Merkmale der Inspiration

Wir haben nun auf drei Aspekte der Inspiration hingewiesen (Gott als Autor, das menschliche Werkzeug und das geschriebene Resul­tat); ferner erklärten wir die Unterschiede zwischen Inspiration einer­seits und Offenbarung plus Erleuchtung andererseits. Wir wollen jetzt etwas näher auf die Art und die Charaktereigenschaften der Inspiration eingehen, und erläutern zuvor zwei Hauptmerkmale:
(a) Die Inspiration ist wörtlich, das heisst, die einzelnen Wörter des ursprünglich geschriebenen Bibeltextes sind von Gott inspiriert;
(b) Die Inspiration ist allumfassend, das heisst, jeder Teil des Bibeltextes ist von Gott inspiriert.

Anmerkung: Diese zwei Merkmale zusammen bedeuten, dass jedes Wort des ursprünglich geschriebenen Bibeltextes inspiriert ist; wir sprechen hier nachdrücklich über den »ursprünglich geschriebenen« Text, weil in den späteren Handschriften (Kap. 3 und 4) und Über­setzungen (Kap. 2) Fehler vorkommen können. Was lehrt die Bibel selber über ihre wörtliche Inspiration? Sie macht sehr deutlich, dass nicht nur ihr Inhalt (ihre Botschaft, ihr kerygma = Verkündigung), sondern auch ihre Form (ihre Wörter) von Gott inspiriert ist. Im Alten Testament lesen wir mehrere hundert Male, dass das Wort des Herrn (Jahwe) zu den Propheten kam. Mose schrieb alle Worte Jah­wes nieder (2. Mose 24,4). David sagte: »Der Geist des Herrn hat durch mich geredet, und sein Wort ist auf meiner Zunge« (2. Sa­muel 23,2). Und zum Propheten Jeremia sprach Jahwe: »Tritt in den Vorhof am Hause des Herrn und predige denen, die aus allen Städten Judas hereinkommen, um anzubeten im Hause des Herrn, alle Worte, die ich dir befohlen habe, ihnen zu sagen, und tu nichts davon weg« (Jeremia 26,2). Das waren dieselben Worte, die Jere­mia später in ein Buch schreiben musste: »Nimm eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte, die ich zu dir geredet habe über Israel, über Juda und alle Völker von der Zeit an, da ich zu dir ge­redet habe, nämlich von der Zeit Josias bis auf diesen Tag« (Jere­mia 36,2). Im Neuen Testament ist es ebenso. Wir sahen schon in 1. Korinther 2,13, dass die Inspiration »nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann«, geschieht, »sondern mit Wor­ten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Sachen für geistliche Menschen«. In Offenbarung 22,19 warnt Johannes: »Und wenn je­mand etwas davontut von den Worten des Buches dieser Weissa­gung, so wird Gott abtun seinen Anteil vom Baum des Lebens.« Und letztlich bezeugt uns der Herr Jesus in Matthäus 5,18 selber, dass diese wörtliche Inspiration sogar Buchstaben und Lesezeichen unantastbar macht: »Denn ich sage euch wahrlich: Bis dass Him­mel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis dass es alles geschehe.«

Ebenso souverän bezeugt die Schrift in 2. Timotheus 3,16 von sich selbst, dass ihre Inspiration allumfassend ist, und dass kein Teil der Bibel davon ausgeschlossen ist: »Denn alle Schrift, von Gott einge­geben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besse­rung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.« Darum kann Paulus in Römer 15,4 schreiben: »Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf dass wir durch Geduld und den Trost der Schrift die Hoffnung festhalten.« So verstehen wir auch die un­verbrüchliche Einheit der Schriften, die deswegen zusammengefasst werden können als »die Schrift« (Einzahl!), über die Jesus in Jo­hannes 10,35 sagte: » - und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden.« Die allumfassende Inspiration der Schrift macht sie zu einem unverbrüchlichen, einzigen Ganzen, so dass es absolut nicht gestattet ist, auch nur etwas von ihren Worten hinwegzutun oder hinzuzufügen (vgl. 5. Mose 4,2; Offenbarung 22,18+19).

Datum: 04.07.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel

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