Am Rande des Africa-Cup

Marokko: Die Ruhe nach dem Sturm

Derzeit wird der Africa-Cup ausgetragen, das Pendant zum Europa-Cup. Jesus.ch nimmt zehn der teilnehmenden Nationen in den Fokus und berichtet über eine positive Entwicklung. Heute steht Marokko im Zentrum.
Marokko

 
Nach dem Druck im Jahr 2010 auf Marokkos Christen sei nun Ruhe eingekehrt, berichtet die «HMK» («Hilfe für Mensch und Kirche»). «Es ist wie nach einer grossen Tsunamiwelle, wenn das Wasser vom aufgewirbelten Schlamm noch trüb ist. Danach senkt sich der Schlamm langsam, das Wasser wird klarer, der Boden wird wieder erkennbar. So geht es uns zurzeit», wird ein einheimischer Christ zitiert.

Auch die Verfolgungswelle werte er nicht nur schlecht. Die Kirchengeschichte habe gezeigt, dass Dramatisches auch das Wachstum der Gemeinde einleiten könne.

Druck auf Christen ist ein öffentliches Thema

Kürzlich telefonierte ein marokkanischer Christ in eine Diskussionssendung im Radio, wo über das neue Ehegesetz gesprochen wurde. Es ging darum, die Stellung der Frau erheblich zu verbessern. Der Anrufer gab sich als Christ zu erkennen und sagte: «Auch als Christ kann ich nur auf islamische Weise heiraten und mich auch nicht anders registrieren lassen.» Umgehend wurde er aus der Leitung gekippt. Die Gastrednerin aber nahm den Faden auf und bilanzierte: «Es stimmt, dass Christen in Marokko ihre Minderheitsrechte nicht gewährt werden. Doch nur Gott kann bewirken, dass ihre Rechte einmal anerkannt werden.»

«Wir Christen sind für Marokko»

Vor einiger Zeit sprach «livenet.ch» mit Walid (Name geändert). Der marokkanische Christ sagte, die Regierung habe zuerst gemeint, dass er gegen sie sei. «Aber ich sagte, dass ich nicht gegen Muslime bin und dass das Christentum nicht gleichzusetzen sei mit Kreuzzügen oder Kolonien errichten – auch wenn das in der Schule so gelehrt wird.»

Ihm sei gesagt worden, dass er als Christ Probleme bekommen könne, so Walid. «Ich sagte, ich sei bereit, jeden Preis zu bezahlen. Niemand kann mir den Glauben nehmen.» Gegen die Regierung kämpfe er nicht, im Gegenteil: «Die Bibel lehrt mich, ihr zu gehorchen. Ich stehe hinter der Regierung und bete für sie. Christen beten mehr für den König als dies Muslime tun.» Die Behörden wüssten inzwischen, dass sie keine politischen Absichten hegen. «Ich will einfach dem Land in allem helfen. Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, dann sage ich das. Aber ich respektiere den König trotzdem.»

Israels Levy: ein Marokkaner

Marokko bietet einige spannende Facetten: Der französische Spitzenpolitiker Dominique de Villepin und der ehemalige israelische Aussenminister David Levy haben eines gemeinsam: Beide kamen in der Hauptstadt Rabat zur Welt. Sie sind aber nicht die einzigen Prominenten, die in diesem nordafrikanischen Staat geboren wurden: Schauspieler Jean Reno («Der Da Vinci Code»), Tennisstar Guy Forget und Radlegende Richard Virenque stammen alle aus Casablanca.
 
Auch politisch ist Marokko bedeutender als man denkt: Die «Organisation der Islamischen Konferenz» (OIC) wurde nicht etwa in Saudi-Arabien, Iran oder Ägypten gegründet, sondern in Marokko. Bisher hatte die OIC neun verschiedene Generalsekretäre, und Marokko ist das einzige Land, das zweimal den Vorsitz hatte.
 
Das Land beherbergt auch eine eigene Kunstflugstaffel, die «Green March», die von Zeit zu Zeit auch in Europa zu sehen ist.
Am Africa Cup freute sich Marokko 1976 über den Titel. Bei diesen Spielen aber bedeuteten die Gruppenspiele bereits Endstation.

Datum: 02.02.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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