Essstörungen während Pandemie dramatisch angestiegen
Abbie Young (Bild: Facebook @abbie.young.5855)
Seit
der Pandemie ist die Zahl der Personen mit Essstörungen dramatisch angestiegen. Abbie Young
kämpfte selbst jahrelang mit diesem Problem: Zunächst rang sie mit Übergewicht
und später mit Magersucht. Heute hilft sie anderen
durch ihre Mitarbeit bei der christlichen Coaching-Organisation «tastelife».
«Ich
hatte seit der Grundschule Probleme mit dem Essen, als sich ein gesunder Appetit
als kleines Kind in eine ungesunde Beziehung zum Essen und ein negatives
Körperbild verwandelte», erinnert sich Abbie Young.
Als Teenagerin
tat sie sich schwer, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen. «Ich suchte Trost
im Essen, was dazu führte, dass ich übergewichtig war und ein gefährlich
niedriges Selbstwertgefühl hatte.»
Als sie
älter und selbstbewusster wurde, versuchte sie, das Essen zu kontrollieren. «Ich
probierte viele Diäten aus, was für eine Heranwachsende, die ihre Identität
formt, ein gefährlicher Weg ist. Als ich 16 Jahre alt war, hungerte ich mich
selbst aus und bekam Angst vor bestimmten Lebensmitteln, weil ich mich zu sehr
an verschiedene Modediäten gewöhnt hatte. Dies zeigte sich in einem
Kampf mit Magersucht. Es war schrecklich – Essstörungen rauben einem die
Freude, überwältigen jeden Gedanken und hauchen einem ständig Lügen in den Kopf.»
Lüge
wird zur zweiten Natur
Sie gewöhnte
sich so sehr daran, besorgte Familienangehörige darüber zu belügen, was sie angeblich
gegessen hatte, «dass es zur zweiten Natur wurde, eine tägliche Menge an
Nahrungsmitteln aufzulisten, die ich in Wirklichkeit aber gar nicht zu mir
genommen hatte.»
Nach
ein paar Jahren des Kampfes hatte sie ein sehr niedriges Gewicht und reiste als
18-Jährige mit dem Rucksack durch Südostasien. «Meine Mutter besuchte mich in Thailand
und aus irgendeinem Grund wurde ich enorm müde.»
Es sei
gewesen, als ob ein Schalter umgelegt worden wäre. «Es fühlte sich an, als ob
jede Mahlzeit, die ich jemals ausgelassen hatte, mit aller Macht auf mich
zurückfiel. Ich konnte mich nun nicht vom Essen abhalten. Es war, als ob ein
hungriges Monster in mir lebte, das nicht gestillt werden konnte. Die Scham-
und Schuldgefühle waren alles verzehrend und ich fuhr schliesslich mit meiner
Mutter nach Hause, um zu versuchen, mich zu bessern.»
Achterbahn
… und Ausbruch
Die
folgenden Jahre waren ein langsamer und stetiger Kampf mit zu viel Essen und
dem Versuch, dies durch Diäten oder Nicht-Essen zu kompensieren. «Ich hatte
wahrscheinlich das Schlimmste einer Essstörung hinter mir, aber mein
Essverhalten war stark gestört und meine Gedanken über Essen und mich selbst
waren völlig durcheinander. Zu diesem Zeitpunkt hätte es niemand gemerkt, wenn
er mich angeschaut hätte, aber ich kämpfte immer noch sehr und fühlte mich
völlig hoffnungslos.»
Im
Alter von etwa 22 Jahren war sie die Jojo-Diäten und den ständigen Kampf so
leid, dass sie sich ihrer Schwester öffnete. «Sie betete für mich und erzählte
mir von einer Bibel-Passage in Matthäus Kapitel 6, wo es darum geht, dass wir uns nicht
darum sorgen sollen, was wir essen oder trinken.»
Das
machte ihr Mut. «An diesem Tag beschloss ich, aus der Diätindustrie
auszusteigen, denn sie hatte mich verwirrt und mich in einem Netz aus falschen
Wahrheiten und Ideologien gefangen. Ich beschloss, die befreiende Reise
anzutreten und zu essen, was ich wollte. Ich lernte, auf meinen Körper zu hören
und begann zu verstehen, dass uns dieser unglaubliche Körper gegeben wurde, der uns
sagen kann, wann wir hungrig sind und wann wir aufhören sollten zu essen.»
Wahrheit
weitergeben
Abbie
Young freute sich: «Ich war extrem gesegnet, dass ich diese Wahrheit schnell
erfassen und auf mein Leben anwenden konnte. Ich wurde viel schneller frei als
viele Menschen, die damit kämpfen. Ich wurde so leidenschaftlich frei, dass ich
das Gefühl hatte, es sei unfair, dass ich diese wahre Freiheit bekam, während so
viele damit zu kämpfen haben.»
Sie
begann, für die christliche Wohltätigkeitsorganisation «Tastelife» zu arbeiten,
die Menschen dazu ausbildet, einen neunwöchigen Gemeinschaftskurs zu leiten,
der Personen mit ernährungsbedingten Problemen und auch deren Betreuern
hilft.
«Unglücklicherweise
sind die Fälle von Essstörungen aufgrund der Covid-19-Pandemie im letzten Jahr
in die Höhe geschossen.» Deshalb
lädt Abbie Kirchen und Gemeinden ein, sich dem Thema zu widmen und zum Beispiel
die Online-Trainings des Kurses durchzuführen, um für Betroffene da sein zu
können.