Richard Leakey und seine Lake Turkana Wesen

Als Fossilsucher könnte man Richard E.F. Leakey mit einem Goldsucher mit geringer Ausbildung vergleichen, der es jedoch geschafft hat, das grosse Los zu ziehen. Richard Leakey ist Sohn bekannter Eltern, nämlich Louis und Mary Leakey, die beide den Doktorgrad verliehen bekamen. Richard Leakey hat niemals eine Hochschule besucht. Als Fossilsucher hatte er jedoch gewisse Vorteile. Die Jahre der Erfahrung, die er mit seinen Eltern sammeln konnte und sein lebenslanger Wohnsitz in Kenia waren praktische Vorteile. Der Name Leakey und seine Position als Direktor des Kenya National Museums halfen ihm, die Geldmittel aufzutreiben und die nötige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen und die richtigen Gelegenheiten zu nutzen, um nach Fossilien zu suchen. Hinzu kamen noch seine grosse Intelligenz und der Leakey'sche Ehrgeiz. Leakeys erste Fossiljagdexkursion in Kenia fand 1968 statt, als er mit Hilfe eines Stipendiums der National Geographit Society ein Team anführte, um ein Gebiet östlich des Lake Turkana (danach in Rudolphsee umbenannt) zu prospektieren, das unter dem Namen Koobi Fora bekannt ist, in der Nähe der äthiopischen Grenze liegt. Dies Gebiet erwies sich als sehr fossilhaltig. Während der ersten Exkursion wurden drei „hominide" Kiefer entdeckt, und 1969 fand Leakey ein ausgezeichnetes Exemplar eines Australopithecus bosei-Schädels, der dem 10 Jahre zuvor von seiner Mutter in Olduvail Tansania gefundenen Schädel glich. 1972 machte Bernard Ngeneo, einer der Kenianer in Leakeys Team, die Entdeckung, die Richard Leakey berühmt machen sollte. Die Entdeckung bestand aus dem berühmten Schädel KNM-ER 1470, allgemein als Schädel 1470 bekannt. Die offizielle Bezeichnung steht für 1470 der Kenya National Museum's East Rudolph Kollektionen. Beschreibungen des Fundes wurden von Leakey in der britischen Zeitschrift Nature60, 61 und im National Geographic62 veröffentlicht und weitere Beschreibungen sind in Büchern von Leakey zu finden. 63, 64 Beschreibungen früherer Funde aus dem East-Turkana-Gebiet werden in Leakeys Veröffentlichung im Jahr 197361 erwähnt. Die Funde von 1973 in diesem Gebiet beschrieb Leakey 1974.65 1978 gaben Alan Walker und Leakey66 eine umfangreiche Übersicht über die Funde im Ost-Turkana-Gebiet heraus. Es war interessant festzustellen, dass in dem Artikel über die Entdeckung des Schädels 1470 und einiger Beinknochen Leakey Ngeneo und dem Paläontologen John Harris zu dieser Entdeckung gratuliert. Des Weiteren dankt er dem Anatom Bernard Wood für die vielen Stunden, die er mit dem Durchsieben des Gebietes nach Bruchstücken verbracht hat, und er dankt Wood, dem Anthropologen Alan Walker und seiner Frau Meave für die Rekonstruktion des Fundes. Leakey muss sich zusätzlich sehr auf die Hilfe anderer für die anatomischen Untersuchungen verlassen haben, da er selbst keine professionelle Ausbildung in Anatomie oder Anthropologie besass. Und doch stand Leakeys Name als alleiniger Autor über dem Artikel. Erinnern wir uns, dass Johanson während einer Pressekonferenz im Oktober 1974 bezüglich der Entdeckung mehrerer Kiefer feststellte, dass aufgrund dieser Funde „alle vorherigen Theorien, die die Herkunft des zum heutigen Menschen führenden Zweiges zu erklären versuchen, jetzt vollkommen neu überarbeitet werden müssen."42 In Leakeys Artikel im National Geographit wird er folgendermassen zitiert: „Entweder werfen wir diesen Schädel hinaus oder wir verwerfen alle unsere Theorien über den frühen Menschen.... Es passt hier einfach kein bestehendes Modell über die menschliche Herkunft." 62 Lord Zuckeruran verbrachte 15 Jahre mit einem Team von meistens mehr als vier Wissenschaftlern damit, Australopithecus-Fossilien zu studieren, wobei die besten verfügbaren Methoden der Anatomie benutzt wurden, bevor er schliesslich erklärte, ob diese Wesen Hominiden waren oder nicht. Johanson und Richard Leakey waren jedoch nicht nur. sofort bereit, ihre Funde als Hominiden zu bezeichnen, sondern waren auch beide mutig genug, nach einer kurzen Untersuchung und nach einer kurzen Zeit für unabhängige Beurteilungen, zu erklären, dass ihre Entdeckungen alle früheren Theorien über die Herkunft des Menschen entkräfteten. Mit der Mitarbeit der heutigen Massenmedien haben die jungen Anthropologen einen kurzen Weg zum Ruhm gefunden - berufe eine Pressekonferenz ein, stelle deine Fossilien vor und stelle mutige und einfallsreiche Behauptungen auf. Fünfzehn Jahre lange detailierte anatomische Untersuchungen in Laboratorien werden einfach als unnötige Schufterei angesehen. In seinem Artikel im National Geographicb2 berichtet Leakey (S. 820) vom Schädel 1470 als „diesem erstaunlich fortgeschrittenen frühen Menschen". In Pressekonferenzen und öffentlichen Lesungen betonte Leakey, dass sein Schädel 1470 viele fortschrittliche, menschenähnliche Eigenschaften besass, so z.B. das Fehlen der grossen Überaugenwülste, der Besitz eines hoch gewölbten Schädelgewölbes und das Fehlen jeglichen Anzeichens für einen knöchernen Scheitelkamm, so dass er in mancher Hinsicht sogar fortschrittlicher war als Homo erectus. Und doch beziffert er das Alter dieses Lebewesens auf fast 3 Millionen Jahre. Die Überreste des hinteren Schädelskelettes, die in der Koobi Fora Formation gefunden wurden und von denen Leakey annimmt, dass sie Beweise für eine gewöhnlich zweibeinige Fortbewegungsweise aufzeigen, waren ihm zufolge zu weit von Schädel 1470 entfernt, als dass man diese Überreste mit diesem Schädel, in Verbindung bringen könnte. Das geschätzte Hirnvolumen von ca. 800 cm3 (andere Schätzungen lagen etwas niedriger) und die Morphologie der Calvaria (Schädeldach) rechtfertigten, so Leakey, die Einordnung dieses Fossils in die Gattung Homo. Er sah jedoch keinen besonderen Grund, dieses Lebewesen Homo habilis zuzuordnen. Leakey bezeichnete es daher als Homo sp. indet.61 Eine umfassende Bewertung der Lake Turkana-Exemplare ist in dem von Walker und Leakey veröffentlichten Artikel zu finden.66 In diesem Artikel (fünf Jahre nach dem oben angesprochenen Artikel erschienen) und in seinem 1981 erschienenen Buch67 erklärt Leakey, dass sein Schädel 1470 dem Homo habilis zugeordnet werden sollte, obwohl sein Mitautor bei diesem Artikel, Alan Walker, heute Anthropologe an der John Hopkins University, die Meinung vertritt, er sollte in die Gattung Australopithecus eingeordnet werden. Indem er seinen 1470-Fund Homo habilis zuordnet, ist Leakey deutlich von seinen früheren Behauptungen abgewichen und Walkers Vorschlag, ihn den Australopithecinen zuzuordnen, vermindert seinen Status beträchtlich. Wie oben schon zitiert, hatte Leakey in seinem 1973 erschienenen Artikel im National Geographic erklärt: „Entweder werfen wir diesen Schädel hinaus oder wir verwerfen unsere Theorien über den frühen Menschen." In einer kurz darauf gehaltenen Lesung in San Diego hörte der Autor des vorliegenden Buches Leakey sagen, dass die Entdeckung des Schädels 1470 alle bestehenden Theorien über die Herkunft des Menschen über den Haufen wirft, jedoch keinen Ersatz anbieten kann. Wenn Schädel 1470 jedoch Homo habilis zugeordnet worden wäre, dann wären sicherlich nicht alle damaligen Theorien über die Herkunft des Menschen entkräftet worden. Die Art Homo habilis wurde von seinem Vater Louis Leakey 196468 für gültig erklärt und der ältere Leakey ordnete Homo habilis in die vermutliche Entwicklungsreihe des Menschen ein. Laut Louis Leakey steht Homo habilis unter den bekannten Fossilien alleine in der Ahnenreihe des Menschen. Seiner Ansicht nach waren die Australopithecinen A. africanus und A. bosei (robustus) anomale Seitenzweige, die nicht zu-der direkten Ahnenreihe des Menschen zählen. Die Funde, die Louis Leakey als Homo habilis bezeichnete, waren von seinem Team in der Olduvai Schlucht kurz nach der Entdeckung seines „Zinjanthropus" (A. bosei) gefunden worden.69.7° Leakey hielt diese Wesen für ausreichend fortgeschritten, um sie in die Gattung Homo einzuordnen. Das sorgte für eine beträchtliche Kontroverse. Einige unterstützten Leakey, während andere darauf bestanden, dass Homo habilis, obwohl sein Hirnvolumen (ca. 650 cm3) grösser war als das der kleineren Varietäten der Australopithecinen, ein ungültiges Taxon war und dass diese Fossilien weiterhin der Gattung Australopithecus zugerechnet wer-den sollten. Wir erörterten zuvor in diesem Kapitel einige Schlussfolgerungen Lord Zuckermans und Charles Oxnards, die die vermutlich zweibeinige Fortbewegungsweise und den Status der Zwischenstufe der Australopithecinen betraf. Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichte Oxnard Untersuchungen des fossilen Fussknochens, als OH 8 gekennzeichnet, den Louis Leakey entdeckt hatte. Frühere Studien von Leakey, von Day und Napier71 und später von Susman und Stern72 veranlassten diese Forscher zu der Behauptung, dass diese fossilen Fussknochen zu einem vollkommen aufrecht gehenden Wesen gehörten, obwohl Susman und Stern der Ansicht waren, dass sie zu Hominiden gehörten, die immer noch die „allgemeine hominoide Fähigkeit des Bäumekletterns" beherrschten. Alle diese Forscher ordneten die fossilen Fussknochen Homo habilis zu. Gemäss den Analysen von Oxnard und seinem Mitarbeiter F. Peter Lisowski ergab die Rekonstruktion des Fusses und des Gelenkes dieser Fussknochen (OH 8) eine Struktur, die diesen Fuss von den Eigenschaften her eher mit den Füssen verschiedener Affenarten verbindet. Abschnitte des Abgusses des bereits rekonstruierten Olduvai Fusses (sowohl von dem der Wenner Gren Foundation als auch dem des Kenya National Museums) zeigen, dass die menschenähnliche Erscheinung des originalen, rekonstruierten Fussgelenkes einer Reihe von falschen Knochenausrichtungen zuzuschreiben ist. Später erklären sie: „Es ist somit klar, a) dass der Olduvai Fuss nicht für einen aufrechten Gang nach Menschenart geeignet ist und b) dass er Eigenschaften aufweist, die denen von Baumbewohnern gleichen. Anatomische Eigenschaften, die auf einen aufrechten Gang bei diesem Fossil hinweisen, lassen eher einen aufrechten Gang mit Plattfüssen von Baumbewohnern (wie Schimpansen oder Gorillas) als einen mit hoher Fusswölbung wie beim Menschen vermuten."73 Weitere 'Informationen, die diese Ansicht untermauern, sind in Oxnards Artikel von 1981 zu finden.74 Es scheinen daher schliesslich doch ernste Bedenken zu bestehen, ob diese Wesen, die von einigen als Homo habilis bezeichnet werden, normalerweise aufrecht gingen oder andere Eigenschaften besassen, die eine Einordnung in die Gattung Homo rechtfertigen würden. Aus heutiger Sicht würden sie sehr wahrscheinlich eher als Affen bezeichnet werden. Man würde sie nicht unbedingt als „Orang-Utans", „Gorillas", „Schimpansen" oder nach anderen, heute leben-den Affen bezeichnen, da sie einzigartig sind, aber nichtsdestotrotz, würde man sie der Familie der Affen zuordnen. Sollte Schädel 1470 nicht einzigartig sein, wie ursprünglich von Richard Leakey angenommen, sondern mit allen anderen als Homo habilis genannten Wesen in die Gattung Australopithecus zurückgestuft werden, und sollte die Untersuchung dieser Wesen durch Oxnard und seine Mitarbeiter richtig sein (es muss hier hinzugefügt werden, dass es sich bei Oxnards Beurteilung des Homo habilis nur um Untersuchungen der Fossilien von Olduvai handelt, dass er bisher noch keine Lake Turkana-Fossilien untersucht hat), dann kann das Schädel 1470 zugehörige Wesen niemals menschenähnlich gewesen sein. Geht man nach Leakeys ursprünglich sensationellen und aussergewöhnlichen Aussagen, denen in öffentlichen Lesungen Ausdruck verliehen wurde oder die in Artikeln im National Geographic oder anderen bekannten Veröffentlichungen wiederzufinden sind oder durch die Massenmedien verbreitet wurden, waren viele, einschliesslich der Autor, davon überzeugt, dass Leakey fossile Überreste eines Lebewesens gefunden hatte, das als eine Varietät des heutigen Menschen betrachtet werden konnte. Wir können heute daraus ersehen, dass man am besten mit äusserster Vorsicht vorgehen sollte. Viele Jahre sind erforderlich, bevor entsprechend sorgfältige und objektive Analysen durchgeführt worden sind, um den Fund richtig einzuordnen. Wie wir später noch sehen werden, waren fast 50 Jahre notwendig, um den Pilotton-Menschen als Betrug zu entlarven und fast 100 Jahre, um den Neanderthaler von seinem Status als brutalen, menschlichen Vorfahren zu einem vollkommenen Homo sapiens Status zu erheben. In Tabelle 1 ist ein Vergleich zwischen den verschiedenen Australopithecinen und verschiedenen, Homo habilis zugeordneten Exemplaren zu finden. Verschiedene, Homo erectus zugeordnete Funde sind zu vergleichenden Zwecken hinzu-gefügt. Homo erectus wird später in diesem Kapitel ausführlicher behandelt werden. Die aufgeführten Daten stammen aus der wissenschaftlichen Literatur. Die grazile Art, africanus, wird auf ein Alter von fast 4 Millionen Jahren bis 1 Millionen Jahre geschätzt, wobei sich das Hirnvolumen von durchschnittlich 400 cm3 und grösser nicht verändert hat. Viele Forscher ordnen afarensis in africanus ein. Dem robusteren Typ der Australopithecinen, robustus (bosei wird zu robustus gezählt), der sich vom africanus durch seinen typisch pongiden, sagittalen Scheitelkamm und seine grobere Erscheinung unterscheidet, wird ein Alter zugesprochen, welches, obwohl es das des africanus grossteils überlappt, doch bedeutend jünger ist als das dem frühesten africanus-Fund zugeordnete Alter. Die robustus-Form, die für bedeutend grösser als die africanus-Form gehalten wird, besass ein durchschnittliches Hirnvolumen von etwas mehr als 500 cm3. Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass Exemplare des Homo habilis sich mit den Australopithecinen überschneiden, sowohl von dem Hirrrvoiumen her als auch vom Alter her. Es ist auch zu sehen, dass einige Funde von Homo erectus auf ein Alter geschätzt werden, das gleich oder sogar älter ist als das für Individuen von africanus, robustus und habilis, obgleich H. erectus angeblich ein Nachfahre einer dieser Kreaturen gewesen sein soll. Es zeigen sich uns hier Kreaturen von beachtlicher morphologischer Verschiedenheit und Variabilität, die eine bemerkenswerte Stabilität oder einen Stillstand aufweisen. Während er erwähnte, dass die der Gattung Homo zugeordneten Funde vom East-Turkana-See (danach East-Rudolph) eine grössere Variabilität aufweisen als die Australopithecinen, bemerkte Richard Leakey: „Die Australopithecus zugeordneten östlichen Rudolph-See-Funde lebten über einen Zeitraum vor 3 Millionen bis vor etwas über 1 Million Jahre ohne grosse morphologische Veränderungen."75 Bezüglich H. erectus stellen Walker und Leakey fest: Die Ähnlichkeit der beiden östlichen Turkanasee-Funde, die sehr viel jünger sind, lassen stark vermuten, dass Homo erectus eine morphologisch sehr stabile Menschenart über zumindest eine Millionen Jahre hinweg war.76 Fund

Zuordnung

Alter

(M. J.)

Hirnvolumen

Quelle

OH 5

A. bosei

2,1

- 1,7

530

1

ER 406

A. robustus

2,4

- 1,5

500

2

viele Funde

A. africanus

4

-1

400

1,2

AL 288-1

A. afarensis

3

 

400 (?)

1

OH 7

H. habilis

2,1

- 1,7

675

1

OH 13

H. habilis

1,7

 

650

1

ER 1813

H. habilis (?)

1,6

- 1,2

500

2

ER 1470

H. habilis

2,5

- 1,6

775

2

ER 3733

H. erectus

1,5

 

850

2

ER 3883

H. erectus

1,5

 

850 (?)

2


Tabelle 1: Ein Vergleich verschiedener Fossilfunde, die den Hominidae zugeordnet worden sind.

Quellen:
1. M.H. Day, Guide to Fossile Man, 3rd ed., University of Chicago Press, Chicago, 1977
2. A. Walker und R.E.F. Leakey, Sei. Amer., 239:54 (1978).

Hieran sehen wir, dass Individuen von Australopithecus africanus ohne weiteres als Australopithecus africanus erkannt wurden, obwohl die Funde an Orten in Süd- und Ostafrika gefunden wurden, die tausende von Meilen voneinander entfernt sind, und obwohl ihr Alter zwischen einer und drei Millionen Jahren variiert. Dies gilt auch für die robustus-Form, für Homo habilis zugeordnete Funde und besonders auch für sogenannte Homo erectus-Wesen. Überdies spricht die Tatsache, dass alle diese Arten zur gleichen Zeit gelebt haben, stark gegen die Vorhersagen der Evolutionstheorie.

Ein Journalist von Nature bemerkte:

„Eine solche Gleichzeitigkeit von Homo mit einer und vielleicht auch mit zwei Arten der Australopithecinen würde bedeuten, dass sehr wenig über die direkten Vorfahren von Homo zu sagen ist. Diese bekannten Australopithecinen, die gleichzeitig mit Homo lebten, können die Vorfahrenrolle offensichtlich nicht übernehmen."77

Obwohl er keinerlei Zweifel an der Tatsache der Evolution hat, hat Stephen J. Gould, Paläontologe an der Harvard University, folgendes bezüglich dieses Zustandes zu sagen:

„Was soll aus unserer Leiter werden, wenn es drei gleich-zeitige hominide Ahnenreihen gibt (A. africanus, die robusten Australopithecinen und H. habilis) und keine von ihnen klar ersichtlich aus einer anderen entstanden ist? Mehr noch, keine dieser drei Arten zeigt irgendeinen evolutionistischen Trend während ihrer Lebenszeit auf der Erde: bei keiner einzigen steigerte sich das Hirnvolumen, keine von ihnen ging aufrechter, je näher sie der Jetztzeit kamen."78

Gould geht davon aus, dass die alte Vorstellung einer geradlinigen Evolution mit den verschiedenen Fossilien als Stufen einer Leiter, die zum Menschen führt, falsch ist und dass das richtige Bild eher einem Busch mit vielen parallelen Zwei-gen gleicht. Diese Vorstellung lässt jedoch die Frage nach dem Ursprung des Busches unbeantwortet. Wie und warum erfolgt die Evolution schubweise und mit Neuanfängen?

Die zeitliche Uberlappung der als Homo klassifizierten Funde mit den Australopithecinen ist schon seit einiger Zeit bekannt. Louis Leakey berichtete schon vor zwei Jahrzehnten von der Coexistenz von Australopithecus, Homo habilis und Homo erectus Fossilien, von denen er einige in Schicht Ii der Olduvai Schlucht gefunden, hatte.79, 80 Eine besonders überraschende und für Evolutionstheoretiker sehr schwer einzuordnende Tatsache war Louis Leakeys Behauptung, dass er auf dem Grund von Schicht 1 Überreste einer kreisförmigen Steinhütte gefunden habe.80,81 Das bewusste Herstellen solcher Schutzräume wurde lange nur Homo sapiens zugeschrieben und ist heute noch in Afrika zu beobachten.

Wenn Australopithecus, Homo habilis und Homo erectus gleichzeitig gelebt haben, wie kann einer dann Vorfahre des anderen gewesen sein? Und wie kann eines dieser Lebewesen ein Vorfahre des Menschen sein, wenn menschliche Schöpfungen in einer tieferen, direkt darunterliegenden stratigraphischen Schicht gefunden wurden und somit älter sind als die angeblichen Vorfahren des Menschen ? Wenn die Tatsachen, wie von Leakey berichtet, korrekt sind, dann kann offensichtlich keines dieser Wesen ein Vorfahre des Menschen gewesen sein, und daher bleibt der Stammbaum des Menschen absolut leer.

Literaturhinweise

42. Anonymus Correspondent, Nature 253:232 (1975).
60. R. E. F. Leakey, Nature 242:170 (1973).
61. R. E. F. Leakey, Nature 242:447 (1973).
62. R. E. F. Leakey National Geographie, June 1973, S. 819.
63. R. E. F. Leakey and R. Lewin, Origins, E.P. Dutton, New York, 1977.
64. Leakey, Ref. 50.
65. R. E. F. Leakey, Nature 248:653 (1974).
66. A. Walker and R. E. F. Leakey, Sei. Amer. 239(2):54 (1978).
67. Leakey, Ref. 50, S. 17.
68. L. S. B. Leakey, P. V. Tobias and J. R. Napier, Nature 202:7 (1964).
69. L. S. B. Leakey, Nature 188:1050 (1960).
70. L. S. B. Leakey, Nature 189:649 (1961).
71. M. H. Day and J. R. Napier, Nature 201:967 (1964).
72. R. L. Susman and J. T. Stern, Jr.,Science 217:931(1982).
73. Oxnard, Ref. 33, S. 107.
74. Oxnard, Ref. 32, S. 225-246.
75. Leakey, Ref. 65, 5.655.
76. A. Walker and R. E. F. Leakey, Sei. Amer. 239(2):65 (1978).
77. Anonymous Correspondent, Nature 261:541 (1976).
78. 5.1. Gould, Nat. Hist. 85:30 (1976).
79. M. D. Leakey, Olduvai Gorge, Vol. 3, Cambridge University Press, Cambridge, 1971, S. 272.
80. A. J. Kelso, Physical Anthropology, Ist ed., J.B. Lippincott Co., New York, 1970, S. 221.
81. Leakey, Ref. 79, S. 24.

 

Weiter: Absolute Altersangaben, die nicht absolut sind

Datum: 15.11.2007
Autor: Duane T. Gish
Quelle: Fossilien: Stumme Zeugen der Vergangenheit

Verwandte News
Werbung
Werbung
Livenet Service