Sind wir Giganten der Gnade oder Giganten des Urteils? Christen sind durch die Liebe und die Gnade Jesu geeint, aber der Leib Christi besteht aus einzigartigen Individuen; wir sind nicht alle gleich. Sind Christen dabei manchmal die besseren «Hater»?
Menschen finden durch Jesus Christus Zugang zu Gott
und zu einer Ewigkeit mit dem Schöpfer. Christen haben somit die Wahrheit
gefunden. Dies führt im menschlichen Miteinander aber da und dort dazu, dass man auch eigene
Ansichten als christliche Erkenntnis und somit zur einzig-gültigen Wahrheit
erklärt. Und ab und an wird diese mit einer herablassenden Überheblichkeit lieblos
durch die Gegend geschleudert. Christen zeigen sich manchmal als die besseren
«Hater». Weil man scheinbar die Wahrheit erkannt hat.
Der Klassiker aus dem Livenet-Alltag ist die Corona-Berichterstattung.
Eine Pandemie, durch welche jedem Menschen zahlreiche
Einschränkungen auferlegt werden, polarisiert. Die sachliche Abbildung der
Reaktionen von Pastoren, Freikirchen-Verbänden und Werken führte zu teilweise
erzürnten Reaktionen.
Dies reichte von der Schelte, warum Livenet angebliche
Machenschaften nicht abbildet, bis hin zum sachdienlichen Hinweis, dass wir
«Satans Helfers-Helfer» seien.
Keine Stereotypen
Was gewinnen wir als Christen, wenn wir uns als
«Hater» zeigen, vielleicht sogar noch «besser» als säkulare Hater (da
wir ja die Wahrheit an unserer Seite wissen)?
Gerade der Corona-Graben zieht sich durch Gemeinden,
Freundeskreise und Familien. Wie werden wir erst miteinander umgehen, wenn das
Thema Endzeit wirklich in greifbare Nähe rückt, wenn bereits der Kampf gegen
eine Virus-Pandemie dermassen entzweit?
Es ist leicht, über andere Christen und andere
Gemeinden zu urteilen, besonders wenn man sie nicht kennt. Je mehr man Christen
aus anderen Kirchen kennenlernt, desto mehr versteht man, dass es nicht so
einfach ist, sie zu stereotypisieren.
Leider driftet das Volk Gottes gelegentlich dazu ab,
eher zu Giganten des Urteils als zu Giganten der Gnade Gottes zu werden.
Trychlen und Impfspritzen zu Pflugscharen
Die Meinungen betreffend Corona gehen öfters Mal hoch.
Die beidseitigen Vorwürfe zwischen den harten Kernen der Lager sind immens und
dienen dem Reich Gottes wenig. Wie wäre es, wenn wir unsere Freiheitstrychlen und
Impfspritzen zu Pflugscharen schmieden? Die Erhitzungen aus den «Hate»-Speaches
sollten als Schmiedefeuer mehr als nur reichen.
Wenn wir wieder gemeinsam in Gottes Reich dienen,
werden wir mehr für dieses erreichen als mit ellenlangen Diskussionen, in denen
wir uns an den «Fehlern» des Gegenübers orientieren und diese wortreich zu
widerlegen versuchen.
Lasst uns nicht zu Riesen des Urteils werden. Lasst
uns anderen Gläubigen, die vielleicht nicht dem eigenen Geschmack entsprechen,
Gnade erweisen. Neu ist der Streit unter Gläubigen nicht. Bereits
Jesus wies seine Jünger an, sich unterwegs nicht zu streiten. Es sind Worte,
die auch heute für uns gelten dürften.
Datum:
25.01.2022 Autor: Daniel Gerber Quelle: Livenet / Christian Today
Kommentare
Submitted by pisteuo on 27. Januar 2022 - 14:39.
Gut gebrüllt, Löwe! Etwas im Kontrast dazu steht, dass auch mit dem zweiten Relaunch der neuen Livenet-Website die Kommentarfunktion samt den bisherigen Leserkommentaren weggelassen wurden (Obwohl deren Aufschaltung technisch kein Problem wäre, wie ich mir sagen liess). Da könnte Livenet mit gutem Beispiel vorangehen und für Lesermeinungen Wertschätzung zeigen, zumal redaktionell immer mehr eine pluralistische Linie gefahren wird.
Submitted by Piit on 27. Januar 2022 - 12:01.
Ist es juristisch gesehen nicht auch so, dass es Gnade nur dann gibt, wenn ein Urteil im Raum steht? Begnadigung gibt es doch für Verurteilte? Deshalb sollten wir hier keinen Gegensatz sehen, sondern eine Ergänzung. Jesus war mit den Menschen besonders streng, die trotz besserem Wissen falsch gehandelt und andere manipuliert haben. Vielleicht ist es auch wieder an der Zeit, herauszufinden, was ist im christlichen Glauben das Entscheidende und was ist Wahrheit und was ist Lüge. Dann können wir auch den zeitlosen Rat Augustinus' beherzigen: Im Notwendigen Einheit, im nicht Notwendigen Freiheit, in beidem Liebe.
Submitted by Piit on 25. Januar 2022 - 14:25.
Ich habe festgestellt, dass die Bibel die 'Entweder-Oder', die wir gerne behaupten (wie hier x VS y), nicht macht, sondern es ist häufig ein 'sowohl-als-auch'. Hier könnte das heissen, Giganten des gerechten Urteils UND Giganten der göttlichen Gnade/ Liebe. Christen sollten Salz und Licht sein und das heisst u.a. Anderssein als die 'Welt' und Missstände anprangern, denn 'truth matters'. Doch sollten wir nicht Meister im Aburteilen anderer sein, sondern dienende Mitmenschen, die Meister im Vergeben sind. Jesus ist uns in Beidem das perfekte Vorbild. Wie sagt es Johannes so schön: Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die GNADE UND WAHRHEIT ist durch Jesus Christus geworden. Joh 1,17
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