Polygamie: „Der Mann muss zuschauen, wie die Frauen kämpfen“

Ugandischer Mann mit seinen Frauen und Kindern.
Polygamie
Polygamie Familie

In unserer Gesellschaft steht die Ehe zur Debatte. Es wird in Frage gestellt, was lebenslange Treue zum Partner soll. Wer in diesem Zusammenhang nach dem polygamen Afrika schielt, darf die Augen vor den Schattenseiten der Vielehe nicht verschliessen.

Im ostafrikanischen Uganda wurde in den letzten Wochen über ein gesetzliches Verbot der Polygamie gestritten. Anlass bot die (schliesslich zurückgezogene) Gesetzesvorlage über häusliche Beziehungen, welche mit der Absicht erstellt wurde, die fünf verschiedenen Formen staatlich anerkannter Eheschliessung (traditionell-afrikanisch, Hindu, christlich, islamisch und zivil) zu harmonisieren.

Aber statt über die Institution Familie im gesellschaftlichen Wandel zu debattieren, verhandle man bloss noch Pro und Kontra der Polygamie, klagt der Kolumnist Asuman Bisiika.

Statt Dialog Rivalitäten

In der in Kampala erscheinenden Zeitung „New Vision“ spricht sich Bisiika aus eigener, offensichtlich leidvoller Erfahrung gegen die Polygamie aus. „Es gibt keine polygame Familie, in der die Partner familiäre Harmonie geniessen.“

„Während in monogamen Ehen Meinungsverschiedenheiten durch Dialog beigelegt werden können, wachsen sie sich bei polygamen Verhältnissen zu Rivalitäten zwischen den Frauen aus, was dem Zusammenhalt der Familie schadet. Der Mann muss zuschauen, wie die Frauen kämpfen.“

Stress. Punkt.

“Polygamie ist voll Stress. Punkt” ist die Kolumne überschrieben. Bisiika erinnert an die zwei Frauen eines Ex-Gouverneurs der Bank of Uganda, die, um beim Gatten zu punkten, in der Öffentlichkeit beinahe handgreiflich wurden. Er war machtlos, äusserte bloss, sie machten ihm Schande…

Geschwister – und doch nicht

Laut Bisiika wird die Familie durch solche Rivalitäten gespalten. „Kinder verschiedener Mütter sehen einander nicht in die Augen.“ Weil die eigene Mutter vernachlässigt wurde, rächte sich einer für entgangene Liebe und Fürsorge, indem er seinen Cousins und Neffen gegenüber Halbgeschwistern den Vorzug gab.

“Ich lebte bei einem Onkel, der drei Frauen hatte, eine im Dorf und zwei in der Stadt“; schreibt Bisiika. „Wegen eines Landgeschäfts blieb er länger als geplant im Dorf; einer Frau in der Stadt gingen dadurch Nächte ab, auf die sie Anrecht hatte. Nach seiner Rückkehr blieb er am Abend noch weg. Die Frau, die als Willkomm einen Hahn geschlachtet hatte, wurde so wütend, dass sie, als er heimkam, mit den Fäusten auf ihn losging.“

„The biggest victim is the man”

Bisiika ist allerdings überzeugt, dass der Mann am meisten einstecken muss. „Wie ein Sklave lebt er dafür, seinen Frauen zu Gefallen zu sein. In den meisten Fällen zieht sich der Mann mit der neuen Frau zurück und verlässt die anderen und ihre Familien. Die Kinder hassen ihren Vater, die Stiefmutter und deren Kinder. So schlimm kann Polygamie sein.“

Der Islam fordere die Vielweiberei nicht, schreibt Bisiika und relativiert die muslimischen Stimmen zu ihrer Rechtfertigung. Allerdings spricht er sich auch gegen ein Polygamie-Verbot per Gesetz aus. Dem Brauch könne nur durch vielschichtige Erziehungsanstrengungen wie etwa Familienplanung ein Ende bereitet werden.

Datum: 28.06.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service