Starstürmer Grafite

«Ich bete für meine Gegenspieler»

Gemeinsam mit seinem Sturmpartner Edin Dzeko spielte er die gegnerischen Abwehrreihen schwindlig und schoss den VfL Wolfsburg vor zwei Jahren zur Deutschen Meisterschaft. In einem Interview mit «RP online» spricht der brasilianische Fussballprofi Grafite über die Integration von Ausländern, seine sportlichen Herausforderungen und den Glauben an Gott. Und er bekennt, dass er für seine Gegner betet.
VfL-Wolfsburg-Stürmer Grafite im Training. (Foto: gerdxx)

«Der Glaube ist die Grundlage für mein Leben. Ich sage da nicht nur irgendetwas auf, ich glaube an das, was in der Bibel steht», antwortet Grafite auf die Frage, was ihm der Glaube bedeutet. Er selbst bete nicht mit Gott, um Tore zu machen und zu gewinnen, sondern er bete, «damit ich, meine Kollegen und die Gegner nicht verletzt werden. Ich bete zu Gott, dass alle genauso das Feld verlassen, wie sie es betreten haben.»

Talent von Gott erhalten

Vor jeder Partie sage er deswegen Psalm 91 auf, der mit den Worten endet «Weil er an mir hängt, will ich ihn erretten. Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt. Ich bin bei ihm in der Not. Ich befreie ihn und bringe ihn zu Ehren», bekannte er einmal gegenüber der «Bild»-Zeitung. Auch bei öffentlichen Auftritten bezeugt der ehemalige Torschützenkönig seinen Glauben. Bei einem Besuch im «Aktuellen Sportstudio» im März 2009 sagte er: «Ich glaube, dass das, was in meinem Leben geschieht, Gottes Wille ist und dass er mir meinen Weg gezeigt hat, auch den Weg, Fussballspieler zu werden.» Seine Gabe, mit dem Ball umzugehen, sehe er als ein von Gott gegebenes Talent an. «Und das setze ich ein.»

«Du wirst behandelt wie ein Gott»

Sportlich traut er dem VfL Wolfsburg zu, auch in dieser Saison noch einmal Meister zu werden. Auf die Frage, wie er seine sportliche Krise im vergangenen Jahr gemeistert hat, antwortet er sehr ehrlich: "Mit sehr viel Vertrauen in meine Stärken. Wenn es läuft, kann man sich vor Zuspruch kaum retten. Du wirst behandelt wie ein Gott." Erst in der Tiefphase habe er genau gesehen, wer zu ihm steht. "Familie und Freunde sind wichtig, nicht diese Glamourwelt, sondern dass ich nach Hause komme und die Kinder mich begrüssen. Darum geht es im Leben."

Erfolg in São Paulo

Der 1979 in São Paulo geborene Stürmer, der mit bürgerlichem Namen Edinaldo Batista Líbano heisst, hat eine bewegte Lebensgeschichte hinter sich. Als Jugendlicher hat er durch den Verkauf von Mülltüten zum Lebensunterhalt der Familie beigetragen. Seine Profi-Karriere begann er 2000 in Brasilien beim Santa Cruz FC. Nach einem Auslandsjahr in Südkorea wechselte er zurück nach Brasilien und feierte mit dem FC Sao Paulo grosse Erfolge. Unter anderem gewann er die prestigeträchtige südamerikanische Vereinsmeisterschaft Copa Libertadores und die Fifa-Klub-Weltmeisterschaft. 2005 wurde seine Mutter in Brasilien entführt. 2007 holte ihn Felix Magath in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg.

Nicht alles selbstverständlich

Seine Lebensgeschichte bringt ihn zu dem Schluss: «Besonders durch meine Geschichte weiss ich, das alles nicht selbstverständlich ist. Wichtig ist, wie du dich als Mensch verhältst, dass du respektvoll mit anderen umgehst – egal, welche Hautfarbe oder Religion sie haben.»
 

Datum: 17.11.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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