Von São Paulo ins Tessin

«Du bist nicht allein»

Unter den Brasilianerinnen, die dem Centro Cristiano in Mendrisio Farbe geben, fällt Marly auf. Ihre bewegende Geschichte:
Marly hat im Tessin die Ausbildung zur Religionslehrerin durchlaufen.

Ich bin in São Paulo, der grössten Stadt Brasiliens, aufgewachsen und habe Schneiderin gelernt. Seit 16 Jahren lebe ich im Tessin. Obwohl mein Vater in Brasilien blieb, stand er mir sehr nahe. Er sagte mir, ich könne immer heimkehren ins ‚Vaterhaus‘, wenn ich Probleme hätte. Oft rief ich ihn an. Da war es ein Schock für mich, als er mit 56 Jahren unvermittelt starb. Ohne ihn war ich einsam! Wozu sollte ich noch leben?

Ein guter Rat

Ein Jahr vor dem Tod meines Vaters hatte mein Bruder zum Glauben an Jesus Christus gefunden. In meiner Niedergeschlagenheit sprach ich am Telefon mit ihm. Er riet mir, in der Bibel zu lesen und mich mit Jesus auf den Weg zu machen. Jesus annehmen: wie denn? Mir schien das absurd. Ich las in der Bibel, aber die Texte verwirrten mich.

«Plötzlich vernahm ich eine Stimme»

In jener Zeit hörte ich oft Musik, die mein Vater gemocht hatte. Doch sie hob meine Stimmung nicht, im Gegenteil. Einmal hatte ich in der Waschküche zu tun. Ich lauschte den Melodien aus Brasilien und weinte. Plötzlich vernahm ich eine Stimme, die deutlich zu mir sagte: «Du bist nicht allein, du hast einen Vater im Himmel. Er hat dich geschaffen, er ist ewig.»

Von dem Moment an war ich nie mehr dieselbe. Beim regelmässigen Bibellesen spürte ich die Gegenwart des Heiligen Geistes. Er hat mir geholfen, mich von den Musikkassetten, Briefen und weiteren Dingen meines Vaters zu trennen. Der Heilige Geist führte mich in den folgenden Monaten zu einer Vertrautheit mit Gott durch Jesus.

Die Bibel als Gruppenerlebnis

Durch eine brasilianische Freundin kam ich an Ostern 2000 in Kontakt mit dem Centro Cristiano in Mendrisio. Ich begann regelmässig den Gottesdienst zu besuchen. Am Mittwoch Morgen traf ich mich mit dem Pastore Marco, seiner Frau Monique und einer Gruppe von Christen zum Gebet. Dies half mir, die Bibel besser zu verstehen. Heute leite ich die Gruppe.

Ich – studieren?

Vor fünf Jahren hatten wir einen Brasilianer im Centro zu Gast. Beim Mittagessen bemerkte er, ich sollte Religion studieren. Das verwunderte mich sehr; ich hatte zwei Kinder im Alter von 2 und 5 Jahren und gewiss keine Zeit zum Studieren. Doch Gott, mein Vater im Himmel, hat mir die Gabe zu unterrichten gegeben!

Ich engagiere mich in der Gemeinde und gebe Vorschulkindern Turnen, nachdem ich dafür Kurse besucht habe. Und nun habe ich tatsächlich eine zweijährige Ausbildung zur evangelischen Religionslehrerin in der Primarschule abgeschlossen. Hin und wieder begleite ich eine Gruppe von Kindern, deren Eltern am Sonntag zur Predigt kommen.

Datum: 22.04.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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