Mit dem Geist der Versöhnung und dem Herzen eines Löwen
Gezeichnet
von 27 Jahren Gefangenschaft besuchte Nelson Mandela 1990 die USA und eroberte die
Herzen mit der Botschaft der Freiheit für Südafrika. Die
Doku «1990. N.Y., Nelson Mandela erobert die USA» zeigt seinen Siegeszug, der zu Hause an der Festung der Apartheid rüttelte. Ein Filmtipp von Roland Streit.
Nelson Mandela (rechts) mit US-Präsident Bill Clinton im Jahre 1993 (Wikipedia / White House Photograph Office, Clinton Administration)
Am
11. Februar 1990, also vor genau 30 Jahren, wurde Mandela aus der Haft auf
Robben Island entlassen. Paradoxerweise muss sich nun derjenige, der 27 Jahre und sechs Monate hinter Gitter sass, selbst hinter Panzerglas begeben, weil er höchstgefährdet
ist. Das Sicherheits-Aufgebot ist riesig.
Die
Frage, die während des Films bewegt: Weshalb muss jemand um sein Leben bangen,
der sich für Gerechtigkeit und gegen die Apartheid einsetzt. Was bringt die Gegner so
in Rage, macht ihnen solche Angst, dass sie sogar zu einem Mord fähig werden? Die
Serie auf dem TV-Sender Arte heisst «Verschollene Filmschätze» und zeigt
beispielsweise «1979. Die erste Polenreise von Johannes Paul II». Über diesen Film hat Livenet bereits berichtet.
Christ,
Aktivist und Methodist
Nelson
Mandela gehört zweifelsohne zu den beeindruckendsten Persönlichkeit unserer
jüngeren Geschichte. Zum Beispiel auch WEF-Gründer Schwab erwähnte Mandela als
eindrücklichste Person, die er in den 50 Jahren der Forums-Geschichte traf.
Doch
Mandela äusserte sich zurückhaltend über seinen Glauben. Dies habe er bewusst getan, sagt
Dennis Cruywagen, ein Weggefährte im ANC (Regierungspartei,
Afrikanischer Nationalkongress), in einem Interview. Seine Prägung durch die
methodistische Kirche war jedoch nicht nur intellektuell, sondern durchdrang
Leib und Seele. Sein Leben sprach so stark, dass Leute, die ihn trafen, total
beeindruckt waren. Und diese Haltung konnte auch der aufreibende Gefängnis-Aufenthalt
nicht schwächen.
Leben für Versöhnung
Bewusst
widmete der spätere Nobelpreis-Träger sein Leben, um Menschen, Völker und Kulturen
zusammenzubringen. So mied er konfrontative Aussagen und schaffte viel
Versöhnung und nicht zuletzt eine Basis, auf der Südafrika der Urbevölkerung
ihren Platz in der Regierung geben konnte.
Gewiss
hätte er genug Grund gehabt, Gefühle gegen das Christentum zu entwickeln, allein schon wegen der weiss dominierten Christenheit (zum Beispiel der niederländisch-reformierten Kirche). Aber sein Leben sprach eine
andere Sprache.
Mandela
on Tour
Noch
am Abend seiner Freilassung erklärte Mandela, von der Bevölkerung gerne liebevoll mit seinem Clan-Namen «Madiba» betitelt, dass
er die Apartheids-Politik mit all seinen Mitteln bekämpfen wolle. Und so begab er sich auf eine
Tour, um die Einwohner Amerikas und schliesslich alle Weltenbürger für
sich zu gewinnen.
In
Manhattan marschiert er mit erhobener Faust und seiner Frau Winnie an der
anderen Seite ein. Immer wieder ist die Fahne des ANC sichtbar – schwarz, grün
gelb. Der ANC war jedoch nicht erfreut, dass man ihn mit seiner Ehefrau sah,
denn ihr wurden einige Vergehen nachgesagt (später liess sich Mandela auch von ihr
scheiden). Eine
Station auf seiner Tour war das mit 80'000 Besuchern ausverkaufte Yankee Stadium. Dort lautete seine Botschaft, dass es die Besserung zu einer echten Gleichberechtigung
brauche, nicht von einer weissdominierten Regierung zu einer schwarzdominierten. Das
Publikum tobte dann noch mehr, als er zur Show Jacke und Baseball-Cap der Yankees
anzog.
Kennedy,
Bush und Trump
Ein
Termin seiner Frau Winnie musste wegen einer Bombendrohung abgesagt werden,
was die Brisanz der Sicherheit zeigt. Dann gab es eine Visite in einem Gottesdienst
der River Side Church und der Schwarzen Ghettos in Harlem und Atlanta. Wobei Mandelas
Begleiter beispielsweise Walter Fontroy, ein Weggefährte Martin Luther Kings,
oder Randell Robinson, der starke Aktivist gegen Apartheid, waren. Unterwegs
waren sie oft in einem kleinen Flugzeug, das einem aktiven Geschäftsmann gehörte;
sein Name: Donald Trump.
Die
Medien verlangten täglich neue Bilder des Ereignisses. Und immer wieder sieht
man im Film begeisterte und singende Menschenmassen. Beim
öffentlichen Empfang bei Präsident Bush Senior dauerte die Ansprache rund fünf Minuten, worauf ihm der Südafrikaner neun Minuten lang entgegnete und auch auf
vorgängige Aussagen konterte.
Die
Familie Kennedy hingegen würdigte Nelson Mandela mit Respekt, teilte seine
Gesinnung und unterstützte ihn aktiv.
Abschied
mit 58'000 Besuchern und Ankunft mit Ansage
Seine
letzte Rede lockte 58'000 Besuchern nach Oakland. Mehrfach sichtete man das Banner
«Sanktionen jetzt!» am Rednerpult. Dann,
vier Jahre später, verkündete Nelson Mandela beim Staats-Besuch in Clintons
Gesellschaft das endgültige Ende der Apartheid. Das war eine grosse Erlösung und ein Triumph!
Schlussendlich
war der gewaltige Umsturz durch Nelson Mandela nur mit dem echten Geist der
Versöhnung und dem Herz eines Löwen möglich. Er hatte seine Lebensberufung
gelebt und sein Ziel erreicht: Ein Präsident für alle zu sein!
Über «Verschollene Filmschätze»
Die Serie auf dem
TV-Sender Arte heisst «Verschollene Filmschätze» und zeigt rückblickend ein breites
Spektrum wie die Rede «I have a dream», Nelson Mandelas Beliebtheit und Andere. In cineastischen 27-Minuten-Happen
werden historische Ereignisse aufgegriffen und mit Kommentar und Hintergrund-Infos
durchleuchtet und wiederbelebt.
Hier können sie Doku über Nelson Mandela anschauen: