Weil sie kränklich war,
wurde die kleine Satabdi Banerjee der Hindu-Göttin Kali geweiht – diese sollte
Heilung bringen. Als Satabdi älter wurde, las sie die Bibel. Alles lief gut,
bis sie auf den Römerbrief stiess. Plötzlich wurde ihre Ansicht erschüttert, dass alle Religionen zur selben Gottheit führen…
«Wenn du den Römerbrief mit offenem
Herzen liest, wird Gott zu dir sprechen», ist sich Satabdi Banerjee sicher. «Früher habe ich auf christliche
Missionare herabgeschaut, weil ich dachte, sie verstehen ein ganz einfaches
Konzept nicht: Alle Flüsse enden im Ozean.»
Satabdi Banerjee wurde in eine
bengalische Brahmanenfamilie geboren. Sie war stolz darauf, in eine hohe Kaste geboren
worde zu sein, sowie die Hingabe ihrer Familie.
In der Hoffnung auf Heilung widmete
die Familie die kleine Satabdi der Hindu-Göttin Kali. Zudem beteten ihre
Familienmitglieder täglich stundenlang in einem speziellen Gebetsraum ihres
Hauses.
Jesus, ein wertvoller Guru?
Sie hatten viele Hindu-Idole im Haus, schmückten diese für die Feiertage und luden Verwandte zu besonderen
Mahlzeiten ein. Sie feierten auch Weihnachten – inklusive einer
Geburtstagstorte für Jesus, den sie für einen von vielen wertvollen Gurus
hielten.
«Früher haben wir alles gefeiert –
Weihnachten und auch die Geburt Buddhas. Aber gleichzeitig dachten wir, es sei
alles dasselbe. Wir haben alles gefeiert. Wir haben Weihnachtslieder
gesungen und Kuchen für Jesus gebacken», erinnert sich Satabdi, die den starken
Wunsch hatte, den Gottheiten zu gefallen. «Ich hatte nur ein Ziel: Ich wollte den
Göttern gefallen, damit ich die Götter treffen und bei ihnen sein kann.
Ich dachte, ich wäre den Göttern sehr nahe.»
Bibel klopft an
Aber sie war sich auch der Sünde in
ihrem Herzen schmerzlich bewusst. «Da war diese andere Seite von mir. Ich hatte
so viele Sünden begangen. Niemand kannte mein Herz.»
Satabdi war eine begeisterte Leserin.
Aber sie weigerte sich, die illustrierte Kinderbibel zu lesen, weil sie
christlich war. Ihre Mutter, die diese für viel Geld gekauft hatte, beschwerte
sich, weil sie vernachlässigt im Bücherregal stand.
«Mir war eigentlich egal, was Christen dachten», erinnert
sich Satabdi. Aber in der 11. Klasse lernte sie ein katholisches Mädchen kennen
und blätterte in der Bibel, nur um freundlich zu sein und ihrer Freundin zu
berichten, dass sie sie gelesen hatte; auch wenn sie nicht wirklich darin las.
Weil sie log, fühlte sie sich schuldig.
Jahr für Jahr kamen die Gideons-Bibelverteiler
in ihre Nachbarschaft und verteilten die Neuen Testamente – Satabdi verachtete
sie. Aber unter der Last ihrer Schuld gab sie nach und las ihr Neues Testament.
Römerbrief beginnt zu
«sprechen»
Sie las sich durch die Evangelien –
Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Sogar ihr verehrter Ramakrishna, der Begründer
der Hindu-Strömung, dem sie und ihre Familie folgten, bewunderte die Lehren
Christi, also war es keine aussergewöhnliche Sache.
Sie verstand die Apostelgeschichte
nicht wirklich, aber als sie den Römerbrief erreichte, traf sie die Macht des
Wortes. Kapitel 1 konfrontierte sie – wie jeden anderen – mit persönlicher
Sünde. Besonders Römer Kapitel 1, Verse 22-23: «Sie
hielten sich für besonders klug und waren die grössten Narren. Statt den ewigen
Gott in seiner Herrlichkeit anzubeten, verehrten sie Götzenstatuen von
sterblichen Menschen, von Vögeln und von vierfüssigen und kriechenden Tieren.»
«Sie hielten sich für
weise»
Die Brahmanen hätten sich für weise
gehalten. «Aber sie haben die unsichtbaren Eigenschaften Gottes in Götzen
verwandelt, und das ist absolut nicht weise. Die Gesellschaft, der ich
angehöre, hat sich von Gott entfernt», erkannte sie.
«Meine Vorfahren haben all diese Lügen aufgestellt. Wer hat mir das Recht gegeben zu sagen, dass jemand ein Shudra oder
ein Unberührbarer oder ein Dalit ist? Sie sind nichts Schlimmeres als ich. Sie
haben wie ich zwei Augen und zwei Ohren und eine Nase – und ein Gehirn. Es
waren meine eigenen Vorfahren, die diese Regeln aufstellten.» Und sie reflektierte weiter: «Meine Brahmanen-Vorfahren
hatten diese Regeln zum Vorteil unserer Kaste gemacht, nicht zum Wohle aller.»
Im
hinduistischen Kastensystem sind die Shudras die Arbeiterkaste und die Dalit
die Unberührbaren. Sie sind von Geburt an von vielen Privilegien in der
Gesellschaft ausgeschlossen und dazu verurteilt, niedere Aufgaben zu erledigen.
Von
Gott entfernte Kaste
«Die Kaste,
zu der ich so stolz war zu gehören, hat sich von Gott entfernt», erkannte sie.
Im dritten Kapitel des Römerbriefes wurde sie dann mit ihrer persönlichen Sünde
konfrontiert. «Ich habe mich an den dunklen Teil von mir erinnert.»
Als
nächstes hat der Römerbrief das Opfersystem der Hindus demontiert. «Wenn Gott
heilig und gerecht ist, kann er die Blumen, das Geld, das Essen, das ich
darreiche, nicht annehmen. Und wenn er gerecht ist, wie kann er dann all meine
Sünden beschönigen?»
Nur das
Opfer Christi konnte Sünden wegnehmen, erkannte sie. «Gott hat meinen und
deinen eigenen Platz eingenommen», sagt Satabdi. «Alle meine Sünden hat er auf
sich genommen und die Strafe für mich bezahlt. Er erlitt meine Konsequenz. Das
ist Liebe. Nur aus Liebe kann man sich opfern. Aus keinem anderen Grund wird
sich jemand opfern.»
Keiner
tat, was er tat
Keiner der
anderen Götter und Gurus hatte getan, was Jesus getan hatte. Vishnu kam, um die
Bösen zu zerstören, nicht zu erlösen, erklärt Satabdi. Und Kali, die sie hätte
heilen sollen, kam ebenfalls nicht, um ihre Strafe auf sich zu nehmen.
«Nur Jesus
hat die Macht des Todes und der Sünde gebrochen», hält Satabdi fest. «Der Lebensspender
ist von den Toten auferstanden. Der Tod konnte ihn nicht zurückhalten.»