Er gehörte zu den besten Bodybuildern der Welt: Franco
Santoriello. Doch die ganz grossen Titel blieben ihm verwehrt: Seine
Drogensucht brachte ihn zum Absturz und hinter Gitter. Ausgerechnet dort nahm
sein Leben eine erneute, aussergewöhnliche Wende.
Franco Santoriello (Bild: CBN)
Eigentlich
wollte der gut trainierte Franco Santoriello Football-Spieler werden. «Doch
dann überredete mich jemand, an einem Nachwuchs-Bodybuilding-Wettbewerb
mitzumachen.» Franco wurde tatsächlich zweiter. Umgehend beendete er seine
Football-Laufbahn: «Ich wollte der beste Teenage-Bodybuilder der Welt werden.»
Vermutlich ist er der einzige Teenager, der innerhalb von zwei Jahren vier
nationale Titel gewonnen hatte. Tatsächlich sollte er später internationale
Preise gewinnen und die Titelbilder der grossen Magazine zieren.
Aufgewachsen war
Franco wenig idyllisch. Seine Eltern stritten sich so laut, dass die ganze
Nachbarschaft daran teilhatte. «Das schmerzte mich. Ich rannte in mein Zimmer
und hatte Angst, dass Mama verletzt werden könnte. Welches Kind sollte mit
einer solchen Furcht aufwachsen müssen?»
«Loch
im Herzen»
Die Familie war
katholisch, eine persönliche Beziehung zu Gott kannte er aber nicht. «Ich wurde firmiert, getauft und war Messdiener.» In seiner Vorstellung war Jesus ein Mann,
der am Kreuz hing, «ich wusste nicht, dass Gott hier bei mir war». Er habe nur
durch einen Priester mit ihm kommunizieren können.
Seine
Unsicherheiten stiegen, als sein Vater einfach abhaute und die Scheidung
erfolgte. «Es riss ein Loch in mein Herz.» Als Teenager begann er Drogen zu
nehmen. Zuerst probierte er einen Joint, dann Pillen, Speed und mit 15 Jahren
Kokain.
Mehr
tot als lebendig
Parallel dazu
entwickelte sich seine phänomenale Karriere als Bodybuilder. Zweimal erreichte
er in den frühen 1990er-Jahren eine Top-Ten-Platzierung am «Ironman
Pro»-Wettbewerb.
Dieser Status
brachte Geld, Ruhm und Frauen. Und alle Drogen, die er wollte. «Als ich
dreissig war, bereitete ich mich gerade auf die 'Night of Champions' vor, eine
der weltweit grössten Bodybuilding-Veranstaltungen.»
Jemand bot ihm
Heroin an, bisher hatte er davon die Hände gelassen. «Damit wirst du richtig
gut trainieren können», wurde ihm gesagt… Kurz darauf wurde Franco mit einer
Überdosis in die Notaufnahme eingeliefert, wo er einen Herzstillstand erlitt.
Er musste reanimiert werden.
Seine Drogensucht
führte zu längeren Unterbrüchen seiner Profikarriere. Sein Körper verlor
während einer zweijährigen Pause jegliche Ästhetik, für die er bekannt war.
Doch durch seine phänomenale Genetik gewann er seine Symmetrie innerhalb
weniger Monate komplett zurück.
Ehen
kaputt, Fahrerflucht …
Ausserhalb der
Gyms war sein Leben ein Chaos: Er entwickelte eine schwere Heroin- und
Kokainsucht. Zwei gescheiterte Ehen und ein Herzinfarkt – er musste erneut
wiederbelebt werden – reichten aber nicht aus, um ihn zu stoppen.
Im Jahr 2011 baute
er einen Unfall und beging Fahrerflucht. «Ich fuhr nach Hause und stieg aus. In
der Einfahrt sass ein Polizist und fragte mich, ob ich der Fahrer war.» Franco
bejahte.
Die folgenden
drei Jahre fand er sich hinter Gittern wieder. Nun hatte er Zeit, um über sein
Leben nachzudenken. «Was war mit mir passiert? Ich war ganz oben gewesen! Jetzt liege ich im Gefängnis auf der untersten Koje.»
Seine Sucht
hatte alles zermalmt und zerbrochen. Schuldgefühle, Scham und Schmerz stellten
sich ein. Immerhin wurde davon ausgegangen, dass er ohne seine Drogensucht den höchsten Titel im Bodybuilding, den «Mr. Olympia», hätte
erreichen können…
«Gott,
ich brauche dich …»
Eines Tages
betete Franco. Er sagte Gott, dass er weiss, dass es ihn wirklich gibt. «Ich
glaube an dich, aber kann mir hier geholfen werden? Ich gebe auf. Ich brauche
dich.» Es sei gewesen, als hätte er seine Hände aus dem Treibsand heraus Gott
entgegenstrecken können. «Seine mächtige Hand kam, griff nach mir und zog mich
heraus. Ich konnte durchatmen.»
Er entdeckte,
dass in seiner Zelle eine Bibel war und dass Gott ihm zeigte, dass er darin
lesen solle und so Freiheit erhalten würde. Er begann zu lesen.
Jeder
Häftling wollte mit ihm trainieren
Nun begann er
wieder zu trainieren und nutzte seinen Status, um sich um andere Häftlinge zu
kümmern. Bald führte er Fitnessprogramme und Bibelstunden durch. «Jeder wollte
mit mir trainieren.»
Als er 2014 aus
der Haft entlassen wurde, gründete er das christliche Werk«jackdup4Jesus».
Mit diesem will er die Menschen durch Bodybuilding zu Jesus bringen. «Der Feind
benutzte Bodybuilding, um mich zu Fall zu bringen, weil ich sehr stolz wurde.»
Zerbrochene
befreien
Nun habe sich
das komplett geändert: «Jetzt nutzt Gott den gleichen Sport und die gleiche
Plattform, um ihm Ehre zu bringen.»
Heute seien die
Häftlinge und die Süchtigen sein Publikum – der Ort, an dem er selbst zum Glauben fand. «Meine
Vision ist es, die Zerbrochenen, Gebundenen und Zerschlagenen zu einem Leben in
der Freiheit von Christus zu führen.»