Weihnachten - gemalt und erlebt

Silvia Streit
Schäfer
ums Krippli
Farbtuben
Maria
beim Malen
konzentriert
Die Künstlerin und ihre Maria Silvia Streit illustrierte ihr erstes Kinderbuch. Bilder, Fotos und der Spiegel halfen ihr Szenen und Menschen möglichst echt darzustellen.

Sie hatte einen Traum. Silvia Streit ist gelernte Buchhändlerin. Seit 23 Jahren verkauft sie Bücher. Sie liebt Kinderbücher. Und weil sie gerne malt, kam in ihr der Wunsch auf, einmal selber ein Buch zu illustrieren. Bei einer Tasse Kaffee erzählte sie ihren Traum der Frau eines Verlegers. Doch dann packte sie gleich wieder die Angst: Könnte ich das? Wäre ich nicht überfordert? Sie hatte nie gelernt, wie man eine solche Aufgabe anpackt. Malen ist einfach ihr Hobby. Doch die Sache nahm ihren Lauf. Jemand zeigte dem Verleger Bilder, die Silvia Streit für ein Weihnachtsspiel gemalt hatte. Er fand sie gut und erteilte den Auftrag: Weihnachtsgeschichte für Kinder! -- In vielen Stunden intensiver Arbeit entstand das erste Buch, gemalt von Silvia Streit.

Weihnachten auf den Bildern


Die Menschen in Ihrem Weihnachtsbuch sind sehr fröhlich. Selbst die schlafenden drei Könige lächeln träumend vor sich hin. Sind Sie so ein fröhlicher Mensch oder was ist der Grund dieser Fröhlichkeit?
Ich habe die Menschen eigentlich nicht bewusst fröhlich gezeichnet. Erst als das Buch veröffentlicht war, wurde ich darauf angesprochen. Man sagte mir: «Sogar die Kamele lachen!» (Ich blättere im Buch und tatsächlich: die Kamele ziehen fröhlich lächelnd nach Bethlehem. Es scheint als wüssten sie, in welcher wichtigen Mission sie unterwegs sind.) Vielleicht ist meine eigene Freude an dieser Arbeit und an der Weihnachtsgeschichte mit in die Bilder eingeflossen. Ich weiss es nicht.

Mich nimmt wunder, wie Ihre fröhlichen Bilder entstanden sind. Können Sie mir den Werdegang skizzieren?
Meistens, wenn ich vor dem leeren Blatt sitze, denke ich: Hilfe, wie soll ich das machen? Worauf habe ich mich da eingelassen? Für jedes Bild bitte ich Gott um Hilfe und Gelingen. Ich sitze ruhig vor dem Blatt und überlege, wie das Bild aussieht, das ich in mir sehe. Nun beginne ich das entstandene Bild zu skizzieren. Manchmal benütze ich auch Fotos oder Bilder, damit ich Lebewesen und Gegenstände genauer wiedergeben kann. Gelegentlich posiere ich sogar selber vor dem Spiegel. Am Anfang sehen die Gestalten meist noch jämmerlich aus. Dann überarbeite ich die Skizzen immer wieder, bis sie lebendig werden und mir gefallen. Zuerst arbeite ich mit Bleistift. Dann zeichne ich die Konturen mit dem schwarzen Stift. Anschliessend kommen die Aquarellfarben an die Reihe. Nach dem Trocknen bearbeite ich das Bild nochmals mit dem Schwarzstift, mit Farbstiften, mit Pastellstiften und mit ‘Tübelifarb’... Es ist immer ein langer Prozess, währenddem ich laufend korrigiere und verbessere.

Gibt es in Ihrem Buch ein Lieblingsbild?
Es sind mehrere Bilder, die ich besonders liebe. Das Erste mag ich sehr: Maria und Josef, die verlobt sind und einander lieben. Es wollte lange nicht gelingen, doch nun gefällt es mir besonders gut. Auch das Bild mit den Königen auf den Kamelen liebe ich. Und die beiden Krippenszenen! Das mit den Hirten, die das Jesuskind gefunden haben, gefällt mir noch eine Spur besser.


Hat Sie diese intensive Auseinandersetzung mit der Weihnachtsgeschichte innerlich irgendwie besonders berührt?

Es ist schon ein spezielles Gefühl, wenn man Jesus in der Krippe malt. Die Umstände waren nicht immer weihnachtlich. Ich arbeitete über Monate an den Bildern fürs Buch. Mitten im Sommer sass ich auf dem Balkon und malte Weihnachtsbilder. Oft war es harte Arbeit. Aber in mir entstand eine grosse Freude. Ich war glücklich, dass ich diesen Auftrag bekommen hatte. Er war ja die Erfüllung. Er war ja die Erfüllung eines langen Traumes: Ich malte mein erstes Kinderbuch. Schon als ich einige Bilder für die Sonntagsschulweihnacht in unserer Kirche malte, erlebte ich, wie in mir eine grosse Freude aufkam. Ich sah oft nur noch den Weihnachtsstress und fand kaum Zeit, mich mit dem Inhalt der Weihnachtsgeschichte zu befassen. Im Buchhandel ist diese Zeit die strengste des ganzen Jahres. Beim Malen kam die kindliche Weihnachtsfreude von früher zurück. Das war ein wirklich grosses Gefühl.

Weihnachten im Alltag


Welche Bedeutung hat Weihnachten in Ihrem täglichen Leben?
Ich bin keine sehr starke Person. Ohne den Glauben an Jesus würde ich oft resignieren oder gar aufgeben. Ich denke immer wieder: Ohne Jesus hätte mein Leben wenig Erfüllung. Weihnachten gibt mir Kraft und Lebenssinn!

Ganz konkret: Wie gibt Jesus Ihrem Leben Sinn?
Jesus gibt meinem Leben eine viel grössere Dimension. Mich stärkt ganz besonders die Gewissheit, dass es eine Ewigkeit gibt. Ewig bei Jesus. Dieser Gedanke sprengt die Sinnlosigkeit. Auch die Botschaft der Bibel, dass Jesus uns Menschen liebt, ermutigt mich sehr. Er wollte, dass es mich gibt. Und er liess sich sogar töten, damit ich nicht für meine Fehler und Sünden gestraft werden muss. Das alles gibt mir Kraft und Freude zum Leben.

Die Weihnachtsgeschichte schildert, wie Gott Mensch wurde und in Windeln gewickelt als Erlöser und Retter zur Welt kommt. Denken Sie oft über dieses Ereignis nach?
Im Alltag geht es leicht vergessen und wird selbstverständlich. Wenn ich dann aber z.B. den Himmel voller Sterne betrachte, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann finde ich es unfassbar, dass der Schöpfer dieses immens grossen Universums Mensch wurde und ich deshalb eine persönliche Beziehung zu ihm haben kann. Weihnachten zeigt mir, wie sehr Gott uns Menschen lieben muss. Sonst hätte der Schöpfer des Universums diese Erniedrigung nicht auf sich genommen.

Der Glaube ist für Sie etwas Selbstverständliches. Er gehört zu Ihrem Alltag. Wie hat sich Ihr persönlicher Glaube entwickelt?
Ich erlebte schon als Kind, was Glaube bedeutet, denn ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen. Während eines christlichen Vortrags wurde mir bewusst: Wenn du ewiges Leben bekommen willst, musst du dich ändern und konkret auf Jesus und seine Vergebung vertrauen. Ich war etwa 14-jährig. Am nächsten Tag war ich in meinen Gefühlen hin und her gerissen. Ich schämte mich, zu meiner Entscheidung zu stehen und ich beschimpfte meine Mutter. Es hatte sich nichts verändert. Ich war enttäuscht. Mein Glaube blieb lange unstabil. Ich ‘bekehrte’ mich immer wieder, manchmal jeden Abend. Erst mit der Zeit begann ich zu begreifen, was Weihnachten wirklich bedeutet: Es geht nicht um meine Leistung. Glauben heisst nicht, besser werden.

Glauben heisst: vertrauen und annehmen. Ich erkannte, dass Jesus für meine Fehler und Schwachheiten starb. Er kennt mich. Er hat meine ganze Schwäche und Schuld am Kreuz weggenommen. Dafür ist er Mensch geworden, dafür ist er gestorben. Ich muss mich nicht ständig bekehren. Ich muss auch nicht erst besser werden. Jesus liebt mich, wie ich bin. Er liebt die Silvia Streit mit all ihren Eigenschaften. Ich kann ihn nicht enttäuschen. Er weiss alles. Er erwartet nicht mehr, als erfüllen kann und werde. Wenn ich schuldig werde, kann ich ihn vertrauend um Vergebung bitten.


Ist aus dieser Erkenntnis eine tiefe Gewissheit entstanden oder kennen Sie die alten Zweifel und das Gefühl auch heute noch?

Nein, dieses Gefühl kenne ich nicht mehr. Natürlich ist es mir nicht immer gleich bewusst, wie sehr mich Gott liebt. Manchmal zweifle ich und denke: Was habe ich vorzuweisen, wenn ich sterbe? Es gibt doch nichts, das Gott beeindrucken würde! Sollte ich mich nicht mehr anstrengen, Gott zu gefallen? Doch dann besinne ich mich auf die Botschaft der Bibel, die sagt, dass Jesus gerade für all diese Ungenügsamkeit gestorben ist. Deshalb ist er an Weihnachten Mensch geworden. Mein Glaube ist fester geworden.

Weihnachten Mitten in der Krise


Ihre Buchhandlung wurde vor einigen Monaten geschlossen und Sie sind arbeitslos.
Am Anfang dachte ich: Gott wird mir schon helfen, schnell wieder ein Stelle zu finden. Doch ich merkte bald, dass es schwierig ist, eine passende Stelle zu finden. Ich habe Fähigkeiten und Grenzen. Meine Kräfte sind oft begrenzt. Ich würde gerne 70% arbeiten, damit Zeit zum Malen bleibt.

Es gibt Tage, an denen ich denke: Es ist unmöglich, eine passende Stelle zu finden. An anderen Tagen ist mein Vertrauen grösser und ich bin zuversichtlich, dass mich Gott nicht im Stich lässt. Mein Vertrauen wurde auch schon mehr als einmal ermutigt. So stellten mir z.B. Freunde - ohne die Situation richtig zu kennen - einen Computer für 2 bis 3 Jahre zur Verfügung. Dadurch kann ich mich nun weiterbilden. Für eine eigene Anschaffung hätte das Geld nicht gereicht. Solche Erlebnisse machen Mut.

Und die Angst?
Die Angst ist nicht einfach vertrieben. Ich kenne sie auch. Es gab in den vergangenen Wochen unterschiedliche Zeiten. Über eine längere Phase fühlte ich mich sehr getragen und blieb deshalb ruhig und gelassen. Aber dann kamen kritische Fragen und schon begann ich zu grübeln. Auch die Zusammenarbeit mit der Arbeitslosenkasse gestaltet sich schwierig. Sie kürzten mir die Entschädigung, weil ich an einem neuen Bilderband arbeite. Doch damit kann ich kaum Geld verdienen. Und wenn es einen Ertrag gibt, dann erst durch den Verkauf der Bücher. Solche Erlebnisse verunsichern. Andere aber geben Kraft und vertreiben die Angst: Am Anfang meiner Arbeitslosigkeit las ich in der Bibel. Der Kommentator des Bibelabschnittes regte an, zu überlegen, welcher Vers durch die nächsten Tage begleiten könnte? Kaum eine Minute später klingelte mein Handy - ein SMS. «Lies Psalm 146,5.» Ich schlug die Bibel auf: Überschrift: «Gott schützt den Schwachen! Text: Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott ... Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind...» Ich weiss deshalb, wohin ich mit meiner Angst gehen kann. Ich muss sie nicht besiegen oder vertreiben.

Zugehört und aufgeschrieben: Hans Ueli Beereuter

Datum: 25.12.2006

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