Michael und ich

Michael Jackson ist tot. Diese Schlagzeile war für mich wie eine Zeitmaschine. Nachts um 1.00 Uhr Schweizer Zeit prangte sie auf der Webseite einer der Zeitungen meines Vertrauens. Andere Blätter bestätigten sie. Und so fand ich mich plötzlich in ...
Michael Jackson
Jackson, eine Marke, ein Idol, ein begnadeter Tänzer. Er schien zerbrechlich und unzerstörbar zugleich.
Aus einer Berichterstattung über Jacksons Tod.

Auf dem Ordner prangte Michael Jackson. Jeder noch so kleine Schnipsel wurde darin fein säuberlich abgelegt. Artikel aus Jugendzeitschriften, sofern sie nicht mir gehörten, wurden kopiert und ebenfalls zwischen den beiden Kartondeckeln versorgt. Grosse Berichte gleich mehrfach, man konnte nie wissen. Und so wusste ich, dass Michael Jackson seiner Stilistin zu sagen pflegte: «Hurt me, Karen!» - «Tu mir weh, Karen!» Gemeint war, dass sie ihn vor den Auftritten so schön trimmen soll, dass der Anblick schmerzt. Oder ich wusste, dass Michaels Affe «Bubbles» hiess.

Ein Freund und ich überlegten, ob wir Michael schreiben sollten. Oder ein Paket schicken, und er würde dann für Bubbles eine Banane beilegen. Den Fan-Club, den wir gründen wollten, entstand nie, der Prototyp unserer Fan-Zeitschrift bestand aus zwei, drei unfertigen Seiten und der Fan-Song kam über eine Textzeile, die nicht unbedingt aus dem Nebel der Geschichte hervorgeholt werden muss, nicht hinaus.

Man in the Mirror & Co.

Ich war Teenager und Jackson hatte gerade sein Album «Bad» herausgebracht. Dieses hörte ich rauf und runter. Vom Titelstück über «I Just Can't Stop Loving You» und «Man in the Mirror» zu «Smooth Criminal» bis hin zu «Leave me alone» - dann das Ganze wieder von vorn. Immer wieder. Jackson war ein Glaubensbekenntnis, und ich freute mich, dass keiner so viele Alben verkaufte wie er. Jede Single-Auskopplung ein Chartserfolg, den ich genoss. Mehrere seiner Songs waren auf der Hitliste, Titel anderer Interpreten waren Lückenfüller zwischen den Liedern des Mannes, der von einem anderen Stern zu kommen schien.

Seine Macken, so etwa der Mundschutz, waren ebenso Markenzeichen wie seine Abschottung zur Aussenwelt oder sein dicker Manager mit der Zigarre.

Sein Gesang, leicht, zerbrechlich und dennoch unantastbar und souverän. Sein Tanz, seine Bewegungen waren ausserirdisch und spotteten der Schwerkraft. M-TV war damals noch nicht in den guten Schweizer Stuben zu sehen. Dafür der «Wurlitzer» im österreichischen Fernsehen. Das war Pflichtprogramm. Und in jeder Sendung kam mein Idol.

Der endgültige Bindestrich

Jetzt, plötzlich, steht hinter dem Namen Michael Jackson ein endgültiges «1958 - 2009». Ein Bindestrich. Als achtes von zehn Kindern des Kranführers Joseph Jackson früh auf der Bühne gestanden, mit seinen Brüdern als «Jacksons Five», entwickelte er sich rasch zum Leadsänger, und der Rest ist eine Geschichte, die, wenn sie auf der Leinwand stattfinden würde, als völlig überrissen abgekanzelt würde.

150 Jahre wollte er alt werden, hiess es vor rund zwanzig Jahren in einer der Geschichten. Bilder wurden gezeigt, wie er in einer Art Sauerstoffzelt schläft. Nach einem Drittel kam das frühe Ende.

Salomo und Jackson

Als «ein Haschen nach Wind» bezeichnete der weise Salomo das Streben nach Ruhm, Reichtum und Macht. Salomo, der eine Nation in ein goldenes Zeitalter führte, wusste, wovon er sprach. Jackson wurde das Leben im Rampenlicht bereits im Kindesalter aufgedrängt. Salomo scheint recht zu behalten. «Der Einzigwahre», wie RTL vor fünfzehn Jahren ein Interview mit Jackson ankündigte, ist tot, ist Legende. Eine ruhmreiche Vergangenheit ohne Zukunft.

In uns allen steckt ein Teil von Jackson. Wir mühen uns ab, streben nach Wind und fangen können wir ihn doch nicht. Er spielte etwas mit unseren Haaren, trocknete das Wasser auf unserer Haut oder wehte bittere Kälte in unser Gesicht. Aber halten können wir ihn nicht. Deshalb ist es sinnvoll, den kennenzulernen, der Sinn gibt. Denn früher oder später kommt auch bei jedem von uns der Moment, wo der Geburtszahl eine zweite Zahl zugeführt wird; jene nach dem Bindestrich. Es wäre ein Jammer, wenn wir in den Jahren zwischen diesen Zeilen einzig nach Wind gejagt hätten.

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Beten tut gut!

Datum: 01.07.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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