Das Alte Testament ist, wie wir schon gesagt haben, ein Buch, dessen älteste Teile viele tausend Jahre alt sind. Jetzt fragen wir uns, ob der Text dieses Buches, wie er uns heute vorliegt, überhaupt noch mit dem Text identisch ist, der vor Tausenden von Jahren aufgeschrieben wurde! Für zahllose Christen ist die "Inspiration" (von Gott eingegeben, siehe Kap. 6) der Bibel von fundamentaler Bedeutung. Aber wenn der Text dieser Bibel durch die Jahrhunderte sehr verändert worden ist, hat diese "Inspiration" uns nur noch wenig zu bedeuten, denn dann kennen wir ihren ursprünglichen Text ja gar nicht mehr... Wie genau ist der Bibeltext überhaupt? Oder anders gesagt: Welche Hände befassten sich im Laufe der Jahrhunderte eventuell mit ihm? Das waren bestimmt nicht wenige, denn in Kapitel 2 sahen wir bereits, dass bis ca. 1450 die Überlieferung und Erhaltung der Bibel vom handschriftlichen Kopieren abhängig war. Und nicht nur das: Im Laufe der Zeiten gab es auch Menschen, die unsere Bibel "bearbeitet" haben. (Wir müssen mit dieser Aussage allerdings etwas vorsichtig sein, weil sie von der "Bibelkritik" her belastet ist; siehe Kap. 7 und 8.) Wurde die Bibel dadurch besser oder schlechter? Nun, wir wollen es nachprüfen. Wir wollen nachforschen, durch welche Hände die Texte gegangen sind. Da waren zuallererst die Bibelautoren selber und anschliessend die Propheten und Schriftgelehrten, die die Texte zu Büchern zusammengefügt haben. Dann folgten die Personen, die die einzelnen Bücher der Bibel so gewissenhaft und genau wie möglich vervielfältigt haben (durch Abschreiben); und dann kamen schliesslich die grossen Gelehrten, die die Bibelhandschriften verglichen und versucht haben, den ursprünglichen Text festzustellen und zu bewahren.
Datum: 26.10.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel