Den Tod zweier Kinder verschuldet: Meint Gott es wirklich gut?
Durch zwei tragische Unfälle verliert eine Familie zwei Kinder. Die Frage, ob Gott es wirklich gut mit ihnen meint, steht im Raum. Doch selbst verhärtete Herzen hindern Gott nicht daran, sie von seiner Liebe zu überzeugen.
Therese und Joseph Bircher
Eine der schlimmsten Erfahrungen von Eltern ist, ein Kind durch einen tödlichen Unfall zu verlieren. Joseph Bircher musste diese Erfahrung machen – besonders tragisch dabei war, dass er den tödlichen Unfall seiner zweijährigen Tochter verursacht hatte. Er überfuhr das Kind mit dem Traktor. Und als ob dies nicht schon gereicht hätte: Sechs Jahre später verlor er seinen fünfjährigen Sohn. Ein weiterer Arbeitsunfall. Joseph hatte nur kurz weggeschaut und schon wurde der Junge vom Rad des Ladewagens erfasst. Er war am Ende!
Meint Gott
es wirklich gut?
Die Schicksalsschläge
hinterliessen tiefe Spuren. Josephs Ehefrau Therese musste funktionieren, um
ihre Familie zu versorgen. «Ich kann es mir nicht leisten, zu trauern und
schwach zu sein», sagte sie sich und gab sich voller Hingabe in ihre täglichen
Aufgaben. Im Kümmern um ihre übrigen drei Kinder erkannte sie in ihrem Leben
den nötigen Sinn, um weitermachen zu können. Doch damit blieb leider auch ein
gesunder Verarbeitungsprozess aus. Sie verdrängte Gefühle, was zu inneren
Isoliertheit führte.
Fast noch mehr als bei Therese
verhärtete sich Joseph. Irgendwie musste er weitermachen, eine positive
Lebensperspektive hatte er aber verloren. «Was soll ich denn noch um Bewahrung beten?!»,
fragte er resigniert. Genützt hatte dies in der Vergangenheit ja auch nicht
gerade viel. Auch wenn Therese und Joseph die Frage nie in Worte gefasst
hatten, stand sie doch immer im Raum: Meint Gott es wirklich gut?
«Wir haben
wohl die Lektion nicht verstanden»
Nach dem zweiten Todesfall,
sagte Joseph: «Wir haben wohl die Lektion nicht gelernt. Deshalb müssen wir ein
zweites Mal da hindurch.» Dahinter stand seine Vorstellung eines erziehenden
Gottes, der alles irgendwie zu seinem Besten dienen lassen würde.
Ironischerweise hatte er dabei aber nicht die geringste Ahnung, worin die zu
lernende Lektion genau bestehen sollte. So blieb irgendwie das Gefühl eines
willkürlichen Gottes zurück, dem sie einfach nicht genügen konnten.
All dies führte dazu, dass
Joseph, was seine Beziehung zu Gott betraf, in geduckter Haltung vorwärtsging.
Er konnte ja nie wissen, wann Gottes nächste «erzieherische Massnahme» über ihn
ergehen würde…
Nächste
Tragödie wird Weckruf
Als dann, wenige Jahre später,
Josephs Bruder im Alter von 35 Jahren bei einem Unfall ums Leben kam, änderten
sich plötzlich seine Gedanken. Der Verdacht kam auf, dass diese harten
Schicksalsschläge nicht eine von Gott gewollte, willkürlich erscheinende
Erziehungsmethode war.
In der Folge machte er einen
für ihn untypischen Schritt: Er suchte einen Seelsorger auf. Dort erlebt er die
ersten emotionalen Schritte in die Freiheit. Mit dem Empfangen
von Gottes Vergebung geschah ein riesiger Dammbruch. «Es war als würden
riesige Lasten von mir abfallen!», berichtet Joseph. Dabei wurde er mit einer
längst vergessenen Lebensfreude erfüllt. Und das war erst der Anfang eines
nachhaltigen Veränderungsprozesses.
«Gott wird
euch heilen»
Gemeinsam als Ehepaar meldeten
sich Birchers zu einer Seelsorgeschulung an. Nach einer Weile hatten sie
Vertrauen zu anderen Teilnehmern gewonnen und erzählten ihre Geschichte. Diese beteten
mit ihnen und die schmerzende Last in ihren Herzen konnte abgeladen werden.
«Gott wird euch heilen!», sprach ihnen jemand zu. Diese wenigen Worte drangen in
ihre Herzen ein und weckten neue Hoffnung.
Tatsächlich begann ein
Heilungsprozess. Therese und Joseph lernten, über ihren inneren Schmerz zu sprechen.
Indem sie sich Menschen gegenüber öffneten, lernten sie auch, ihre tiefsten
Verletzungen Gott gegenüber auszudrücken.
«Komm, Papa,
wir wollen gehen!»
Während einer Gebetszeit
erinnerte sich Joseph plötzlich an eine Begebenheit mit seinem verstorbenen
Sohn. Dabei sagte dieser in ganz natürlichem, vertrauensvollen Ton: «Komm, Papa,
wir wollen gehen!» In diesem Augenblick wusste Joseph, dass er genau in gleicher
Weise auch mit Gott sprechen durfte. «In diesem Moment spürte ich eine mir bis
dahin unbekannte Nähe zu Gott.»
Therese und Joseph wurden von
Gottes Liebe richtiggehend durchflutet. Dadurch wurden ihre Herzen immer
weicher und sie empfingen echte und tiefe Heilung.
Gott meint
es tatsächlich gut!
Heute können Birchers aufrichtig
bezeugen: «Gott meint es gut!» Sie sind dankbar für ihre drei gesunden Töchter
und die wachsende Zahl von Grosskindern. Joseph ist auch tief berührt, dass
niemand seiner Angehörigen ihn für die Unfälle schuldig gesprochen hatte. Selbst
inmitten der tragischen Ereignisse können sie Gottes Liebe erkennen.
Viel mehr als die Ereignisse
sind Joseph und Therese aber überwältigt, wie Gott ihre Herzen geheilt hat. Die
tiefe Erfahrung, Gottes Vergebung zu empfangen und von seiner Liebe durchströmt
zu werden, ist weit mehr, als sie sich in jungen Jahren hätten ausmalen können.
Als die beiden ihre Geschichte einmal vor einer Gruppe Menschen erzählten und
die berührten Gesichter ihrer Zuhörer sahen, staunten sie. Gerade die schweren
Jahre ihres Lebens brauchte Gott jetzt, damit auch andere Gottes Liebe erkennen
und Heilung erfahren können. Ja: Gott meint es tatsächlich gut!