist immer noch hartherzig. Er steht jedoch kurz vor dem Sterben und ist
bereit, mit Victor zu reden. «Ich spürte Gottes Hand auf mir und Gottes Liebe für diesen Mann.» Victor erklärt ihm das Evangelium und liest ihm aus der
Bibel vor. Von seinem Stiefvater kommt keinerlei Reaktion.
In den nächsten
Wochen beginnt Victor, für seinen Stiefvater zu beten. Und über die Zeit merkt
er, dass er ihn nicht mehr hasst, wie es früher noch der Fall war. Er will nicht, dass er in die
Hölle kommt. Bei erneuten Besuchen sagt er ihm, dass er ihm vergeben hat. Als
er eines Tages den Stiefvater im Krankenhaus besucht, sagt der alte Mann zur
Krankenschwester, dass dies sein Sohn sei und dass er stolz auf ihn sei. «Gott
hatte diesen Mann berührt.»
Seither setzt
sich Victor Marx für Menschen im Nahen Osten ein, die Traumata durchgestanden
haben, etwa die Frauen im Irak, die von Isis versklavt wurden. Er hilft ihnen,
Heilung zu finden und ein neues Leben zu beginnen.