Christliche Kleinkunst

Kabarett für eine andere Sicht aufs Leben

Befreit loslachen – und über sich selbst schmunzeln: Beat Müller verbindet in seinen Auftritten Humor mit Tiefgang. Livenet.ch sprach mit dem Kabarettisten und Leiter der ‚Schauspiel GmbH‘ über Zeitgeist und das Potenzial christlicher Kleinkunst.
Kabarett für eine andere Sicht
Sie ist im Grunde Jesus Christus
Kabarett den Spiegel vorhalte

Livenet.ch: GmbH heisst bei Ihnen ‚Gesellschaft mit bestimmter Hoffnung‘. Welche bestimmte Hoffnung hegt der Kabarettist Beat Müller?
Beat Müller: Sie ist im Grunde Jesus Christus. Und warum wir uns die bestimmte Hoffnung sozusagen auf die Fahne geschrieben haben? Vieles, was im Theater läuft, ist entweder Nonsens oder destruktiv. Wir möchten eine Alternative bieten, Sinn vermitteln und auf Jesus als die Hoffnung hinweisen.

Indem Sie den Alltag kabarettistisch hinterfragen und uns zum Lachen bringen, wollen Sie Mut machen zum Leben?
Hoffnungslosigkeit hat mit einem Tunnel-Blick zu tun, der fixen Perspektive, dass das Leben bachab geht. Wenn ich den Leuten in meinem Kabarett den Spiegel vorhalte, möchte ich sie auf eine andere Ebene führen: dass sie ihr Leben wie von aussen ansehen können. Eine neue Perspektive erleichtert es ihnen, das Leben anders zu gestalten als bisher. In dieser Hoffnung, dass meine Zuschauer etwas von sich erkennen und sich in der Folge verändern, komme ich auf die Bühne.

Ein anderer Blickwinkel – aufs Geld, auf die Familie?
Ich habe im neuen Programm die Mode thematisiert: Was bringt mich dazu, eine Entscheidung im Modegeschäft so oder anders zu treffen? Wir sind dem ausgesetzt, was andere um uns herum tun. Ich möchte zum Bewusstsein bringen, wie viel wir tun, weil ‚man’ es macht.

Kabarett als Kommentar zum Zeitgeist?
Mit einer christlichen Stossrichtung. Jedes meiner Programme soll ein Stück weit auch antworten, indem Evangelium darin vorkommt. Allerdings – wenn ich ausgiebig karikiere und kritisiere – nicht im Sinn einer Patentantwort am Schluss. Mein Wunsch ist, zum Gespräch anzuregen: dass meine Zuschauer sich nachher überlegen, was sie vorher ‚einfach’ getan haben. Hoffentlich sind sie im Gespräch mit Christen.

Machen Sie viele Worte um das, was mit wenigen Worten zu sagen wäre?
Jein. Manchmal möchte ich mich direkt an den Einzelnen wenden und die Sache auf den Punkt bringen. Aber das ist das Problem der Verkündigung: Was nützt der beste Satz, wenn mir niemand zuhört?

Dazu kommt, dass ich als Kabarettist Leute lachhaft vorstelle, in denen sich meine Zuschauer wiedererkennen können. So umgehe ich die Abwehr, die jemand aufbaut, der direkt in Frage gestellt wird.

Im Fernsehen lästern Kabarettisten über Politiker.
Das könnte ich auch. Ich will es nicht. Humor macht sich immer über etwas lustig. Am einfachsten ist es, sich über ein Objekt lustig zu machen, das nicht da ist, Politiker oder Promis. Ich will, dass die Leute nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern über sich selbst lachen – und dies schliesslich auch merken.

Wie können christliche Gemeinden diese Form der Kleinkunst nutzen, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen?
Wir sehen uns als Spezialisten, die Gemeinden ein Werkzeug zur Verfügung stellen, mit dem sie Menschen zum Nachdenken bringen können. Veranstalten Christen einen Kabarett-Abend, zeigen sie an, dass sie sich nicht tierisch ernst nehmen. Worüber man lacht, darüber kann man auch reden. Ich hoffe, dass Gemeinden die Möglichkeit nutzen, mit einem solchen Angebot zu thematisieren, was die Leute beschäftigt.

Wir lesen ja nicht nur Bücher, in denen wir zu jedem Satz Ja sagen können. In dem Sinn meine ich, dass Gemeinden auch Künstler einladen dürfen, die mal was Schräges sagen oder eine Sache verfremden. Man muss nicht alles toll finden, was ich sage. Es geht darum, das Gespräch zu fördern. Wir können uns kreativer mit der Gesellschaft um uns auseinandersetzen.

Treten Sie auch in Gottesdiensten auf?
Ja. Mein neustes Programm „Entscheide sich, wer kann“ eignet sich dafür. Ich bringe Teile meines Abendprogramms und verbinde sie mit einem Bibeltext. Dann rede ich über eine biblische Person in einer Entscheidungssituation.

Worum geht es bei Ihrem neusten Angebot ‚Family Theater’?
Als Ergänzung zu unseren bestehenden Produktionen, die vor allem für Erwachsene gedacht sind, möchten wir mit dem Family Theater Kinder der Unter- und Mittelstufe sowie deren Eltern ansprechen. Das Stück ist im Entstehen. Klar ist, dass die Vorstellungen jeweils in einer Turnhalle stattfinden sollen.

Aktuell bieten Beat Müller und seine Schauspiel GmbH an:
EntscheideSichWerKann
Last Minute – oder "Einmal Familie retour"
Hier finden Sie alle Infos und Angaben zur Tournee April/Mai 2008

Datum: 06.11.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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