In einem Interview mit dem Wochenmagazin ideaSpektrum bezeichnet
sich der frisch gewählte Nationalratspräsident Andreas Aebi als
gläubiger Christ. Die Eltern hätten ihn beten gelernt. Aebi wörtlich: «Der Glaube gibt mir Halt und Sicherheit.»
Andreas Aebi (Bild: svp-bern.ch)
Auf die Frage, ob das Amt als Nationalratspräsident mehr Lust oder
mehr Last sei, sagte Aebi: «Weder noch. Das bedeutet für mich
Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl.» Er wolle es recht machen,
ganz gemäss Gotthelf: «Machids rächt, machids guet!»
«Kirchen sollen Menschen
in ihrer Einsamkeit abholen»
Mit Blick
auf die Kirche meint Aebi kritisch, die Kirche solle «Menschen
abholen in ihrer Einsamkeit, in ihrer Angst, ihrer Not». Einige Kirchen
und Freikirchen würden das sehr gut machen. Was er nicht brauche, das
sei eine Kirche, die Politik mache von der Kanzel herab. Nationalrat
Aebi: «Am besten kommt die Kirche an, wenn vorne glaubwürdige
Persönlichkeiten stehen, die sich täglich mit gewöhnlichen Leuten
abgeben.»
Den Schritt der CVP, welche das «C» aus dem Parteinamen nimmt, begreift
der Nationalratspräsident nicht. «Das ist doch ein starkes
Markenzeichen.»
Aufsteller und Herausforderungen
Freude bereiten Andreas Aebi das Glück in der Familie, Naturerlebnisse, das
Auktionsgeschäft oder ein unerwarteter politischer Erfolg.
Als die grösste derzeitige Herausforderung sieht er die
Corona-Pandemie. Das erfordere viel Mehrarbeit. In dieser Krise gebe es
auch manches, das ihm sehr nahegehe. «Zum Beispiel erfolgreiche
Unternehmen, die plötzlich bankrottgehen», sagte Andreas Aebi, der
selber nebenbei noch ein Reisebüro besitzt: «Da geht gar nichts mehr.»
Und sehr viele Vereine – vom Turnverein über den Jodelclub bis zur
Musikgesellschaft – würden Mühe bekunden, den Betrieb
aufrechtzuerhalten. Dieselbe Problematik erlebten auch
landwirtschaftliche Organisationen. Sorgen bereitet Aebi aktuell auch, dass die Vollbeschäftigung zurückgeht: «Unser
Lohnniveau könnte sinken, unser Technikvorsprung könnte schrumpfen,
Freihandelsabkommen könnten deswegen nicht mehr möglich sein, oder der
Selbstversorgungsgrad bei den Nahrungsmitteln könnte weiter sinken.»
Beten hilft beim Loslassen
Das Beten gehört zum Alltag von Andreas Aebi. Er wolle aber
gleichzeitig immer auch Gutes tun für die Menschen und die Natur: «Beten und Tun ist für mich eine gute Kombination. Beten allein genügt
nicht.» Sein zentrales Gebet sei das «Unser Vater». Beten helfe ihm
abends, «mich vom Alltagsstress zu lösen». Das gebe ihm Ruhe und
Sicherheit. In seinem Präsidialjahr wünsche er den Schweizerinnen und
Schweizern Zusammenhalt, Zuversicht und Zufriedenheit.