Jesus hätte gegrüsst

Gedanken zum verweigerten Handschlag von Katar

Die Bilder gingen um die Welt und sorgten für Empörung: Scheich Joaan bin Hamad bin Khalifa Al Thani verweigerte Klub-WM-Schiedsrichterin Edina Alves Batista den Handschlag.
Edina Alves Batista (Bild: Twitter @FIFAWWC)
Der Scheich verweigert den Schiri-Frauen den Handschlag.

Gedanken dazu von Livenet-Redaktor Daniel Gerber.

Scheich Joaan bin Hamad bin Khalifa Al Thani streckte Edina Alves Batista und der vierten Offiziellen nicht nur nicht die Faust zum corono-konformen Faust-Shake entgegen, sondern schaute an ihr vorbei, als wäre sie Luft. Die Männer der Schiedsrichter-Crew vor ihr sowie jene nach ihr grüsste er dann wieder in gebührender Form. Dieser Eklat im Rahmenprogramm wird weltweit prominenter diskutiert, als das Ergebnis des Klub-WM-Finals in Katar zwischen Bayern München und dem mexikanischen Vertreter UANL Tigres (die Bayern haben 1:0 gewonnen).

Vor fast 2000 Jahren sorgte ein Mann aus einem West-Anrainerstaat der Arabischen Halbinsel (nach heutiger Geografie) für einen Hinseher im gegenteiligen Sinn. Jesus Christus würdigte in einer damals patriarchalischen Welt die Frauen ungleich moderner und aufwertender als damals üblich.

Er stellte sich vor die Frauen

Zur Zeit von Jesus herrschten weltweit harte Gesetze. Todesstrafen waren in den verschiedensten Reichen, Regionen und Kulturen an der Tagesordnung. Einmal stiess Jesus zu einem Menschenauflauf. Der Mob wollte gerade der damaligen Justiz Genüge tun und eine Frau steinigen, die beim Ehebruch ertappt wurde.

Jesus sprach mit den Anklägern und hebelte die tödliche Maschinerie mit einem einzigen Satz komplett aus: «Wer von euch ohne Sünde ist, soll den ersten Stein werfen», sagte er. Es dauerte nicht lange und Jesus blieb mit der Frau alleine zurück. Alle anderen waren überführt weggetrottet. Da vergab Jesus der Frau und sagte ihr, dass sie künftig nicht mehr sündigen soll.

Zeuginnen am Grab und Vorfahrinnen

Nachdem Jesus auferstanden war, begegnete er einer ganzen Reihe von Menschen, darunter seinen Jüngern und vielen weiteren Zeitgenossen. Als erstes aber traf er nicht den Bürgermeister von Jerusalem oder Pontius Pilatus. Nein, er begegnete als erstes mehreren Frauen und sprach zuerst mit ihnen. Als das Erlösungswerk durch die Auferstehung vollendet war, gab es zunächst also weibliche Zeugen.

Jesus selbst wusste in seinem Stammbaum sowie in seinem Volk um starke Frauen. Genannt sei beispielsweise die Königin Esther, die im Exil einen Völkermord verhinderte. Noch bevor sie selbst auf dem Thron sass, verhinderte sie einen heimtückisch geplanten Genozid. Oder da ist Ruth: Nach der fleissigen Migrantin wurde ein biblisches Buch benannt und sie wurde zur Ur-Grossmutter von König David und findet sich ebenso im Stammbaum von Jesus.

Gott sprach zu Vorfahrin von Scheich!

In der Bibel erscheint Gott nur wenigen Menschen sichtbar und akustisch hörbar, unter anderem der Ägypterin Hagar (1. Mose, Kapitel 21, Vers 17). Er sprach Hagar an, als Ismael durstig in der Wüste lag. Gott liess sie einen Brunnen sehen und ermutigte sie, Ismael zu helfen. Er bekräftigte durch die Fürsorge für Ismael ein früheres Versprechen, das er Abraham gab: «Ich werde ihn segnen und ihm viele Nachkommen schenken. Zwölf Fürsten sollen von ihm abstammen, und er wird der Stammvater eines grossen Volkes werden.» (1. Mose, Kapitel 17, Vers 20). Und tatsächlich: Die Nachkommen Ismaels sind ein grosses Volk geworden (s. Livenet-Artikel vom 30.04.2019).

Diese Zusage aus der Bibel dürfte auch Scheich Joaan bin Hamad bin Khalifa Al Thani gefallen. Ob er künftig Frauen auch den gebührenden Respekt zollen wird? Immerhin hat Gott mit seiner stammbaumgebenden Mutter Hagar gesprochen.

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Datum: 16.02.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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