Shelley Lubben

«Helft den Menschen in der Pornoindustrie»

Shelley Lubben drehte Pornos. Weil sie sich zutiefst nach Anerkennung sehnte. Die angebliche Lust hinter der Kamera sei jedoch nichts als Phantasie, sagt sie. Elend sei die Realität. Darum hilft Shelley Lubben heute den Opfern der Sex-Traumfabrik.
Shelley Lubben heute.
Shelley in einem Pornofilm als «Roxy».
Mit Alkohol und Drogen betäubte Shelley ihre Seele, die nach Leben dürstete.
Shelley Lubben – frank und frei und trocken.

In ihrer Kindheit wurde Shelley Lubben von den Eltern abgelehnt und mit 18 aus dem Haus geschmissen. Vielen Mädchen in der Sexindustrie gehe es ähnlich: «Sie fühlen sich zur Pornoindustrie hingezogen, weil sie dort ihren eigenen Kindsmissbrauch noch mal durchleben können.»

Hier hätten sie als Frauen die Macht, die ihnen sonst fehlt. Shelley: «Es ist unsere Art, hinter dem Mann herzusein, der uns so arge Schmerzen zugefügt hat.» Hinter der vermeintlichen Lust verberge sich das pure Elend. Die meisten Frauen seien psychische Wracks, erzählt Shelley aus eigener Erfahrung.

Sehnsucht nach Anerkennung

«Die Drahtzieher wissen genau, was sie tun, und manipulieren junge Mädchen, die einfach hören wollen: „Du bist etwas ganz Besonderes.“ Die sehnen sich so sehr nach Aufmerksamkeit, dass sie alles dafür hingeben.»

Diesen Mädchen will Shelley helfen. Denn sie weiss, wie sie sich fühlen. Und sie bietet ihnen die Lösung an, die ihr selbst geholfen hat: Jesus Christus. Aber auch die christlichen Gemeinden dürften nicht untätig bleiben, fordert sie.

Livenet.ch: Shelley Lubben, wie können Christen Pornodarstellerinnen erreichen?
Shelley Lubben: Am besten dadurch, dass sie selber keine Pornos anschauen und anderen vom Konsum abraten. Sie können auch eine Gruppe bilden für Leute aus dem Sexgewerbe. Mädchen, die rausgefunden haben, haben Material für so eine Arbeit. Am meisten Kraft liegt in den entsprechenden Lebensgeschichten. Wenn wir solche Geschichten wie meine verbreiten, dann sehen diese Mädchen, dass es wirklich einen Ausweg gibt.

Menschen, die die Sexindustrie durchlebt haben, finden sich manchmal auch in einer christlichen Gemeinde. Aber sie haben Angst, darüber zu reden. Ein Pastor muss seiner Gemeinde sagen, dass er diese Personen nicht anklagt, sondern dass man sie unterstützen und ihnen Hoffnung geben soll durch die Liebe von Jesus Christus. Die Kirche wird ja als eine Art Klinik angeschaut, in der man Hilfe kriegt.

Jede Gemeinde sollte eine Gruppe haben für Menschen aus dem Sexgewerbe und auch für Pornosüchtige. Wenn die Gemeinden das tun, werden sich ganze Länder verändern und die Welt heiler werden. Die Menschen leben dann weniger verletzt. Sexsucht führt in die Kriminalität. Wenn man sie stoppt, wird auch die Kriminalität gebremst.

Welche Fehler machen die Christen?
Sie verurteilen andere, ohne selber bei ihnen gewesen zu sein. Sie sind zu bequem, um über den eigenen Zaun zu schauen und zu sich überlegen, wie man den Menschen in der Sexindustrie helfen kann. Auf der ganzen Welt gibt es Prostituierte, die unsere Hilfe brauchen. Pornostars leben oft direkt in unserer Nachbarschaft. Denn viele Mädchen drehen ihre Filme daheim.

Es ist an der Zeit, dass wir unserer Gesellschaft sagen, wie sehr die Frauen in dieser Industrie leiden. Man kann versuchen, die eigene Stadt aufzuwecken und den Menschen klarmachen, was Pornografie anrichtet, wie man das stoppen kann und wie man Kinder vor Internetpornos schützt.

Die Porno-Produzenten sind hinter den Kindern her, damit sie mehr Konsumenten zu kriegen – und damit auch mehr Geld.

Im Fragebogen dieser Website gibt Shelley Lubben einen Einblick in ihr Leben:

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Ich war schnell beleidigt; die Erfahrung vom Abgelehntwerden war tief in mir verwurzelt. Ich dachte, meine Eltern lehnen mich ab, Gott liebt mich nicht, und jeder will mich nur ausnützen. Wenn mir jemand etwas Derbes an den Kopf schmiss, war ich sehr beleidigt. Aber der Herr befreite mich von diesem Muster und pflanzte einen wunderschönen Lebensbaum mitten in mein Herz. Ich weiss heute, dass ich angenommen bin: vom höchsten Gott. Eine andere Anerkennung brauch ich nicht mehr.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ich lernte, Gott zu vertrauen und auszuharren – ganz egal, wie dunkel es ist. Ich trank viel Alkohol, als ich in der Pornoindustrie war. Und auch danach noch. Gott sagte mir, ich solle mich nicht aufgeben: «Nimm mein Wort und lass mich dich heilen.»

Ich sass also da, mit einer Flasche Wodka in der einen Hand und der Bibel in der anderen, und liess sein Wort in mich hineinströmen, bis es diese ganzen Lügen ausgespült hatte. Im April 2000 wurde ich ganz trocken, also frei von der Alkoholsucht. Um nichts auf der Welt geb ich das mehr auf. Mit Gott sind alle Dinge möglich.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Da gibt es schon eine: Ich verstehe nicht, warum er mich so sehr liebt. Und ich merke, wie er Menschen zu gewinnen sucht. Sie kennen ihn nicht und lehnen ihn ab, aber er klopft immer wieder an ihre Herzenstür und besucht sie. Sie lehnen ihn immer noch ab, aber er versucht weiter, sie zu gewinnen.

Mehr zum Thema:
Shelley im Web: www.shelleylubben.com
Shelley Lubben: „Gott holte mich aus meinem Leben als Pornostar“
Für Leute, die von Pornos loskommen wollen
Dossier Internet(sex)sucht
Lesen Sie auch Teil 1 «Ich verkaufte mein Herz an die Pornoindustrie»

Datum: 17.01.2007
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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