Es kam der Augenblick, wo Maria und Josef beim Wirtshaus anklopfen sollten. Walter, der Wirt, stand dahinter und wartete. "Was wollt ihr", fragte er barsch und stiess die Tür heftig auf. "Wir suchen Unterkunft." "Sucht sie anderswo", sagte Walter starr, "die Herberge ist voll!" "Bitte, lieber Wirt", sagte Josef, "meine Frau ist schwanger und braucht einen Platz zum Ausruhen. Sie ist so müde..." Jetzt lockerte der Wirt zum erstenmal seine starre Haltung und schaute auf Maria. Dann folgte eine lange, sehr lange Pause. "Nein, schert euch fort", flüsterte der Souffleur aus der Kulisse. "Nein, schert euch fort", wiederholte Walter mechanisch. Traurig blickten Josef und Maria einander an und wollten sich auf den Weg machen. Aber Walter blieb auf der Schwelle stehen und blickte dem verlassenen Paar mit offenem Mund und sorgenvoller Stirn nach. Tränen traten ihm in die Augen. Und plötzlich wurde das Krippenspiel anders als alle bisherigen. "Bleib hier, Josef!", rief Walter. "Bring Maria wieder her, ihr könnt mein Zimmer haben!" Beim Verlassen der Kirche meinten einige Leute, Walter habe das Spiel verdorben. Aber viele hielten es für das weihnachtlichste aller Krippenspiele, die sie je gesehen hatten. Ich wünsche Euch Weihnachtstage, ob im Militär oder zuhause, in denen Ihr offene Türen und offene Herzen erleben dürft. Feldprediger Willi Honegger
Datum: 21.11.2002