Dr. Paul Lim (Bild: Wikimedia / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
Von der Kirche frustriert, wendet sich der
18-jährige Yale-Student Paul Lim von der Bibel ab. Er bezeichnet sich als
Atheist, trinkt viel und peilt ein erfolgreiches Leben an. Bis Gott zu ihm
redet – an einem Ort, an dem er es am wenigsten erwartet hätte.
Mit neun Jahren eröffnete
mir meine Mutter, dass mein Vater aufgrund erfundener Anklagen im Gefängnis
war. Er war Unternehmer, aber ich wusste, dass er auch politische Verbindungen
hatte. Meine Familie war nicht sehr religiös, wir gingen nur ab und zu mal in unserer Heimat Südkorea in
die Kirche. Niemand hatte mir je beigebracht zu beten, aber ich erinnere mich,
dass ich sagte: «Gott, wenn es dich gibt, dann bringe bitte meinen Vater wieder
nach Hause.» Doch nichts geschah. Und mit der Zeit wurde ich einfach nur wütend
auf Gott und sagte: «Du existierst gar nicht, denn sonst hast du meinen Vater
ins Gefängnis geworfen und den Schlüssel weggeworfen.»
Aussenseiter in der Kirche
Erst drei Jahre später
wurde mein Vater aus dem Gefängnis entlassen. Die nächsten drei Jahre lebten
wir unter enormem Druck seitens der Regierung und wanderten letztlich in die
USA aus. Ich hatte viele Erwartungen an dieses neue Leben. Doch meine ersten
Jahre an der Schule waren nur elend. Ich versuchte krampfhaft herauszufinden,
wer in aller Welt ich eigentlich war.
Meine Eltern begannen, in
eine Kirche zu gehen, um besseren Anschluss zu finden. Ich wusste nicht viel
über die Kirche und dachte, ich probiere es mal aus. Freitags gab es eine Art
Bibelstudium, das der Jugendpastor «BBB» nannte: Bibelstudium, Burger King und
anschliessend Bowlen. Aber ich fühlte mich einfach nur als Aussenseiter: Ich
konnte die Sprache nicht, hatte die falschen Klamotten an, den falschen
Haarschnitt, trieb nicht den richtigen Sport, ich war einfach nicht Teil der
coolen Leute. Niemand setzte sich im Burger King zu mir – aber das schlimmste
war, allein zu bowlen… In den ganzen Jahren fand ich keinen wirklichen Freund.
«Warst du in der Kirche?»
Als ich an der
Yale-Universität angenommen wurde, war ich begeistert: Zum einen, weil ich
endlich von dieser schrecklichen Kirche wegkam. Und zum anderen, weil ich jetzt
auf intellektuellem Niveau ein gutes Leben verfolgen wollte. Es ist eine der
weltbesten Universitäten mit sehr guten Professoren, und einer von ihnen sagte
uns: «Die Bibel ist ein tolles Buch, aber es ist nicht die Art von Wahrheit,
auf die man sein Leben bauen sollte.» Er sprach über die Fehler der Bibel und
ich als 18-jähriger Studienanfänger nahm das einfach so an – weil der Professor
eine gewisse Autorität ausstrahlte, und weil ich einfach nur von allem wegkommen wollte, was die
Bibel sagt.
Ich trank viel mit meinen Freunden, machte Party, doch
jede Woche, wenn ich mit meiner Mutter telefonierte, fragte sie mich: «Warst du
in der Kirche?» Ich liebte meine Mutter und konnte sie nicht anlügen – und so
fuhr ich öfters am Sonntag mit
einem Shuttlebus zu einer koreanischen Gemeinde, egal wie gross mein Kater vom Vorabend war.
Die Freizeit
Eines Tages bat mich
meine Mutter, zu einer christlichen Freizeit zu gehen. Meine Schwester war mit
einem Pastor verlobt. Und dieser Pastor war es nun, der eine Studenten-Freizeit organisierte.
Meine Mutter meinte, ich solle nicht wegen Jesus oder dem Glauben gehen,
sondern um die Familie gut dastehen zu lassen.
Vom ersten Moment an hasste ich
es dort, das Essen, die Leute, meinen zukünftigen Schwager, den ich nicht
ausstehen konnte… Am letzten Abend – ich wartete nur darauf, wieder nach Hause gehen
zu können – sangen ein paar Studenten vorne ein Lied: «Es ist besser zu
gehorchen als Opfer zu machen. Ich brauche nicht dein Geld, ich will dein
Leben!» Ich sass in der letzten Reihe, und fing plötzlich an zu schluchzen.
Irgendetwas von diesem Lied sprach mich im tiefsten Inneren an. Noch eine Woche
zuvor hatte ich meiner Schwester gesagt: «Wieso heiratest du diesen Looser-Typen?
Einen armen Pastor? Ich werde nach der Uni viel verdienen und werde dir Geld
geben, um dich und deine christliche Arbeit zu unterstützen…»
Und jetzt war es, als ob
Gott direkt zu mir sagen würde: «Ich brauche dein Geld nicht, ich will dein
Leben!» Ich hatte, seit ich neun Jahre alt war, nie geweint – aber in dem Moment
brachen all die Schutzwälle zusammen, die ich in mir aufgebaut hatte. Es war
keine hochintellektuelle religiöse Literatur, nein, dieses einfache Lied
«bekehrte» mich. Mein Schwager kam angerannt und fragte, ob alles in Ordnung
sei. Ich umarmte ihn nur und sagte: «Es tut mir leid, dass ich dich so
gehasst habe…»
Freude und Verwirrung
Ich verspürte eine
riesige Freude. Ich hatte mein ganzes Leben lang versucht, ins nächste Level zu
kommen, Dinge zu erreichen, und jetzt war es, als ob Gott mir sagen würde: «Es
reicht, du brauchst nicht weitersuchen, ich halte dich fest!» Aber
gleichzeitig war ich echt verwirrt: Was jetzt? Keinem meiner Freunde hatte ich
bisher erzählt, dass ich ab und zu in die Kirche ging… Wie konnte ich meinen College-Trink-Freunden
erzählen, dass mein Ferienhighlight war, dass ich Christ geworden war?
Ich erzählte es und sie
dachten, dass diese Phase vorübergehen würde. Doch dem war nicht so. Mein
sechstes Semester war das einsamste. Alle meine Freunde machten ständig Party,
aber das wollte ich nicht mehr. Stattdessen verschlang ich die Bibel: In einem
Semester las ich sie sieben Mal durch! Ich fühlte mich so einsam und wollte
Gott einfach besser kennenlernen. In mir tauchten zwar immer wieder Fragen auf,
aber ich begann, an die Person hinter der Bibel zu glauben. Ich verstand immer
noch nicht, warum mein Vater ins Gefängnis musste und sich unser Leben so
drastisch verändert hatte, aber ich verstand, dass die Antwort in der Person
von Jesus Christus lag.
Fragen und Antworten
Ich wollte mehr über die
Bibel verstehen und so besuchte ich ein theologisches Seminar. Auch hier hatte
ich immer noch Fragen. Es waren keine Zweifel, ob die Bibel wahr ist, aber
häufig darf man in Gemeinden solche Fragen trotzdem nicht stellen. Ich hatte
das Glück, von Menschen umgeben zu sein, die gemeinsam mit mir über diese Fragen
nachdachten. Einer von ihnen war mein Schwager. Er sagte mir: «Ich weiss,
dass du viele Fragen hast, aber ich bete dafür, dass du immer von Menschen
umgeben sein wirst, die nicht sagen, dass deine Fragen dumm sind.»
An der säkularen
Universität, an der ich unterrichte, werden mir oft solche Fragen gestellt, und
ich denke gemeinsam mit meinen Studenten darüber nach. Ich habe meine Berufung,
meine Identität gefunden. Und ich weiss: Gott ist der beste Coach überhaupt. Gott
hat mich gefragt: «Wärst du bereit, in meinem Team zu spielen?» Und das, obwohl
ich gar nicht gut genug bin für das Team. Trotzdem hat Gott mich berufen. Das
ist für mich die grosse Freude daran, Jesus nachzufolgen, von Gott entdeckt zu
werden. Ich habe viel geforscht, Bücher veröffentlicht, Preise gewonnen, aber
das bedeutet überhaupt nichts. Was am Ende zählt, ist, Jesus zu kennen.
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