Die Gemeinde «Torre
Fuerte» («Starker Turm») im Gefängnis in San Francisco Gotera in El Salvador
wächst und wächst und wächst. Mittlerweile zählt sich die Mehrheit der 1'600
Gefangenen zum christlichen Glauben. Sie stammen aus Gangs, die unter anderen
Umständen auch hinter Gittern kaum friedlich miteinander leben würden.
Gefangene im «Wundergefängnis»
Die
Zeitung «El País» spricht von einem «Wundergefängnis». Denn was hinter Gittern
passiert, ist alles andere als selbstverständlich: Mitglieder rivalisierender
Banden sorgen im überfüllten Gefängnis nicht für weitere Gewaltakte – im
Gegenteil: Sie feiern gemeinsam Gottesdienste.
Der
Glaube an Jesus versöhnt frühere Feinde. In der Haftanstalt kommen Mitglieder
der Mars-Banden MS-13, 18-Surenos und 18-Revolucionarios und andere zusammen,
um Jesus anzubeten – inklusive Lobpreis-Team mit Trompeten, Gitarren,
Schlagzeug und einem Pastor.
Aus Gewalt gerettet
Dazu
gehört der 37-jährige Rivera aus der mächtigen Bande Barrio 18. Schon im
vergangenen Jahr berichtete die britische «Daily Mail»
von der Veränderung, welche die Häftlinge erleben. «Wir sagten immer, dass die
Bande unsere Familie sei, aber Gott nahm uns die Augenbinde ab.»
Durch
die Annahme des Christentums können sie die Banden ohne drohende Vergeltung verlassen,
sagt Rivera. Aber wenn keine echte Hingabe gezeigt wird, können ihre ehemaligen
Ganggefährten sie töten, aus Angst, dass sie sich anderen Banden anschliessen
und Feinde werden.
Hinter Gittern gefunden
Die Hinwendung
des verurteilten Mörders Rivera zu Christus kam hinter Gittern, als er sich –
zerbrochen nach jahrelanger Flucht vor Polizei- und Feindesbanden – dem Gebet
zuwandte. In
einem Traum zeigte ihm Gott, dass er eine eigene Herde haben werde. Inzwischen
ist er zum Pastor hinter Gittern geworden.
Die
meisten Gottesdienst-Besucher sind tätowiert, selbst im Gesicht, um ihre
Banden-Loyalität zu zeigen. Viele der Insassen sind wegen Erpressung,
Gewalttaten und Mord verurteilt.
1'600
Gefangene leben in dieser für 200 Menschen ausgelegten Strafanstalt. Doch laut
«Evangelical Focus» herrscht nicht etwa Gewalt. Alles sei sauber und in
Ordnung, die Gefangenen behandeln sich gegenseitig mit Respekt – vor der
Hinwendung zu Christus wäre dies völlig undenkbar gewesen.
«Es ist möglich»
In
früheren Jahren war das Gefängnis fast ausschliesslich die Heimat aktiver
Bandenmitglieder. «Nun will die Mehrheit der Häftlinge die Erlösung finden»,
sagt Gefängnisdirektor Oscar Benavides.
Die
Bekehrungen «zeigen dem Land, dass es möglich ist, die Mitglieder der Mara
Salvatrucha oder anderer Banden zu rehabilitieren», erklärte Sicherheitsminister
Mauricio Ramirez in einem «Reuters»-Interivew. Die
Umkehr zahlreicher Schwerkrimineller weckte sogar das Interesse der indischen «Hindustan Times».
Einer
der Pastoren, Jorge Stanley, hat noch die «18» im Gesicht tätowiert und weitere
Tattoos zeugen von einer bewegten Vergangenheit. «Mir
wurde klar, dass ich Strassen verteidigte, die nicht mir, sondern Jesus
gehörten.»
Mehrheit überzeugte Christen
Das
evangelikale Christentum ist in Mittelamerika in den letzten zehn Jahren rasant
gewachsen, dies macht auch vor den Gefängnissen nicht halt. Die Erweckung im Gefängnis
von San Francisco Gotera begann vor rund drei Jahren mit Bibellesen und Gebet.
Langsam
bekehrten sich andere Gefängnisinsassen zum Glauben an Jesus, und jetzt sagen die meisten Gefangenen, sie seien überzeugte Christen.
Die
Regierung plant, Gotera als Modell für die Rehabilitation durch den Glauben zu
nutzen. Für
jene, die aus der Haft entlassen werden, warten draussen Pastoren und
Gemeinden, um sie in der Gesellschaft wieder einzugliedern.