Harte tiefgründige Riffs aus Malta

Simeon Gatt (links) und Leo Stivala von Forsaken.
Forsaken am «Elements of Rock» in Uster (Schweiz).
Doom-Rock aus Malta: (v.l.n.r.:) Sean Vucovic (Gitarre), Albert Bell (Bass), Leo Stivala (Gesang) und Simeon Gatt (Schlagzeug).
Forsaken live in Uster.

Werden die vier Musiker der Doom-Metal-Band "Forsaken" losgelassen, bebt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber manchmal gründen aber auch laute Wasser tief: Die brachialen Malteser laden dazu ein, sich mit dem Schöpfer auseinanderzusetzen.

Musik aus Malta kennt man in Mitteleuropa vom "Eurovision-Songcontest". Zweimal wurden die Südeuropäer Zweite, und regelmässig belegen sie vordere Plätze: zwölfmal erreichte der 400'000-Seelen-Staat einen Rang unter den ersten Zehn. Mindestens ein Hunderttausendstel seiner Einwohner komponiert aber ganz andere Musik: die christliche Doom-Metal-Band "Forsaken".

Sänger Leo Stivala: "Wir sind über 17 Jahre dabei und haben viel für die Szene getan. Wir haben drei Alben sowie ein Minialbum aufgenommen. Die letzten fünf, sechs Jahre waren sehr gut für die Band." Das war nicht immer so: "Wir sind durch schwere Zeiten gegamgen. Aber Gottes Augen sind auf alle Menschen gerichtet."

Schlagzeuger Simeon Gatt: "Daniel, unser Gitarrist, erkrankte an Lymphdrüsenkrebs, dann an Lungenkrebs. Er war anderthalb Jahre verheiratet. Wir dachten daran, die Band aufzugeben." Fast zehn Jahre habe man miteinander Musik gemacht. Leo: "Wir waren zusammen zur Schule gegangen. Wir tauschten Alben aus! Sein Name war Daniel. Nach seinem Tod sagten wir als Band, dass wir ihn grade dadurch lebendig halten können, daß wir weiterspielen."

Das Ultimatum

Sie hatten etwas Geld übrig, damit ein Demo aufgenommen und sich gesagt, sie würden nur dann weitermachen, wenn aus diesem Demo etwas wird. Bald unterzeichnete die Band zwei Plattenverträge: bei Golden Lake Productions in Schottland und bei Immortal Vinyl Records in Deutschland.

Leo Stivala: "Der Mann da oben hatte sehr gute Pläne mit uns. Wir sind sehr dankbar für das,m was passiert ist. Leider verloren wir einen Freund. Aber es steht uns nicht an, Gott für etwas zu verurteilen, was geschehen ist. Wir gehen alle durch Schwierigkeiten. Doch die Zukunft wird etwas Besseres bringen. Und ich glaube, dass Daniel uns von der künftigen Welt aus zusehen kann."

Livenet.ch traf die Band zum Interview:

Vor zwei Jahren siegten die Hardrocker von Lordi am "Eurovision Songcontest". Die spielten etwas zügiger als andere. Sollte Malta besser euch senden statt ein paar Mädchen in Unterwäsche?
Simeon: In Malta wird der Wettbewerb sehr ernst genommen, da es sonst nichts gibt. Nur wenige Musiker schaffen den Durchbruch; wir gehören zu diesen Ausnahmen. Von uns gibt es Veröffentlichungen, und wir stehen auf der Bühne. Für uns ist das okay. Manchen gelingt das nicht, dashalb kämpfen sie, um beim Songcontest dabeizusein.

Leo: Dieser Wettbewerb ist nicht unser Ding. Ich selber schau ihn mir nur an, weil meine Frau mit vor dem Fernseher sitzt. Aber ich hatte mich gefreut, als Lordi gewann. Sie haben lustige Masken.

Ihr macht Doom-Metal mit christlichen Wurzeln, das ist nicht alltäglich.
Simeon: Manche Fans mögen keine christlichen Texte. Doch wir schrieben welche, und unsere Besucher mögen es. Wir machten klar: Wir sind eine christliche Band und wir glauben der Bibel! Wir wollen mit unseren Texten immer eine positive Botschaft weitergeben, statt etwas Negatives.

Leo: Metal hat mir schon immer Freude gegeben. Und mit den christlichen Texten vermitteln wir Hoffnung. Wir spielen Doom Metal, melancholische Lyrik mit eher depressiven Geschichten. Doch wir sagen, wir können in dieser Welt "forsaken" sein ("verlassen"; so der Name der Band), nicht aber in Gottes Welt.

In dieser Welt dominiert der Materialismus. Die Menschen bringen einander um, machen Völkermorde, die ganze Welt ist etwas "forsaken". Aber ich glaube an Gottes andere Welt, und ich glaube, Daniel ist jetzt nicht "forsaken".

Ihr steht gegen Verbrechen auf, wie etwa gegen Genozide?
Leo: Wir sagen nicht "Stopp Bin Laden" oder "Stopp Saddam". Wir geben den Hörern durch unsere Musik Hoffnung.

Simeon: Im Zweiten Weltkrieg litt Malta. Unsere Grossväter haben im Krieg viel Schlechtes erlebt. Heute hören wir von Kriegen im Irak oder in Afgahnistan. Nach dem, was auf Malta passiert ist, können wir uns vorstellen, wie das woanders sein mag.

Leo: Mein Grossvater ist tot, aber er hat mir erzählt, was er gesehen hatte. Unsere Musik gibt aber eine Botschaft des Friedens weiter, und auch durch die schwere Geschichten vermitteln wir Hoffnung. Auf unserem letzten Album berichten wir in einem Lied, dass Jesus Christus rettet und Hoffnung gibt, dass er von allem rettet, was diese Welt beherrscht.

Im Folgenden beantworten Leo, Simeon und Bassist Albert Bell den Fragebogen dieser Website.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Leo: Ich war eher scheu. Gott half mir da ´raus. Manchmal falle ich, aber er hilft mir wieder auf.

Simeon: Wenn alles gut ist, verliert man den Glauben. Wenn etwas Schlimmes passiert, wie Daniels Tod, dann überlegt man genau, wohin man will. Wir änderten uns auch lyrisch. Es war schwer. Aber manchmal bringen einen schwere Sachen zum Nachdenken und führen an die christlichen Wurzeln zurück.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Leo: Ich kann mich viel besser durchsetzen. Früher packte mich Angst, wenn ich meine Ansichten mitteilen sollte. Heute habe ich die Kraft, es zu sagen, wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin. Ich glaube, dass Gott mir das gegeben hat. Ich denke, dass Gott mich durch manche Erfahrungen stärker macht.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Leo: Manchmal betet man und erhält keine Antwort. Manchmal erteilt er einem eine Lektion. Manchmal muss man dafür auch leiden. Aber auf diese Weise wird man stärker.

Simeon: In unserer Gesellschaft wollen wir Lösungen auf Knopfdruck. Aber Gott lässt sich manchmal Zeit. Manches versteht man vielleicht erst am Ende des Lebens.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Simeon: Verschiedenes. Aber das gehört zum Glauben. Man hat uns beigebracht, dass wir im ewigen Leben verstehen werden. Schweres passiert, wie etwa Daniels Tod. Aber letztlich - obwohl wir darunter sehr darunter gelitten haben - half es der Band doch zu wachsen, und wir schreiben nun christliche Texte.

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Leo: Ich habe viele Fragen, aber man kann Gott nicht anklagen, er hat vielleicht ganz andere Pläne als wir denken. Ich bin ein Mensch wie jeder andere und eines Tages sterbe ich. Wenn etwas Schlechtes geschieht, dann rege ich mich auch auf. Aber ich klage Gott nicht an. Ich muss mich vielmehr selbst zu kritisieren, wenn ich schwach bin und mein Vertrauen verliere.

Simeon: Jeder hat sein Kreuz zu tragen, und Gott gibt jedem das Kreuz in der richtigen Grösse. Manchmal glaubt man, das Kreuz sei zu schwer, aber Gott gibt die Kraft und das Vertrauen, um es zu tragen.

Leo: Das ist wie in einem Fitness-Center: am Anfang beginnt man mit leichten Gewichten, stemmt dann aber immer schwerere. Gott straft einen nicht, doch es gibt Dinge im Leben, unter denen man leidet. Aber dann folgen bessere Zeiten.

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Simeon: Unsere Lyrik handelte früher von Fragen betreffend dem Leben nach dem Tod. Manchmal fühlten wir eine Skepsis, ob da ein Leben nach dem Tod ist und ob die Seele unsterblich ist. Schaut man heute unsere Lyrik an, sind wir geistlich gewachsen.

Leo: Als jung war, fragte ich mich: Was macht es für einen Sinn, wenn wir sterben? Welchen Sinn soll das haben, daß man geboren wird, nur um irgendwann zu sterben? Aber wenn man aber an ein neues Leben glaubt, dann hat das Sterben durchaus einen Sinn.

Albert: Das Wichtigste im Leben ist das Werk und das Leben von Christus. Alles andere sind historische Sachen, die mich nicht so sehr interessieren. Mich interessiert nicht ob er einen Bruder hatte, sondern dass die Bibel eine Richtung fürs Leben gibt. Gemeinschaft, Solidarität und Mitgefühl sind sehr wichtig. Es gibt viele nihilistische und aggressive Bands. Was bringt das?

Wir haben schwere Verluste erlebt und wissen, dass andere Werte wichtig sind. Es ist ein aussergewöhnliches Gefühl, wenn man weiss, dass man füreinander beten kann. Meine Frage an ihn ist, was er will, dass ich tun soll; gerade in schweren Zeiten, wenn man sich fragt, wie es weitergehen soll und es einem scheint, als könne man das Kreuz nicht länger tragen.

Manche gehen in die Mission und helfen dort anderen Menschen. Diese Missionare wurden nicht als das geboren. Aber sie haben gemerkt, dass andere leiden und dass sie ihnen helfen sollen. Kleines kann helfen. Ich frage mich manchmal, ob ich genug tue.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Leo: Ich lese gerne in der Bibel, aber nicht jeden Tag. Manchmal bete ich und fühle mich nicht erhört. ich sage Gott etwa: "Das ist mir zuviel. Ein Kreuz von dieser Grösse kann ich nicht tragen. Lass uns über die Grösse des Kreuzes sprechen."

Aber man muss geduldig sein. Die Antwort kommt. Man kann beten, wenn man auf dem Rasen sitzt und den Himmel anschaut. Es ist gut, einerseits vorformuliert und sozusagen rituell zu beten, das "Vaterunser" zum Beispiel, und dann andererseits auch so beten, wie ich jetzt gerade mit dir rede.

Simeon: Ja, beten, wie man mit einem Freund spricht. Und auch die Grösse Gottes reflektieren, speziell Jesus Christus und wo er durch musste, um uns Menschen zu erlösen. Bibellesen ist faszinierend. Manchmal inspiriert sie unglaublich. Vor vier Jahren war ich auf dem "Doom-shall-rise"-Festival. Eine Band hiess "Place of Skulls". Sie hatten sehr profunde, geistliche Lyrik.

Ich hatte ein Neues Testament dabei, und im Hotel hab ich dann die Stellen gesucht, die die Band erwähnt hatte. Die Bibel regt auch zum Schreiben an. Beim Album "Dominaeon" sind Teile des Neuen Testaments und der Apokalypse drin. Die Bibel ist so ungeheuer vielfältig.

Wie sind Sie Christ geworden?
Albert: Wir sind Christen in Malta und werden nach wenigen Wochen getauft. Man wird nicht einfach als das geboren, sondern die Beziehung zu Gott ist etwas, das wachsen muss.

Leo: Es ist ein Prozess, es ist nicht eine Frage, ob man getauft ist.

Simeon: Durch das Weitergeben der christlichen Botschaft. Wir sind dankbar, dass wir als Mitglieder von christlichen Gemeinden auf die Welt kamen.

Warum sind Sie Christ?
Leo: Früher hab ich gesagt, weil Vater und Mutter welche sind. Heute sehe ich es anders, nämlich weil ich an Jesus glaube. Das ist in mir drin. Ich versuche es nicht kompliziert zu machen; ich glaube einfach. Ich respektiere die anderen und sie mich. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Darum geht es im Glauben. Und versuche den anderen zu helfen.

Albert: Es gibt verschiedene Ideologien. Aber wenn man zurück zu den Wurzeln geht, landet man im Christentum. Es ist der Motor der Zivilisation. Christus sagt, er sei der Grundstein von allem Guten. Ohne ihn hat man eine Leere, die man nie füllen kann. Auch Solidarität und Respekt finden wir alles im Christentum.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Leo: Das Erlebnis mit Daniel ging mir sehr nahe. Es war schwer zu verstehen. Er war ein Freund, wie ein Bruder. Doch wir wurden stärker dadurch.

Simeon: Auch die vielen Begegnungen, die wir mit Menschen haben. So wie jetzt gerade: Man trifft sich in einem freundschaftlichen Geist, in Solidarität, und diskutiert miteinander mit einem offenen Herzen. Dann kommen wir Gott noch näher. Ich erlebte das auch im Gespräch mit Menschen, die einen anderen Glauben haben. Sie haben die Gelegenheit, zurück ins Licht zu kommen.

Leo: Der Individualismus kommt heute an erster Stelle. Wir brauchen einander. Hätte ich "Forsaken" alleine gemacht, wäre es nicht so schön. Wir freuten uns sehr, hierher in die Schweiz zu kommen. Schon früh am Morgen rief ich die anderen an, um zum Flughafen zu gelangen. Es ist anders, als wenn man alleine gehen würde. Wir spielen 17 Jahre zusammen, und wenn es einem schlecht geht, kümmert sich einer um den andern.

Albert: Für Freundschaft muss man den Individualismus überwinden. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen die anderen. Das sagte auch Jesus so; wir sollen die Nächsten lieben und so weiter.

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Albert: Er gibt dem Leben Sinn, das zahlt sich wirklich aus. Es ist der einzige Sinn im Leben.

Leo: Wenn jemand Probleme hat, kann man einander helfen. Man hat Freunde, denen man vertrauen kann, miteinander reden und zuhören. Ein solches Leben hat ein Ziel. Ein Ziel, das auch ein Zentrum ist und mit dem man nicht hin- und her treibt. Wir werden alle mit Grenzen geboren. Das Christentum hilft uns, diese überwinden. Es bringt eine breitere Sicht von allem.

Steckbrief von Leo Stivala

Zivilstand: Verheiratet.
Gemeinde: Ich bin römisch-katholisch und besuche sonntags die Messe in einer Kirche in Birkirkara, der Stadt, in der ich auf Malta lebe.
Hobbys: Angeln, Filmkunst, Fussball (speziell die Bundesliga) und Modellbau.
Beruf: Telefonkabel-Techniker bei Maltas führender Telekommunikationsfirma "Maltacom".
Werdegang: Ich besuchte vier Jahre das maltesische Technische Institut. Auch bei Maltacom wurde ich ausgebildet. 1994 erhielt ich dort einen Job und wurde vom Techniker zum "Senior Technician" und dann zum "Senior Technical Officer". Ich arbeite im Norden Maltas.
Wohnort: Birkirkara, das ist eine dichtbesiedelte Stadt in Zentralmalta.
Herkunft: Malta.
Lieblingsbibelstelle: "Heute gebe ich euch ein neues Gebot: Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr euch auch untereinander lieben." Johannes 13,34
Lieblingsmusikgruppe: Black Sabbath

Diskografie

1997: Evermore
2003: Iconoclast (EP)
2004: Anima Mundi
2005: Dominaeon

Links zum Thema:
Forsaken Webseite: www.forsakenmalta.com

Forsaken bei «Myspace»: www.myspace.com/forsakenmalta

Forsaken spielte 2007 am "Elements of Rock" in Uster. Dieses wird im Jahr 2008 zum fünften Mal durchgeführt, vom 25. bis 27. April. Infos: www.elementsofrock.com

Datum: 25.04.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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