Sind die Toten unter uns?

Sind die Geister der Verstorbenen unter uns? Sollten wir uns mit ihnen in Verbindung setzen, weil sie uns Wichtiges oder gar Wegweisendes zu sagen haben?

Eine ältere Frau, die ihren lieben Mann verloren hat, hat öfter den Eindruck, er sehe ihr zu, wenn sie in der Stube sitzt. Ist er nun wirklich da - oder stellt sie sich das in ihrer Verehrung einfach vor? Wo sind die Geister der Toten?

Die Frage stellt sich auch im Blick auf Halloween. Die Kelten Europas feierten bekanntlich zum Jahreswechsel, der auf den 1. November fiel, das Samhain-Fest. Sie glaubten, dass in dieser Zeit des Übergangs die Geister der Verstorbenen des abgelaufenen Jahres unterwegs ins Jenseits waren und sich auch unter die Lebenden mischen konnten.

Nach dem Spott die Faszination

Der damalige Geisterglaube trennte die sichtbare und die Geister-Welt nicht so, wie wir es seit dem 18. Jahrhundert tun. Der materialistische Zweig der Aufklärung, die nach 1700 einsetzte, leugnete jegliches Leben nach dem leiblichen Tod. Es gehörte für gebildete Europäer zum guten Ton, über Geisterglauben zu spotten. Doch in den letzten Jahrzehnten macht er sich in esoterischem Gewand wieder breit, wozu auch die Globalisierung beiträgt: Wir kommen mit Kulturen in Kontakt, für die der Umgang mit Totengeistern zum Alltag gehört.

Wo sind die Toten? Sie weilen in einem Bereich, zu dem wir Lebenden keinen Kontakt haben sollen. Dort warten sie auf die Auferstehung, bei der sie vor Christus, den Richter über alle, gestellt werden. Jesus sagte in einer Diskussion in Jerusalem: "Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden - die das Gute getan haben, zur Auferstehung ins Leben, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung ins Gericht" (Die Bibel, Johannes, Kapitel 5, Verse 28-29).

Jeder Kontakt mit der Welt der Toten verboten

Schon Jahrhunderte zuvor hatte Gott den Israeliten allen Kontakt mit Totengeistern und jegliche Beschwörung verboten. "Bei dir soll kein Magier, Zeichendeuter, Wahrsager oder Zauberer gefunden werden, kein Beschwörer und keiner, der einen Totengeist oder einen Wahrsager befragt", gebot Mose dem Volk (5. Mose 18,10-11). Die Israeliten waren aus Ägypten ausgezogen, wo das Jenseits alles irdische Leben beeinflusste. Neu sollte ihr Alltag von Erfahrungen mit dem Gott des Lebens, der Freude und der Fülle bestimmt sein.

In der Bibel wird der Tod als ein Feind gesehen - als der letzte Feind, der vernichtet wird, wenn Gott durch Christus die Welt und das Universum neu schafft (1. Brief an die Korinther 15,26). Über den Verbleib der Toten bis zu diesem Ende, zur Vernichtung des Todes, finden sich in der Bibel wenig Aussagen - sie beschäftigt sich mit dem Leben.

Aufs Leben fokussiert

Immerhin: Jesus erzählte einmal die Geschichte des armen Lazarus, der elend krank war. Als er starb, "wurde er von den Engeln in Abrahams Schoss getragen". Der Reiche, der dem Hungernden sogar Speisereste versagt hatte, starb ebenfalls und kam an einen Ort der Qual. Dazwischen war eine tiefe Kluft. Der gequälte Tote bat Abraham, Lazarus zu seinen noch lebenden Brüdern zu senden, damit er sie warne. Abraham wies dies zurück; "sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören" (Lukas 16,19-31). Dies zeigt: Es gibt kein Zurück. Und: die Lebenden sollen sich an die Lebenden und an das halten, was Gott bereits offenbart hat.

Ganz wiederhergestellt bei Gott sein

Der Apostel Paulus, der bedeutendste Verkündiger der Botschaft von Christus im 1. Jahrhundert, äusserte sich knapp zu diesem Warten auf die Auferstehung, das ihn tief bewegte. Er wusste, dass er bei seinem Tod "bei Jesus sein" würde (Brief an die Philipper 1,23), doch würde der Leib verwesen. So hoffte Paulus, Christus würde vor seinem Tod auf die Erde zurückkommen und ihn zu sich nehmen, den irdischen Leib gleich verwandelnd. Alles Nachsinnen über Tod und Totenreich verblasste gegenüber der gewissen, freudigen Erwartung der Auferstehung: Paulus ersehnte einen neuen Leib ohne Schmerzen und Schwächen - ganz bei Jesus sein (2. Brief an die Korinther 5,1-10).*

Wo sind die Toten? Sie warten darauf, vor Christus gestellt zu werden. Für uns, die leben, ist die Blickrichtung entscheidend: Wer inspiriert uns auf dem Weg, den wir gehen? "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, es sei denn durch mich", sagte Jesus einmal seinen erstaunten Freunden. Wir tun gut daran, uns nicht mit den Geistern der Toten zu befassen. Halten wir uns an Jesus Christus, führt er uns zu dem unzerstörbaren Leben, das in Gott ist.

* In der Sehnsucht nach Auferstehung drückt sich das jüdisch-christliche Verständnis von Menschsein aus: Der Mensch ist Leib, Seele und Geist. In der Auferstehung wird dieses Zueinander auf noch kaum vorstellbare Weise erneuert. Gott zielt nicht auf körperlose selige Geister ab, sondern es geht ihm um ganzheitlich vollendete Menschen. So hatte auch Jesus, der Auferstandene, einen Körper, liess sich berühren und ass mit seinen Freunden.

Datum: 15.10.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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