Archäologische Gegenbeweise

Ausgrabungen haben gezeigt, dass das Schreiben schon lange vor der Zeit Moses ei-ne grosse Rolle gespielt hat. Die Kulturen von Ägypten, Sumer, Akkad und Ebla wären nicht denkbar ohne dass da allerlei Sachen ausführlich schriftlich festgelegt wurden, wie es aus den zehntausenden gefundenen Tontafeln ersichtlich ist. Das be­deutet, dass Mose für das 1. Buch Mose (Genesis) ganz gut Gebrauch gemacht ha­ben kann von älteren, schriftlichen Berichten der Erzväter, die mit Ehrfurcht vom Volk erhalten wurden.
Die Die Archäologie beschäftigt sich mit der seriösen wissenschaftlichen Erforschung der alten Kulturen und ist schon lange keine Art »Schatzgräberei« mehr. Gerade die Meinung der Archäologen unterscheidet sich darum oft von der Meinung der Bibelkritiker.beschäftigt sich mit der seriösen wissenschaftlichen Erforschung der alten Kulturen und ist schon lange keine Art »Schatzgräberei« mehr. Gerade die Meinung der Archäologen unterscheidet sich darum oft von der Meinung der Bibelkritiker.

Es ist äusserst merkwürdig zu beobachten, wie sehr die Kritiker bei ihrer Quellenscheidungstheorie auf eigene subjektive Vorurteile gebaut haben und so wenig mit der objektiveren und besser kontrollierbaren Information rechneten, die die Archäologie lieferte. Waren ihre Theorien einmal festgelegt, kümmerten sie sich nur noch wenig um neuere Forschungen und Errungenschaften aus dem Bereich dieser Wissenschaft. Es sind denn auch gerade die archäologischen Beweise, die von Mal zu Mal die Behauptungen der Kritiker Lügen straften.

Ferner war sehr merkwürdig, dass die Kritiker den Wert des Alten Testaments als archäologisches Dokument wenig achteten. Überall da, wo die Bibel von einem heidnischen Dokument abwich, wurde dieses letztere, auch wenn es jünger war, anstelle der Bibel automatisch als historisches Dokument bevorzugt! Keiner einzigen biblischen Aussage wurde vertraut, solange diese nicht durch ausserbiblische Quellen bestätigt wurde. Gleichgültig, wieviel biblische Angaben, die von Kritikern des 19. Jhdts. verworfen worden waren, durch spätere archäologische Forschungen bestätigt wurden (wie die Geschichte Belsazers, der Hethiter und der Horiter) - man beharrte bezüglich der Bibel weiter in seiner skeptischen Voreingenommenheit. Wir hoffen, in Teil II dieser Reihe näher auf das archäologische Material eingehen zu können, aber in Verbindung mit unserem Thema weisen wir jetzt auf drei Punkte hin:

1. Das Alter der Schreibkunst. Nach Meinung der Kritiker war die Schreibkunst bis zur Zeit Davids in Israel praktisch unbekannt, so dass Mose den Pentateuch nicht geschrieben haben konnte!

Für diese Behauptung hat man wenig andere "Gründe" als das evolutionistische Vorurteil (siehe unten). Heute wissen wir aber auf Grund neuerer archäologischer Forschungen, dass die Schreibkunst nicht nur bereits (Jahrhunderte) vor der Zeit Davids in Israel verbreitet war (sogar die Strassenjungen konnten schreiben! Richter 8,14), sondern dass sie sogar schon etwa 1500 Jahre vor der Zeit Moses im Orient angetroffen wurde. Die neuesten Funde in Tell Mardich (siehe Kapitel 2) haben dieses wiederum "überraschend" bestätigt.

2. Die Geschichten der Erzväter. Auch diese wurden von den Kritikern als unglaubwürdig und oft unhistorisch abgetan. Manche zweifelten sogar daran, ob jemals ein Mann wie Abraham gelebt habe. Auch hier haben die Forschungsergebnisse des 20. Jahrhunderts die Kritiker ins Unrecht gesetzt. Darauf deuten z.B. die Ausgrabungen von Ur in Chaldäa, die Ausgrabungen bei Sichern und Bethel und vielen anderen Orten Palästinas, die berühmten Tontafeln von Mari, Nuzi und Tell Mardich, die auf allerlei Einzelheiten in der Geschichte der Erzväter hinweisen, und ferner die Entdeckung des hethitischen Gesetzbuches, das ein Licht auf die Unterhandlungen wirft, die in 1. Mose 23 beschrieben werden.

3. Die mosaische Gesetzgebung. Sie sollte deutliche Kennzeichen aufweisen, die auf eine Entstehung nicht früher als im 5. oder 6. Jhdt. v. Chr. hindeuten (also während oder nach der Gefangenschaft). Auch hier war es wieder das evolutionistische Vorurteil, das es den Kritikern nicht erlaubte, anzunehmen, dass solche verfeinerten, moralisch hochstehenden Gesetze älter sein könnten. Auch hier war es wieder die Archäologie, die bewies, dass auch andere Völker bereits mehr als tausend Jahre vor der Gefangenschaft ähnliche Gesetze besassen. Wir denken an die treffenden Ähnlichkeiten zwischen dem Gesetzbuch von Hammurabi und den Entdeckungen in Ugarit (Ras Shamra). Dieses Argument lässt sich nicht einfach dadurch entkräften, dass man behauptet, Mose oder spätere Gelehrte hätten ihre Gesetze von Hammurabi oder Ras Shamra entliehen.

Wenn wir das ganze Bild überschauen, entdecken wir, dass die Archäologie nicht nur die selbstsicheren Behauptungen der Kritiker in beeindruckender Weise widerlegt hat, sondern ausserdem das hohe Alter des Pentateuch (und damit die Verfasserschaft des Mose) bestätigte. Wir nennen drei Punkte als Beispiel:

(1) Was wir durch die Archäologie über das alte Ägypten wissen, zeigt uns, dass der Schreiber des Pentateuch eine grosse Kenntnis von Ägypten gehabt haben muss, vor allem im Blick auf geographische Gegebenheiten, Personenbenennungen und spezielle Bräuche in Ägypten. Auch finden wir in 1. und 2. Mose mehr ägyptische Wörter als im Rest des Alten Testaments. Dies alles wird um so verständlicher, wenn wir davon ausgehen, dass diese Bücher von jemand geschrieben wurden, der den Auszug aus Ägypten selber mitgemacht hat; und viel weniger verständlich, wenn wir annehmen müssten, dass diese Bücher erst viele hundert Jahre später niedergeschrieben wären.

(2) Der Blickpunkt des Verfassers von 2. bis 4. Mose ist deutlich der eines Menschen, der sich ausserhalb Palästinas befindet (die Umstände, das Wetter, die Flora, die Fauna und die Geographie sind deutlich ägyptisch oder sinaitisch, nicht palästinensisch). Ausserdem sind die Bücher deutlich erkennbar geschrieben für ein Volk in der Wüste und nicht für ein Volk von Landwirten in Palästina, das tausend Jahre später lebte. Dies zeigt sich u.a. an der vielfältigen und detaillierten Beschreibung der Stiftshütte sowie dem Aufbau des Lagerplatzes (4. Mose 2), der Marschordnung (4. Mose 10) und der hygienischen Anweisungen für das Wüstenleben (5. Mose 23, 11-14), wie auch am Wegschicken des Sündenbocks in die Wüste (3. Mose 16,10)

(3) Vor allem in 1. Mose kommen zahlreiche archaische Gebräuche vor, die nach Auffassung der Archäologie wohl ins zweite Millenium v. Chr. hineinpassen, nicht aber später. Auch in der Sprache kommen allerlei Archaismen (veraltete Wörter und Buchstabierungen) vor, die ohne Zweifel auf ein hohes Alter des Pentateuch hinweisen. Alles zusammengenommen, können wir nicht anders als zu dem Schluss kommen, dass der Verfasser des Pentateuch ursprünglich ein Einwohner Ägyptens (und nicht Palästinas) gewesen sein muss, der dadurch ein hohes Mass von Erziehung, Gelehrtheit und literarischer Gewandtheit besass, und Auszug und Wüstenreise miterlebt hat. Wie kann man da noch behaupten, wir hätten keinen Grund mehr, an der Verfasserschaft des Mose festzuhalten?

Datum: 21.06.2005
Autor: Willem J. Glashouwer
Quelle: Die Geschichte der Bibel

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