Ed Mylett verlor ein wichtiges Spiel seines Basketballteams
in der achten Klasse – wegen seinen Shorts. Es sollte der schlimmste und
gleichzeitig der beste Tag seines Lebens werden…
Er verlor seine Shorts, als das ganze Team beim
Aufwärmen die Jogginghosen auszog. Ed rannte in Richtung Korb und bemerkte erst
beim Übungswurf, dass er beim Ausziehen auch seine Shorts verloren hatte. Er trug nur seinen
Unterschutz, da er nachher noch Baseball spielen wollte. Alle in der Turnhalle lachten. Sein Trainer und sein
Team bildeten einen Kreis um ihn und begleiteten Ed nach draussen, um ein paar
Shorts zu finden.
Der schüchterne Junge, der nur Basketball spielte,
weil sein Vater ihn dazu drängte, war so erschüttert, dass er, als er in den
letzten Sekunden des Meisterschaftsspiels gefoult wurde, zwei Freiwürfe
verschoss, die seiner Mannschaft den Sieg beschert hätten.
Schlimmster und bester Tag
Es war der schlimmste Tag seines Lebens, aber
überraschenderweise wurde es der beste Tag seines Lebens.
Am Abend im Baseball-Camp schlug Eddie gerade Bälle
ins Mittelfeld, als kein Geringerer als MLB-Legende Rod Carew zusah, Ed
entdeckte und ihm anbot, ihn zu betreuen. Die Begegnung mit Carew flösste Ed das
Selbstvertrauen ein, welches ihm schliesslich ermöglichte, College-Baseball zu
spielen.
Während ein Unfall eine Laufbahn in der MLB
verhinderte, wurde Ed sehr erfolgreich als Finanzfachmann und Berater von
Sportlern und Prominenten.
Schwere Kindheit
Eds Reise zum Glauben und seinem überragenden Erfolg
begann in Diamond Bar, einer 56'000-Seelenstadt in Kalifornien, wo er in einem
kleinen Haus mit einem alkoholkranken Vater aufwuchs, von dem er befürchtete,
dass er jederzeit gewalttätig werden könnte. Eds Last aus der Kindheit sind nun
Gegenstand seiner Motivationsreden.
Neben der Geschichte mit den fehlenden Shorts erzählt
Ed von «Ray Ray», dem «Punk»-Nachbarskind, das die ganze Schule dazu brachte,
ihn mit «Eddie, Spaghetti, deine Fleischbällchen sind fertig» zu verspotten.
Dicke Tränen
Eines Tages, nachdem er wie immer von Ray Ray geneckt
wurde, ging der siebenjährige Eddie nach Hause und weinte bei Mama, die ihn
umarmte und tröstete. Als der ruppige Vater das Weinen hörte und
hinausstapfte, befahl er Eddie, sofort zu Ray Ray zu gehen und ihn zu
verprügeln. Andernfalls würde er ohne Abendessen ins Bett gehen.
Erschrocken klopfte Eddie an die Tür des tätowierten,
hemdlosen Big Ray, dem Vater von Ray Ray. «Big Ray, mein Daddy sagt, ich muss herkommen und Ray Ray
in den Hintern treten, sonst darf ich nicht zum Abendessen nach Hause kommen»,
sagte er entsetzt. Vielleicht hatte er gehofft, Big Ray würde elterliche
Weisheit walten lassen und den Kampf verschieben, aber das war nicht die Art
von Vater, die Big Ray war...
Die Prügelei
«Ich mag diese Art von Party», sagte Big Rays Vater. «Tun
wir es.» Er rief sofort seinen Sohn. Eddie zitterte, als die Jungs gegeneinander antraten.
Ray Ray hatte ihn immer wieder verprügelt. Auch jetzt stürzte er sich auf ihn.
Doch plötzlich hatte Ed nun Ray Ray im Schwitzkasten «und
ich verpasste ihm eine Abreibung». Schliesslich zog Big Ray die Jungs auseinander. «Er hat dich
erwischt», sagte er zu seinem Sohn und befahl beiden, sich die Hände zu
schütteln. Eddie ging nach Hause, um zu essen. Und was gab es? Spaghetti.
Das Detail
Ed erzählt die Geschichte, um zu ermutigen, sich seinen
Ängsten zu stellen und schwierige Herausforderungen zu meistern. Aber es gibt noch ein weiteres Detail in dieser
Geschichte: Eddie war sieben Jahre alt und Ray Ray war vier.
Seine Mutter, so erzählte er, hatte ihn die Anekdote
einmal erzählen gehört, wobei er den Altersunterschied wegliess, und bestand
darauf, dass er etwas ausführlicher sein sollte. «Warum ist das überhaupt relevant?», scherzte er. Von
einem Kind, das fast halb so alt war wie er, schikaniert zu werden, war
peinlich – auch noch Jahre später.
Heute lachen seine Zuhörer über diese Anektore, doch
die Pointe kommt erst: «Die Sache, die du am meisten fürchtest, die Sache, die
dich vom Erfolg abhält, die Sache, die du vor dir herschiebst, ist in
Wirklichkeit nur ein kleiner Punk, den du leicht besiegen könntest, wenn du
dich nur trauen würdest, es zu versuchen.»
Er selbst lernte, Schwierigkeiten mit der Kraft Gottes
zu überwinden. Als eine Verletzung am College ihn daran hinderte, sich für die
Major League Baseball aufzudrängen, ging er zurück in die Wohnung seiner Eltern,
richtungslos und deprimiert.
«Dort begann für mich, ob man es glaubt oder nicht,
meine Geschäftskarriere mit Hunderten von Millionen Dollar», sagt er. «Es
begann in meinem kleinen Schlafzimmer, in dem ich mit denselben Postern an der
Wand und demselben Teddybär auf dem Bett lebte, wie in meiner Kindheit, und aus dem Kühlschrank
meiner Eltern ass, ohne einen Job zu haben.»
Leben verändert
Sein Vater vermittelte ihm einen Job im «McKinley Home for
Boys» in San Dimas. Alle Jungen waren Mündel des Staates Kalifornien. Unter
seiner Obhut befanden sich zwölf Jungen im Alter zwischen acht und zehn Jahren.
Als Ed ankam, machten sich die Kinder gerade für die Schule fertig.
Sie sahen ihren neuen Betreuer an.
«Ich sah all diese kleinen Augen, die mich ansahen, und ich erkannte diese
Augen, weil ich ähnliche Augen habe», sagt er. «Jedes Kind, das in einer echten
Dysfunktion aufgewachsen ist: Drogenabhängigkeit, Alkoholismus, Missbrauch,
Scheidung, Stress und Geschrei im Haus, unsere Augen sind einfach anders.
Wir wollen einfach, dass man uns liebt.»
«Mein Leben hat sich sofort verändert. Ich wollte diesen Jungs dienen.» So wie Rod Carew in Ed Einfluss gehabt hatte, so beeinflusste Ed nun diese Jungen. «Ich war ihr Vater, ihr grosser Bruder»,
sagt er. «Ich brachte sie jeden Tag zur Schule. Ich war dabei, als sie an
Weihnachten ihre Geschenke öffneten. Ich war da, wenn sie ihre Noten von der
Schule nach Hause brachten. Ich habe mit ihnen Hausaufgaben gemacht. Abends
brachte ich sie ins Bett.»
Glücklicher mit Gott
«Es hat mein Leben verändert, weil ich einmal in
meinem Leben herausgefunden habe: Man, ich liebe es, Menschen zu helfen»,
staunt er. Die Jahre sind vergangen, aber die Arbeit im Boys Home hat ihn für
immer verändert. Er hilft immer noch Menschen. Er hilft Prominenten und
Sportlern, sich neu zu entdecken und neue Herausforderungen anzunehmen, wenn
ihre glorreichen Tage vorbei sind.
Jesus trug ihn all die Jahre durch. Er spricht offen
über seinen Glauben inmitten einer Biografie, die mit Misserfolgen gespickt
war: Er verlor seine Autos, sein Haus und ihm wurde das Wasser abgestellt, weil
er nicht bezahlen konnte …
In einem Video sagt Ed Mylett: «Alles, was geschieht, geschieht
nicht gegen uns, sondern für uns. Gott hat einen Plan für unser Leben.»
1997 heiratete er Kristianna, mit der er zwei Kinder
hat. Die Zeichen des Erfolgs liegen ihm nicht am Herzen, sagt er. «Was wirklich
wichtig und bedeutungsvoll ist, ist, dass ich eine Menge Menschen zu Gott
bringen kann, die vielleicht nicht in eine Kirche gehen würden. Ich bin
leidenschaftlich dabei. Es treibt mich an, den Menschen einen Weg zu zeigen,
glücklicher zu sein.»