Spanien: Revolutionär erlebte Revolution im Herzen
Als Kommunist floh Julio Moraleja nach dem Zweiten
Weltkrieg im faschistischen Spanien vor der Polizei. Besser wurde es nicht, als
er zum christlichen Glauben fand und eine Untergrund-Kirche zu leiten begann.
Erbittert unterdrückte Franco die protestantische Christenheit.
Julio Moraleja (links) mit seinem Sohn und einem Schüler aus Ecuador
«Ich bin einfach
sehr schnell gelaufen», erinnert sich der heute 67-jährige Julio Moraleja an die dunklen Tage der repressiven,
antiprotestantischen Regierung von Francisco Franco. «Wir versteckten uns vor
der Polizei. Sie haben uns nie erwischt.»
Damals versuchte der Diktator
Franco erbittert die evangelischen Kirchen auszumerzen. Er schränkte die
Freiheit ein und versuchte, wiedergeborene Christen aus dem Land zu vertreiben. Aber die Razzien
gegen Hauskirchen, die Überfälle und die Geheimpolizei schüchterten Julio nicht
ein. Julio war als Kommunist bereits an subversive Aktivitäten gewohnt. Beispielsweise hatte er zuvor schon versucht, die kapitalistische Diktatur zu stürzen.
«Welt brauchte einen Wandel»
Julio wuchs in einer atheistisch-kommunistischen Familie auf. «Für mich brauchte
die Welt einen sozialen Wandel, der nur durch die kommunistische Philosophie
vollzogen werden konnte.» Sein Vater, der
im spanischen Bürgerkrieg für die kommunistische Jugend kämpfte, wurde
verhaftet und zum Tode verurteilt. Todesstrafen wurden für Kommunisten routinemässig
verhängt und oft in eine lebenslange Haft umgewandelt. Elf Jahre musste
sein Vater schliesslich absitzen. Trotz Francos Razzien wurde Julio zu einer
der Schlüsselfiguren unter den Kommunisten.
Im Laufe der
Jahre zeigte ihm ein Freund, José Aguilar, der Christ war, einen anderen Weg, um
die Welt zu retten: Jesus Christus.
Zuerst keine Beachtung
«Logischerweise
habe ich Jesus keine Beachtung geschenkt, weil ich nicht an Gott geglaubt habe», sagt Julio rückblickend. Der Kommunismus basiere schliesslich auf dem Weltbild des Atheismus. Dennoch hörte er sich mal aus Neugierde eine Kassette mit christlichem Inhalt an, die er von José geschenkt bekam. «Als ich das
Band abspielte, begann sich etwas in mir zu bewegen … ich wusste nicht, was vor
sich ging. Die Botschaft durchdrang meine Seele. Am Ende war ich gebrochen.»
Gerade in diesem
Augenblick klopfte es an der Tür. Es war sein Freund José, der Julio besuchen wollte. Er kam herein und erzählte ihm noch mehr vom christlichen Glauben. Diesmal nahm Julio Christus als Herrn und
Erlöser an. Das war im September 1978.
«Schlachten im Kopf»
«Das waren Tage
grosser Schlachten in meinem Kopf», erinnert er sich. Er besuchte Gottesdienste
in Fuenlabrada im Grossraum Madrid und fühlte so eine starke Präsenz des Heiligen
Geistes, dass er übermannt wurde. «Ich fiel zerbrochen auf die Knie und weinte unkontrolliert», erinnert er sich. «Es gab
eine Gegenwart Gottes, die so stark war, dass der Heilige Geist über mich kam.
Als ich aufstand, war ich ein neuer Mann. Es war, als ob ein riesiges Gewicht
von meinem Herzen genommen wurde.»
Diese Erfahrung prägte sein Leben. Nun wollte er
Menschen für Jesus gewinnen. «Ich begann, Gott mit Leidenschaft zu dienen und erzählte anderen
von ihm. Einige Familienmitglieder kamen dazu und wir starteten
eine Hausgemeinde.»
Schwierige Zeiten
Die Treffen
waren illegal. Das Franco-Regime zeigte keine Toleranz gegenüber Kommunisten
und evangelischen Christen. Der Diktator war streng katholisch und dazu
entschlossen, sein Glaubenssystem jedem aufzuzwingen.
«Das waren
schwierige Zeiten in Spanien, es gab keine Religionsfreiheit.» Und als Franco
starb, wurde es nur noch schlimmer; seine Nachfolger versuchten krampfhaft, das Regime
an der Macht zu halten. Dadurch verschärfte sich die Verfolgung und die protestantischen Christen wurden ihrer Güter beraubt.
Sie mussten sich heimlich treffen.
Freiheit wächst
Als die
Demokratie langsam nach Spanien kam, hob sich die eiserne Hand der Verfolgung.
1983 wurde Julio zum Pastor geweiht und gründete eine Gemeinde in Granada.
«Ich habe die
Hand Gottes gesehen, die eine wunderbare Gemeinde baut.» Ebenso in seinem eigenen Leben: «Vom
Kommunisten, der mit seinen Idealen und seiner kommunistischen Philosophie die Welt
verändern wollte, wurde ich zum Prediger des Wortes Gottes. Es war herrlich zu
sehen, wie Seelen zu Füssen Christi kamen und das Leben verwandelt wurde.»
Gemeinde wächst
Eine Frau aus
Almeria besuchte die Gemeinde in Granada und bot an, ihr Haus ebenfalls zur
Verfügung zu stellen. Jung und enthusiastisch willigte Julio ein. So begann er, zwei
Gemeinden zu leiten. Nach mehreren Jahren gründete er zwei weitere in Ecuador (in Guayaquil und Quevedo).
Noch heute
arbeitet er als Evangelist in Spanien. Sein Sohn ist Pastor der Gemeinde in
El Ejido (Almeria).