Sie überlebte den Völkermord, verlor fünf Kinder – und vergab
25 Jahre ist es her, seit eines der
finstersten Kapitel der Erdgeschichte geschrieben wurde: Der Völkermord in
Ruanda, der im April 1994 seinen Lauf nahm. 25 Jahre ist der Völkermord in Ruanda her. Zu den Opfern gehörte Beata Mukarubuga. Sie verlor ihren Mann und fünf ihrer sechs Kinder. Zu ihrem bewegenden Erlebnisbericht gehört, dass sie später dem Mann, der ihre Familie umgebracht hat, vergeben hat.
Beata Mukarubuga
erhielt rund sechs Jahre später einen Brief aus dem Gefängnis. Geschrieben von Manasseh
Nshimyerugira – einem früheren Nachbarn aus ihrem Heimatdorf Nyanza. In diesem
Schreiben gestand der Mann aus der Hutu-Volksgruppe, fünf von Beatas Kindern
sowie viele andere Tutsi aus Nyanza getötet zu haben.
Er schrieb von
Alpträumen. Seine Opfer erschienen ihm im Schlaf. Innerhalb dieser sechs Jahre
habe er keine einzige Nacht in Frieden schlafen können. In seinen Zeilen flehte
er um Vergebung.
Alpträume
Beata Mukarubuga
Beata war voller
Wut, als sie erfuhr, dass Manasseh ihre Kinder getötet hatte. Sie hasste ihn,
denn er hatte das Kostbarste auf Erden zerstört. Er hatte die Todesstrafe
verdient.
Doch wenn sie
jeweils ruhig wurde, machte sich ein anderer Gedanke in ihrem Denken breit. Jesus lebte
nach einem anderen Gesetz! Betas eigene
Alpträume kehrten zurück. In einem weiteren Brief gab Manasseh darüber
Auskunft, wo die Leichen der Kinder waren. All die
schrecklichen Wochen kamen bei Beta wieder hoch …
«Vergebung ist eine Entscheidung»
Gemeinsam mit
anderen Überlebenden ging sie zu der beschriebenen Stelle. Gefunden wurden ihre
eigenen Kinder sowie die Überreste von 122 anderen Menschen. Erschüttert, aber
auch erleichtert konnte sie ihre Lieben begraben und ihnen Würde zurückgeben.
Nach zwei Jahren
besuchte sie den Mörder ihrer Kinder hinter Gittern. Später wurde er entlassen.
«Ich grüsse ihn jedes Mal, wenn wir uns auf der Strasse treffen», sagt Beata. «Vergebung
ist eine Entscheidung, die ich jeden Tag mit Gottes Hilfe bestätigen muss. Denn
wenn ich am Morgen aufwache, sind mein Mann und meine Kinder immer noch tot.»
Auf Jesu Tat basierend
Ihre Vergebung
basiere auf dem, was Jesus getan hat. «Er trug die Strafe für jede böse Tat.
Sein Kreuz ist der Ort, an dem wir den Sieg finden – der einzige Ort.»
Ein erheblicher
Teil der Morde war von Jugendlichen begangen worden, die mit unvorstellbarer
Schuld lebten, als sie dann im Gefängnis erwachsen wurden.
Beata will ihnen
neue Hoffnung geben. Sie traf im Gefängnis weitere Menschen, welche in die
Massaker verstrickt waren – darunter auch die Frau, die Beata und ihren
Säuglingssohn in den letzten Tagen des Völkermords versteckt hatte; auch in der
Hoffnung, dass die Tutsi sie dann verschonen würden.
Eine persönliche Entscheidung
From Red Earth
Sie ermutigt die
Menschen hinter Gittern und erklärt: «Der Weg, um deiner Dunkelheit zu
entkommen, ist die Begegnung mit dem Licht, also deine Sünden zu bekennen und zum Kreuz zu
kommen. Das Blut Jesu spricht lauter als das Blut, das du vergossen hast,
lauter als deine Selbstanklage. Es kann Mörder rein waschen!»
Bei diesen
Besuchen beobachtete sie, wie manche diesen Schritt gehen und andere eher
härter werden. Sie stellt fest, dass es eine persönliche Entscheidung ist. «Befreiung
erhalten jene Menschen, die bereuen. Viele sind immer noch zu stolz. Doch jene,
die zusammenbrechen, entdecken, dass hinter Gottes Gericht die unendliche Liebe
steht.»
Die Geschichte wurde aufgezeichnet von Denise Uwimana,
die selbst die Wirren des Völkermordes in Ruanda durchlitt. Ihre Geschichte
erschien kürzlich in Buchform in englischer Sprache «From Red Earth – A Rwandan Story of Healing
and Forgiveness».