Ein Gangster in Südafrika

«Die Liebe der Christen faszinierte mich»

Seinen ersten bewaffneten Raubüberfall beging Ronald Abels im Alter von 16 Jahren. Er wollte Mädchen und Geld. Fünfmal wurde er verhaftet, zweimal entging er einem Mordanschlag. Halt fand er zunächst bei Christen, doch dann schlitterte er zurück...
Ronald Abels
Ronald Abels spricht mit Teenagern

Bereits in seinen späteren Teenager-Jahren war Abels ein Top-Gangster in der Gegend Capricorn Park in Kapstadt. Seine Mutter war alleinerziehend, er wurde vor allem von seinen Grosseltern grossgezogen.

Als Kind wollte er Polizist werden. Doch dann kamen die Hormone. «Gangster ziehen die coolsten Mädchen an. Deshalb wollte ich der Grösste sein», erinnert sich Ronald Abels.

Mit 15 Jahren begann er mit den ältesten Jungs der Schule zu kämpfen. «Ich wollte einen Ruf, denn das ist das wichtigste.» Bald übernahm er eine Gang und verkaufte Drogen. Ihn faszinierte das Geld. «Mein Ding waren Alkohol und Partys.» Und er setzte sich durch. «Für mich war es das grosse Leben.»

«Das eigene Grab geschaufelt»

Die Jahre zogen ins Land. Er wurde zum Top-Gangster der Gegend. Fünfmal wurde er verhaftet, nie verurteilt. «Obwohl ich schuldig war.» Zweimal entging er einem auf ihn verübten Mordanschlag.

Das eine Mal wurde er entführt. «Ich musste mein eigenes Grab schaufeln.» Er konnte seine Gegner überreden, dass sie ihn noch einmal mitnahmen. «Als sie dann Tik (Anm.d.Red.: die Droge Crystal Meth) rauchten, begannen sie mich als einen der ihren zu sehen.» Er konnte entkommen. Ein anderes Mal wurde er an einen Ort gelockt. «Jemand anderes wurde mit mir verwechselt und erschossen.»

«Jemand der Liebe braucht»

Bis irgendwann die ersten Missionare nach Capricorn Park kamen. Es waren Engländer. «Von so nahe hatte ich bis dahin noch nie eine hellhäutige Person gesehen.» Und nicht nur dass: Eine Engländerin kam einfach auf ihn zu und umarmte ihn. Später sagte sie, dass sie in ihm einfach jemanden sah, der Liebe brauchte.

Tatsächlich: «Es war das erste Mal, dass mich jemand umarmte. Ich liebte meine Grosseltern. Sie waren gut zu uns und kümmerten sich gut um uns, lieferten alles, was wir brauchten, aber sie waren keine liebevollen Menschen.»

Dann wurde er von dem Paar Julie und Mike zum Abendessen eingeladen. «Sie sagten, dass sie über das Wochenende weggehen. Sie gaben mir den Schlüssel und sagten, dass ich das Wochenende über dort sein könne. Ich verstand ihr Vertrauen absolut nicht.» Eine Katze stellt man doch nicht zum Mäusehüten ein.

Das Doppelleben beginnt

Tatsächlich überlegte Ronald, gleich alles zu stehlen, was irgendeinen Wert besass. «Aber ihre Liebe faszinierte mich derart, dass ich nicht mal eine Zigarette in ihrem Garten rauchte.»

Überwältigt wandte er sich bald dem christlichen Glauben zu und ging in eine Gemeinde. Doch dann kam der Rückfall, zurück zum Alkohol. Auch hatte er als Gangster grossen Schaden angerichtet – es gab etliche Feinde. «Zuerst denkt man, dass man es als Gangster geschafft hat. Geld, Mädchen, Ruhm und Aufregung. Doch plötzlich hat man es mit rivalisierenden Banden zu tun. Man versucht, an der Macht zu bleiben und lebt in Angst.»

«Du bist immer einsam»

«Das Schlimmste ist, dass du viele ‘Freunde’ hast, aber immer einsam bist.» Andere sprechen im Rausch über die guten alten Zeiten. «Ich nicht, ich wartete noch auf die guten Tage und ich fragte mich, was ich da tue. 14 Jahre lang. Es war Tag und Nacht nur Stress.»

Dennoch schlitterte er ins alte Leben zurück. Zu seinem Schutz schloss er sich seiner alten Gang an. Doch da er mittlerweile die Drogen selbst konsumierte, war er dazu nicht mehr zu gebrauchen. Er wurde obdachlos. «Alle hatten genug von mir. Ich war ein Wrack.»

Da hörte er eine Stimme in sich: «Ronald, es ist Zeit, nach Hause zu gehen.» Heute weiss er, dass das Jesus war.

Um Einlass gebettelt

Seine Schwester lebte noch bei der Mutter. Er musste sie anflehen, damit sie ihn reinliessen, weil sie ihm nicht trauten.  «Ich stank, war schmutzig und hatte Läuse.» Erst nach drei Bädern war er wieder richtig sauber. «Ich schlief mehrere Tage durch.»

Er ging zurück in die christliche Gemeinde. «Beim ersten Mal hatte ich die Idee des Christentums aufgenommen. Diesmal nahm ich Jesus an – eine echte Beziehung begann.»

Diese erfüllte ihn nun ganz. Er begann ein neues Leben, machte einen Computerkurs und später ein dreijähriges Praktikum in einer christlichen Gemeinde, um gleichzeitig an der Universität eine Bibelschule zu durchlaufen.

Neue Zukunft für andere

Zusammen mit Dave Chippa, einem Mann aus Malawi, gründete Ronald 2016 das Werk «Future Life Ministries». Seine Aufgabe sei es, den Menschen zu helfen zu verstehen, «dass es Jesus gibt, dass er ihr Freund sein möchte und dass sie immer vollen Zugang zu ihm haben».

Dazu gehört ein einjähriger Jüngerschaftskurs für Teenager der siebten Klasse. «Er zielt darauf ab, die Identitätskrise anzugehen, in der sich unsere jungen Menschen heute befinden und die meiner Meinung nach der Grund für Drogen und Banden ist. Sie wissen nicht, wer sie sind. Die Medien sagen ihnen, wie ihr Leben aussehen soll, und sie stehen so sehr unter dem Druck, sich anzupassen, dass sie keinen Platz haben, um selbst zu denken. Wir sprechen mit ihnen darüber, wo sie hingehören und über wichtige Themen wie Beziehungen, Sex, Drogen, Gangster, Pornos und Internetsicherheit. Wir geben ihnen echte Werkzeuge an die Hand, um das Leben zu steuern und bringen ihnen bei, wie sie ihre Ziele entwickeln und leben können. Wir helfen ihnen, gute Werte zu übernehmen und Raum zu schaffen, damit sie als Teenager ohne Druck leben und arbeiten können.»

Datum: 20.01.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Thisisliveonline.co.za/Gekürzt & übersetzt Livenet.ch

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