Die
ersten Lebensjahre der Frau, die unter dem Namen Shoshana an die Öffentlichkeit
tritt, waren unvorstellbar. Bereits ein paar Erzählungen aus der Zeit, als sie fünf Jahre
alt war, schockieren. Doch trotz Traumata und jahrzehntelangem exzessivem
Alkoholkonsum, nahm die Geschichte ein gutes Ende.
Die ersten Lebensjahre waren derart traumatisierend
und die Folgeschäden so gravierend, dass ihr heutiges Leben ein Beweis von
Gottes Eingreifen ist. Unter dem Pseudonym Shoshana hat sie ihre Geschichte
niedergeschrieben. Auch in diesem Artikel wird der Name Shoshana verwendet.
Unglückliche Lebensumstände
«Ich lebte mit meinem Vater, der alkoholsüchtigen
Mutter, der alkoholsüchtigen Grossmutter und meinen kleinen Zwillingsschwestern
zusammen.» Mütterlicherseits litt die Verwandtschaft seit mindestens sieben
Generationen an massiven Alkoholproblemen. Es waren grosse Missstände, welche
wohl ihren Teil dazu beitrugen, dass Vater kaum zu Hause war. Neben seinem Job
machte der Sportbegeisterte eine erfolgreiche Karriere als Schiedsrichter und
war jedes Wochenende irgendwo in der Schweiz an einem Fussballspiel.
Währenddessen trank Mutter literweise Bier und
alle möglichen anderen alkoholischen Getränke. «Wir verbrachten auch viel Zeit
bei einer Freundin meiner Mutter. Sie war auch diejenige, die mich eigentlich
erzog. Sie war ebenfalls Alkoholikerin.»
Erlebnisse einer Fünfjährigen
«Ab 10 Uhr wurden wir Mädchen in einen Raum
gesperrt und Mutter empfing ihre Liebhaber, die ihren Alkohol finanzierten.»
Gekocht wurde nie, Mutter steckte einfach Biskuits durch den Türspalt. Zur
Toilette durfte Shoshana nicht und musste auch die Zwillinge wickeln.
Einmal jammerte die fünfjährige Shoshana über
Langeweile. «Da gab Mutter mir 40prozentigen Kirsch.» Da dies nicht wirkte,
sollte sie einfach mehr trinken. Das Ganze endete mit einem Vollrausch, in
welchem Shoshana eine Puppe anzündete. «Plötzlich brannte es überall und ich
bezog eine tüchtige Pracht Prügel.» Nachdem sich die betrunkene Mutter
abreagiert hatte, schickte sie das Kind, um Alkohol zu kaufen.
Selbst Abends musste Shoshana oft in einer Bar
Alkohol holen. «Dort blickten mich die Leute an. Jeder wusste, was bei uns
abging, doch alle schwiegen.» Eines Abends wurde sie von einem Mann verfolgt.
«Ich wusste, dass er Böses mit mir vorhatte und betete, dass Gott mich
beschützt.» Tatsächlich gelang es ihr, dem Mann zu entkommen. «Von da an wusste
ich, dass es einen Gott gab, der mich liebt und beschützt.»
Gewalt an der Tagesordnung
Eines Abends kam Vater mal wieder zu spät nach
Hause. «Ich war vor dem Fernseher, als Mutter mit dem Messer auf ihn einstach.
Er musste ihm Spital genäht werden.»
Jede Woche mussten die Mädchen baden. «Hierzu
mussten wir in einen Wasserzuber und Mutter leerte gekochtes Wasser rein,
welches sie mit kaltem Wasser mischte.» Shoshana hatte immer Todesangst, wenn
Mutter mit dem kochenden Wasser kam. Sie sagte jeweils: «Warte nur: Eines Tages
verbrühe ich dir dein hübsches Gesicht oder leere Säure in dein Gesicht.» Es
war schrecklich, Samstag für Samstag durchlitt Shoshana Todesängste.
«Als ein Arzt meine faulen Zähne sah, wies er
mich in die Kinderklinik ein. Grossmutter brachte mich dann wieder nach Hause.
Ich weiss nicht weshalb, aber meine Mutter tobte vor Wut.» Mutter schlug so
lange auf Shoshana ein, bis alle Nähte platzten und das Blut überall
herausfloss. «Sie was du getan hast, du verdammter Saugoff!», schrie sie das
Kind an und wies sie an, das Blut aufzuputzen. So putzte sie auf allen Vieren den
Küchenboden und wurde dann, um sich zu schämen, in eine Ecke geschickt. Dort
musste sie stundenlang ausharren. Ja, solche Dinge gehörten zum Alltag der
fünfjährigen Shoshana.
Das Grosi schenkt ein Zuhause
Einmal rastete Mutter derart aus, dass sie eines
der Zwillingsmädchen packte und vom zweiten Stockwerk über den Balkon warf. Wie
durch ein Wunder wurde das Kind von einem Mann aufgefangen und blieb
unverletzt. Dann ging alles schnell. Die Mutter landete im Gefängnis und die
Mädchen letztlich im Kinderheim. Die Story erschien mit Namen und Fotos
der Familie im Blick. Als Shoshana jede Nahrung verweigerte, wurde sie zur
Grossmutter väterlicherseits gebracht.
«Grosi überhäufte mich mit Liebe und ich
verbrachte schöne Jugendjahre. Jeden Sonntag ging ich mit ihr zur Kirche und
betete jeden Tag zum lieben Gott.» Jahre später entschied sich Grossmutter
offiziell, Shoshana zu behalten. «Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl,
erwünscht zu sein.» Doch auch nach Jahren hatte Shoshana noch nicht zu gesunder
Essgewohnheit gefunden und fürchtete sich vor Wasser und dem Verlassenwerden.
Berufslehre, Hochzeit, Alkoholsucht
Schliesslich konnte Shoshona eine gute Berufslehre
machen und wurde Apothekerhelferin. «Als kleines Mädchen hatte sie sich
gewünscht, mal in einer Apotheke zu arbeiten – schliesslich waren diese Leute
immer so nett zu mir.» Nach Jahren mit unterschiedlichen Liebschaften lernte
sie ihren Ehemann kennen. Auf der Hochzeitsreise hatte sie dann ihren ersten
Hyperventilieranfall.
Nach ärztlicher Behandlung traf Shoshana in der Schweiz
einen guten Psychiater. «Er sagte, dass ich durch die Heirat zum zweiten Mal
eine Person des Vertrauens gefunden habe und mich innerlich soweit entspannen
könnte, dass alte Traumata herauskommen könnten.» So geschah es auch. Und es
war heftig. «Die ganzen Kindheitsjahre brachen in mir herauf.» Mit dem ganzen
Schmerz überfordert, rutschte sie in den Alkohol. «Zuerst trank ich, um gute
Gefühle zu generieren, später, um schlechte Gefühle zu negieren.»
Es kam
schleichend, doch bald schon begann sie morgens um fünf Uhr zu trinken.
Irgendwann reichte ihr die Zeit zwischen Joints und Beruhigungstabletten nicht
mehr, um mit Bier einen genügend hohen Alkoholpegel zu haben, und griff zur
Cognacflasche.
Wann greift Gott ein?
Shoshana betete unaufhörlich. «Ich wollte einfach
etwas weniger Alkohol brauchen.» Fünf erfolglose Entzugstherapien in
verschiedenen Kliniken lagen hinter ihr – es gab keinen Sinn. «Eines Tages
beschloss ich, mich zu Tode zu trinken.» Sie war in kritischem Zustand.
Die Untersuchung beim Hausarzt machte diesen
nachdenklich. «Packen Sie ihre Koffer. Sie werden in einer Stunde im
Krankenhaus erwartet.» Dann sagte er: «Wenn sie eine Woche so weitertrinken,
werden sie es nicht überleben.» Es folgte, «der schlimmste Entzug, den ich je
erlebt hatte». Trotz Infusionen und Schmerzmitteln zitterte sie vor Schmerzen.
Es wurde ihr ein Therapieplatz angeboten. Nach anfänglicher Ablehnung hörte
sie eine innere Stimme: «Ergreif die Chance! Ich habe diesen Platz für dich
freibehalten.»
Zurück in den Alltag
Nach vier Wochen Therapie kehrte Shoshana nach
Hause zurück. Würde sie trocken bleiben? Eine Therapeutin sagte zu ihr: «Sie
haben einen Willen und glauben, dass Jesus Sie erlöst hat. Er wird Ihnen auch
die Kraft schenken.» Täglich betete sie um Gottes Schutz. «Ich wusste, dass ich
ihn brauchte.» Bis heute hatte sie nie wieder das Bedürfnis nach Alkohol. Nicht
einmal an schweren Tagen und von denen gab es viele.
Von der ersten Woche an besucht sie die Anonymen
Alkoholiker. Lebensfreude kam auf. «Ich räumte das Haus auf, entsorgte alle
Erinnerungen an meine Alkoholgeschichte.» Shoshanas Veränderung wurde zum
Fallstrick für ihre Ehe. Doch trotz der Scheidung griff sie nicht zur Flasche.
Sie hatte in Jesus Halt gefunden. «Jesus hat mich frei gemacht!»
Das Buch von Shoshana kann per E-Mail bestellt
werden.
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