Barry McGuire: «Ich wäre geendet wie Hendrix, Morrison und Joplin!»

Der Song «Eve of Destruction» von Barry McGuire kommt sanft daher. Aber er hat Sprengkraft. 1965 wurde er zur Hymne einer fragenden Generation. Inzwischen hat sein Komponist weitere Antworten gefunden. Sie sind Mitte August 2008 an Konzerten in Deutschland und der Schweiz zu hören.
Barry McGuirre spielt viermal in der Schweiz und fünfmal in Deutschland (Foto: Sherry Barnett).
Mit von der Partie ist John York, ehemaliges «Byrds»-Mitglied (Foto: Greg Wigler).
Sein Song «Eve of Destruction» ist
«Profile Production» holt den Musiker in die Schweiz.

35 Alben hat der 73jährige Mann aus Kalifornien produziert; am bekanntesten ist sein Lied «Eve of Destruction». Viele Rundfunksender hatten das Stück damals, 1965, boykottiert. Trotzdem ging es mehr als 5 Millionen mal über den Ladentisch. Das Lied sei bis heute eine unbequemes Spiegelbild der Gesellschaft, sagt Barry McGuire im Interview.

Seit 1971 publiziert McGuire christliche Musik. Und ist froh, dass ihm in all den Jahren nur ein einziger Welthit gelang. «Wenn ich damals einen weiteren Hit geschrieben hätte, wäre ich geendet wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Elvis und zahllose andere.»

Wir sprachen mit dem Altmeister über sein Werk.

Livenet.ch: Barry McGuire, Ihr Song «Eve of Destruction» war das Lied einer Generation und ein Protest gegen den Vietnam-Krieg ...
Barry McGuire: Es war kein Protestlied; es war die Diagnose einer weltweiten gesellschaftlichen Heuchelei. Wenn du zu einem Arzt gehst und er dir einen bösartigen Tumor bescheinigt, dann erzählst du deinen Freunden ja auch nicht, der Arzt sei ein «Protest-Doktor», nur weil er deine Krankheit diagnostiziert hat.

«Eve of Destruction» war eine Diagnose von Gier und moralischem Verfall. Die Medien haben den Song falsch etikettiert und «Protestsong» genannt, weil sie ihn nicht verstanden hatten.

Können Sie nach 43 Jahren überhaupt noch Fragen zu diesem Lied hören?
Ja, denn das Massaker geht weiter. Es wurde nie beendet.

Wem widmen Sie den Song heute? Dem Sudan, dem Kongo oder einem anderen Konflikt?
Heute widme ich ihn all jenen Menschen, die zu Boden geschmettert wurden von den Mächtigen in Politik, Militär, Wirtschaft und Medizin; von Aasgeiern, denen es völlig egal ist, wie viele Leute draufgehen, solang sie nur selbst ihre Taschen und Konten voll haben.

Können Sie den Beginn Ihrer Karriere beschreiben? Ich habe gelesen, sie hat etwas mit einer verpassten Verabredung zu tun ...
(Lacht.) Ja, das stimmt. Ich hatte ein Date mit einem Mädchen. Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass ich sie um halb neun abhole. Aber sie war von halb acht ausgegangen. Als ich dann kam, war sie schon weg.

So ging ich in eine Bar in der Gegend und sang spontan mit dem Pianisten ein paar Songs. An jenem Abend war auch ein Klubbesitzer anwesend. Er bot mir an, in seinem Club zu singen.

Sie haben mal gemeint, dass Ihre Karriere und Ihr Leben gleich hätten enden können wie bei Jimi Hendrix. - Warum?
Wir haben alle oft illegale Drogen genommen. Wenn ich damals einen weiteren Hit geschrieben hätte, wäre ich geendet wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Elvis und zahllose andere.

Und warum ist es dann bei Ihnen anders gelaufen?
Ich hab eines Tages realisiert, dass sechzehn meiner Freunde wegen Drogen, Selbstmord und Krankheiten im Zusammenhang mit Sex gestorben waren. Ich begriff, dass uns etwas tötet, während wir in Sex, Drogen und Rock'n'Roll dem Glück nachjagten. Also setzte ich aus und suchte in meinem persönlichen «Eve of Destruction» nach Antworten.

Wie schauen Sie auf die Flower-Power-Zeit zurück?
«Flower Power», «Hippies», «Love Generation» - das waren zu Beginn richtige Markenzeichen. Aber sie haben inzwischen sich von dem, wofür sie mal standen, meilenweit entfernt.

Die 60er Jahre waren für mich nichts anderes als eine Suche nach Zugehörigkeit, Wahrheit und einer Liebe, die nicht anklagt. Ich sehnte mich danach, angenommen zu sein, und fand das bei den Blumenkindern. Ja, sie hatten Blumen im Haar, Musik im Herzen und den Rhythmus in den Füssen.

Ich sehe diese Sehnsucht heute auch in den Herzen von Millionen junger Leute, die desillusioniert sind von Politikern, Lehrern, Multis und religiösen Doktrinen. Sie glauben, dass das ganze System uns nur den sinnlosen Tod von Abermillionen Menschen gebracht hat.

Arbeiten Sie an einem neuen Album?
Ja, ich nehme gerade ein paar Lieder auf. Das Thema ist einfach: Es dreht sich um Leben, Freiheit, Respekt und eine Annahme, die nicht anklagt - für jeden einzelnen Menschen hier auf der Erde.

Im Folgenden beantwortet Barry McGuire den Fragebogen dieser Website:

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Durch die Hingabe an Christus entdeckte ich, dass ich jeden Augenblick als ein massgeschneidertes Erlebnis erhalte, das Gott nur für mich orchestriert hat. Wenn ich mit ihm lebe, dann zeigt mir Gott, ob in einem versteckten Teil meines Seins noch etwas Schlechtes wohnt.

Ja, mir wurde durch das Blut von Christus vergeben. In meinen Augen sind immer noch viele Stämme und Balken, doch die Hingabe hilft mir hier weiter. 1) Der Heilige Geist hilft mir, der christlichen Liebe näherzukommen.

Ene Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ich lebe durch Christus, und Sterben ist mein Gewinn. Ob ich lebe oder sterbe, ich bin erlöst. 2)

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Ich verstehe nur sehr, sehr wenig von Gott. Nur schon der Blick ins Universum zeigt Gottes Mysterium - die gewaltige Ausdehnung, die unfassbaren Distanzen, Galaxien, die sich mit Lichtgeschwindigkeit voneinander entfernen. Es dehnt sich aus in ein Etwas, das wir nicht einmal erahnen können.

Wir bezeichnen das All als einen leeren Ort und denken, es wäre ein Nichts. Aber alles, was ist, entstand daraus. Das Nichts muss also etwas sein. Ich stelle mir vor, dass das Universum nichts ist als ein kleiner Fleck, der praktisch inexististent ist, nur gehalten vom ewigen Ozean des göttlichen Seins.

Mit unseren erbsengrossen Hirnen können wir uns nicht einmal ansatzweise ausmalen, wie gross Gottes Mysterium ist.

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Nein, ich klage Gott nie an. Ich kann nur in totaler Scheu bewundern, wie sehr er die Menschen achtet und welche Liebe er für einen hat. Es ist seine ganz eigene Geschichte. Wer von uns wäre in der Lage, sie zu schreiben?

Entweder ist er unser souveräner Gott oder nur Phantasie. Wir vertrauen ihm entweder bedingungslos in jedem Augenblick des Tages und in allem, was mit uns, durch uns und um ums herum geschieht, oder eben nicht. So einfach ist das.

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Ich habe keine Fragen mehr.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Mein Leben ist ein Gebet. Die Realität ist mein Bibelstudium. Erfolgreicher kann man es nicht gestalten. Gott sprach durch sein Wort das Universum in die Existenz, und dieses Universum entwickelt sich immer noch.

Die Schöpfung ereignet sich immer noch rund um uns. Babys kommen zur Welt, Bäume wachsen. Das macht mir deutlich, dass Gott noch immer spricht. Schöpfung selbst ist die Sprache Gottes - das Wort Gottes. Wir müssen lernen, sein Wort zu hören; das geschriebene und das in der Schöpfung.

Wie sind Sie Christ geworden?
Ich begegnete Christus.

Warum sind Sie Christ?
Weil ich in die Augen von Christus gesehen habe: kein Gericht, keine Verurteilung, sondern tiefes Mitgefühl und Liebe.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Vor zehn Jahren wurde mein Sohn in einer psychiatrischen Klinik untersucht; er kam mit einer manisch-depressiven Erkrankung auf die Welt. Sein ganzes Leben lang hatten wir schon für seine Heilung gebetet. Nun lag er einmal mehr auf einer Trage, festgegurtet und mit Drogen vollgepumpt, damit er innerlich zur Ruhe kommt. So viele Jahre hatten wir gebetet, gefastet und immer wieder vor Gott damit gerungen - nur um jetzt vor einem Tisch voller Schlangen und Steine zu stehen. 3)

Ich hatte zwei Optionen: entweder Gott als pure Erfindung der menschlichen Phantasie zu bezeichnen und mein ganzes Glaubenssystem über Bord zu schmeißen oder die Realität so zu akzeptieren, wie sie wirklich ausschaut, und mich ihr zu ergeben.

In dieser Nacht sagte ich Gott, dass ich nie mehr um etwas bitten will, weil er Anfang und Ende kennt und ein Ziel damit verfolgt. Es gibt einen Grund für all das Leiden der Menschen. Bisher hat er mir das noch nicht so enthüllt, dass ich es hätte verstehen können.

Ich sagte damals zu Gott, wenn er mich nun an diesem Kreuz mit gebrochenem Herzen sterben lassen wolle, dann sei das allein seine Sache. Wenn er meinen Sohn an einem Spitalbett fixiert sterben lassen wolle in seiner Krankheit, dann sei das allein seine Sache. Ich würde ihn auch noch in diesem Sterben anbeten. - In jener Nacht damals hab ich ihm alles übergeben.

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Es zahlt sich nicht aus. Leben mit Jesus ist ein Kreuzigen eines jeden Augenblicks. Da gibt es keine «Auszahlung».

Welche Seite von Gott begeistert Sie am meisten?
Gott hat keine Seiten. Unser Leben, Bewegen, Atmen und unser Sein ist ganz in ihm. Er lebt, bewegt sich und atmet in uns; er ist in uns. Ist das nicht hochinteressant? Wacht auf, wacht auf, wacht auf! Die Realität ist zum Greifen nah!

1) Jesus zu den Leuten: «Warum regst du dich über einen Splitter im Auge deines Nächsten auf, wenn du selbst einen Balken im Auge hast? Mit welchem Recht sagst du: 'Mein Freund, komm, ich helfe dir, den Splitter aus deinem Auge zu ziehen', wenn du doch nicht über den Balken in deinem eigenen Auge hinaussehen kannst?» (Die Bibel, Matthäus, Kapitel 7, Verse 3-5)
2) «Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn» (Paulus in der Bibel in Philipper, Kapitel 1, Vers 21)
«Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn» (Paulus in der Bibel in Römer, Kapitel 14, Vers 8)
3) Jesus zu den Leuten: «Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!» (Die Bibel, Matthäus Kapitel 7, Verse 9-11)

Steckbrief:

Zivilstand: Ich bin ein Mann.
Gemeinde: Dort, wo zwei oder mehr zusammen sind.
Arbeit in Gemeinde: Die Wahrheit so sagen, wie ich sie sehe.
Hobbys: Die Realität.
Beruf: Die Realität reflektieren, ohne sie zu verzerren.
Werdegang: Ist im Ausbau.
Wohnort: Planet Erde.
Herkunft: Ewig.
Lieblingsbibelstelle: «Vor Jesus werden einmal alle auf die Knie fallen: alle im Himmel, auf der Erde und im Totenreich. Und jeder ohne Ausnahme soll zur Ehre Gottes, des Vaters, bekennen: Jesus Christus ist der Herr!» Philipper 2,10 und 11.
Lieblingsmusikgruppe: Enigma.

Webseite: http://www.barrymcguire.com/
Konzertinfos: www.profile-productions.ch

Konzertdaten:

Schweiz
Mittwoch, 13. Aug. 2008, 20 Uhr: 8235 Lohn, Kirche Lohn
Freitag, 15. Aug. 2008, 20 Uhr: 4058 Basel, Volkshaus Basel
Samstag, 16. Aug. 2008, 20.45 Uhr: 3011 Bern, EGW Nägeligasse
Sonntag, 17. Aug. 2008, 20 Uhr: 8004 Zürich, Volkshaus Zürich, Weisser Saal

Deutschland
Mittwoch, 20. Aug. 2008, 20 Uhr: 57074 Siegen, Bühne der Stadt Siegen
Donnerstag, 21. Aug. 2008, 21 Uhr: 35578 Wetzlar, Kulturzentrum Franzis
Freitag, 22. Aug. 2008, 21.30 Uhr: 34513 Schloss Waldeck am Edersee, Burghof-Radio, Liveshow-Konzert des Hessischen Rundfunks (hr1)
Samstag, 23. Aug. 2008, 21 Uhr: 57610 Altenkirchen, Kundenhalle der Kreissparkasse
Sonntag, 24. Aug. 2008, 20 Uhr: 60313 Frankfurt am Main, Sinkkasten

Datum: 09.07.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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