Krebserkrankung

«Man weiss nie, wie lange man lebt»

Iwan Meier, Pastor der Chrischonagemeinde in Arth, durchlief mehrere komplexe Operationen. «Man weiss nie, wie lange man lebt.» Trotz schwierigen Zeiten weiss sich der Zentralschweizer in Gottes Hand und von seiner Frau Carina unterstützt.
Iwan Meier (Bild: zVg)
Die Hochzeit von Iwan und seiner Frau Carina

In seinem ersten Lebensjahr musste bei Iwan Meier ein bösartiger Tumor am Steissbein entfernt werden. Jahrzehnte später erlitt er wieder einen gesundheitlichen Rückschlag.

«Im Jahr 2013, als ich Pastor in Wiedlisbach war, kam die Krankheit plötzlich wieder zurück. Ich litt unter unerklärlichen Rückenschmerzen. Nach einigen Physiotherapieversuchen wurde ein MRI gemacht. Der damalige Hausarzt meinte bei der anschliessenden Besprechung: 'Wir sind jetzt zurück auf Feld eins.' Eine Biopsie zeigte dann, dass es ein gutartiger Tumor und mehr oder weniger ein mechanisches Problem war.»

Der Tumor drückte auf die Nerven, «in meinem linken Bein hatte ich zuletzt sogar Lähmungserscheinungen. Es folgte eine komplizierte Operation im Inselspital. Der unterste Lendenwirbel wurde mit Schrauben versteift. In den ersten Wochen nach dem Spitalaustritt gab es grosse Probleme mit der Wundheilung. Durch liebevolle Pflege meiner Ehefrau Carina, wuchs sich das nekrotische Gewebe heraus. In den Jahreskontrollen wurde ersichtlich, dass eine Schraube nicht komplett im Knochen verläuft, sondern auf der anderen Seite des Beckens etwas rausschaut.»

«Schwacher» Pastor stark getragen 

Natürlich habe er sich als Pastor gefragt, warum Gott ihn nicht heilt. «Meine Gemeinde, die EFG Wiedlisbach, trug mich durch. Der Pastor wurde – auch wenn er schwach ist – getragen, was für eine wunderbare Erfahrung. Was ich durchmachte, half mir, die Senioren besser zu verstehen. In der Gemeinde leitete ich zweimal monatlich eine Bibelstunde für rund 15 Senioren, wir schätzten und ermutigten uns gegenseitig.» 

Er erholte sich wieder. 2015 erfolgte ein Stellenwechsel in die Innerschweiz. Bisweilen kehrten die Schmerzen wieder zurück. Wie am Praisecamp 2016, an welchem er mit der Jugendgruppe aus Arth teilnahm. Andi  Andrew hielt einen Input über Heilung und Gebet für Heilung. Wer ein Anliegen hatte, sollte die Hand heben und jene ringsum, die sich frei dazu fühlten, wurden ermutigt zu beten. «Ich hielt die Hand hoch und einer unserer Jugendlichen fragte mich: 'Gerne würde ich für dich beten. Wofür darf ich beten?' Ich antwortete: 'Dass ich mich frei fühle und der Schmerz uneingeschränkt weg ist.' Er betete im Namen Jesus – ich spürte eine angenehme Wärme im Rücken und die Schmerzen waren sorfort weg.» 

Schmerzen verschwinden zweimal 

An Weihnachten, wenige Tage zuvor, hatte er am Familiengottesdienst der Katholischen Kirche in Rickenbach teilgenommen. Sein Patenmädchen spielte beim Krippenspiel mit. «Vor der Kommunion knieten wir in der Kirchenbank. Die Schmerzen waren so gross, obwohl ich mich am Vorderbank abstützen konnte. Aber jetzt konnte ich schmerzfrei knien, den Oberkörper wieder drehen, sogar rennen. Jeden Tag stellte ich etwas Neues fest, was mir keine Schmerzen mehr bereitete – was für eine Freude!» 

Leider stellten sich im Sommer 2019 erneut Schmerzen ein, diesmal in der Lendengegend und der Hüfte. «Ich ging zum Hausarzt, er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Er tastete die Leiste ab, wo viele Nervenbahnen verlaufen, kein Leistenbruch, keine Tumormarker im Blut, auch Herz und Lunge wurden getestet, alles war ok.»  

Inzwischen waren die Schmerzen so plötzlich verschwunden wie sie gekommen waren. Kurz darauf war die Abschlussuntersuchung in der Insel, mit CT und Besprechung, offiziell war alles gut und Iwan galt als geheilt. 

«Ich bin gesund, das beanspruchte ich für mich, die Abschlussuntersuche waren ja gemacht, mein Arzt hatte ebenfalls nichts gefunden und wir hatten um Heilung gebetet. Als Zeichen meines Glaubens und in Vorfreude auf das 'Jahr der Gesundheit' setzte ich die Franchise bei der Krankenkasse wieder ganz rauf.» 

Plötzlich wieder ein Tumor 

Das neue Jahr war erst wenige Monate alt, als Iwan Meier feststellte, dass sich ein «Högerli» am Rücken vergrössert hatte. Nach einiger Zeit wurde ein CT gemacht und festgestellt, dass nach sieben Jahren doch wieder etwas wächst. Noch eilte es nicht. Bis auf einem MRI eine zweite Wucherung auf der vorderen Seite des Kreuzbeines sichtbar wurde.  

«Rund um die Schraubenspitze hatte sich ein Tumor gebildet. Ich hatte Glück, dass die Schraubenspitze die Nervenbahnen nicht verletzt hatte, nun drückte der neue Tumor dieselben zusammen.» Bald musste er wieder starke Schmerzmittel nehmen, die Konzentrationsspanne wurde kleiner und von den Wucherungen wurden zwei schmerzhafte Biopsien genommen. Gott sei Dank – es wurden keine Spuren von bösartigem Gewebe gefunden.

Schmerzen nach Weihnachten 

Nach Weihnachten 2020 war der Leidensdruck so gross, dass die OP nun erfolgen sollte. Es fand ein Gespräch mit drei Ärzten statt, dem Tumorchirurgen, einem Viszeralchirurgen und einem Neurologie-Rückenorthopäden. Sie besprachen die bevorstehende Operation mit dem Ehepaar Meier – der vordere Tumoranteil sollte angegangen werden, um die Nervenbahnen wieder zu entspannen. Dazu musste zuerst vom Rücken her die linke Schraube rausgenommen werden. Der Tumor wurde danach vom Bauch her entfernt. Die ganze Operation im Februar 2021 dauerte 5,5 Stunden.

Iwan Meier hatte zwei Ängste: dass der Tumor doch bösartig sein würde oder dass sein linkes Bein nach der OP gelähmt sein könnte. Beim Aufwachen stellte er sofort fest, dass weniger Gefühl und Kraft in Bein und im Fuss war. «Mir wurde gesagt, dass es sechs Wochen dauern kann, bis Gefühl und Kraft wieder zurückkommen.» Es dauerte länger, bis die Kraft weitgehend zurück war, die Berührungsempfindlichkeit blieb bisher eingeschränkt. 

Dann folgte per Spital App die Hiobsbotschaft aufs Handy: Chondrosarkom Grad 1 (doch ein bösartiger, knorpelbildender Krebs). Es folgte ein panischer Anruf beim Tumorchirurgen. Er schaffte es, Iwan wieder zu beruhigen. Diese seltene Krebsart reagiert nicht auf Chemo- oder Strahlentherapie. Seither sind engmaschige Kontrollen alle drei bis vier Monate geplant. Die Kontrolle im Mai zeigte, dass der vordere Teil fast komplett entfernt wurde, der hintere Anteil ist noch drin und ertastbar. Eine allfällige Operation muss gut abgewogen werden, weil dabei Nervenbahnen noch stärker verletzt werden könnten. Solange die Operation rausgezögert werden kann, bleibt Zeit, um weiterhin für Heilung zu beten. Am 22. Oktober 2021 folgt der nächste Untersuch. «Meine Frau Carina sagt, dass sie immer zu mir halten will – unabhängig davon, wie es noch rauskommt.» Wie in den 15 bisherigen Ehejahren.  

«Man weiss nicht, wie lange man lebt» 

Unter diesen Umständen wird einem bewusst, dass niemand weiss, wie lange er noch lebt. Am Anfang nach der Diagnose stellten sich Melancholie und Todesgedanken ein. «Carina öffnete mir die Augen, indem sie sagte, dass auch sie die erste von uns sein könnte, die stirbt. Sie ist oft längere Strecken mit dem Auto unterwegs zu ihrer zweiten Arbeitsstelle.» Und der Krankheit zum Trotz: «Wer sagt, dass ich nicht morgen an Herzversagen sterbe? Es geht darum, jeden Tag so zu leben, dass man bereit ist zu gehen. Gott kann das Leben jederzeit zurückfordern.» 

Wie bei Philipp Mickenbecker, der im Alter von 25 Jahren an seinem Krebsleiden starb (Livenet berichtete). «Bei ihm war das Spitalpersonal erstaunt, wie gefasst er dem Tod entgegenging. Das Pflegepersonal sagte, dass auch Pastoren, die viel mehr Lebenserfahrung hatten als er, nicht so bereit waren, loszulassen. Auch wenn er wusste, dass Gott ihn durch ein Wunder jederzeit heilen könnte, nahm er sein Schicksal aus Gottes Hand an – mit dieser Einstellung ist er für mich ein grosses Vorbild geworden.»  

Weiter reflektiert er: «Gott hat doch etwas vor mit meinem Leben, habe ich das schon erreicht? Hätte ich noch mehr Menschen zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus führen können? Andererseits ist da auch eine Sehnsucht, eine Bereitschaft, zu Jesus zu gehen – ich freue mich nicht auf das Sterben als Prozess, aber auf das Endresultat, in Ewigkeit bei Jesus zu sein.» 

Atlantik überquert 

In den letzten Jahren haben Carina und er das Segeln entdeckt. «Im November 2018 war mein Rücken in Ordnung, ich segelte mit vier Freunden über den Atlantik, um ein Schiff zu überführen.» 

Zu dritt segelten sie in neun Tagen von Malaga nach Teneriffa. Dort wurde die Crew aufgestockt. «Bis Teneriffa war es etwas stürmisch. Wir wechselten die Segel, wuschen und trockneten Schlafsack und Kleider, kauften frisches Essen ein, erledigten die notwendigen Formalitäten (ausklarieren) und segelten bereits am nächsten Tag los. Dann gings 22 Tage über das offene Meer. Unterwegs hatten wir Delfin- und Schildkröten-Besuch. Wir erlebten gute Zeiten, auch durch Stürme und und Unwetter. Wir legten als fünf Freunde ab und kamen in der Karibik in Martinique auch als fünf Freunde an.» Inzwischen haben Iwan und auch Carina den Hochseeschein. 

Gesundheitlich gesehen durchlief Iwan Meier schon viele Stürme. Doch auch im schweren Wellengang erlebte er, dass er sich ganz in Gottes Hände fallen lassen kann.

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Datum: 16.10.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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