Im Dokumentarfilm «Liberated – die neue sexuelle Revolution»,
der seit Februar 2018 auf Netflix abrufbar ist, spielt Shay Douglas eine
Hauptrolle. Gezeigt wird die exzessive Partykultur während des «Spring Breaks».
Der Australier, der Frauen in seiner College-Zeit nur als Sexobjekte betrachtete,
hat in der Zwischenzeit einen Wandel durchgemacht. Darüber sprach er an der Herbstkonferenz
der Schweizer Freikirche «Hope & Life Church».
Shay Douglas
Sex war für ihn nur
eine Nummer, nur ein Spass – und ein Weg, seine Männlichkeit zu beweisen. Im
Film «Liberated» wird Shay Douglas als Aufreisser während des Spring Breaks
2013 in Florida gezeigt, der Frauen am Laufmeter abschleppt, mit ihnen Sex hat
und sie dann wie eine Ware wieder wegwirft. Er prahlt damit, sich nicht mal
mehr an ihre Namen zu erinnern. Die Frauen ihrerseits lassen sich bereitwillig
darauf ein.
Der Film, der von der
christlichen Non-Profit-Organisation «Exodus Cry» produziert wurde, dokumentiert
die Normalisierung von sexueller Ausbeutung, geprägt durch den Einfluss von
Massenmedien und frei zugänglicher Pornografie.
«Freiheit: Nicht immer eine gute Nachricht»
Shay im Film «Liberated»
Einer der Hauptakteure
an dieser ballermann-ähnlichen Party ist, wie bereits erwähnt, der Australier
Shay Douglas, welcher als Fussballtalent auf ein College in die Staaten gehen
durfte. «Ich hatte die Freiheit, als Jugendlicher in meiner Freizeit zu tun,
was ich wollte. Meine Eltern waren weit weg. Doch viel Freiheit zu haben, ist
nicht immer eine gute Nachricht», sagte Douglas am 6. Oktober 2018 an den «Days
of Hope» in Hasle-Rüegsau BE.
Mit Pornografie sei er
aufgeklärt worden. Diese und andere Filme und Serien hätten in ihm das Bild
gefestigt, dass der Mann über Frauen verfügen kann. «Mir wurde nie beigebracht,
was es heisst, emotional eine Beziehung zu führen. In den Videos auf meinem Smartphone
wurden die Frauen immer nur als Sexobjekte dargestellt.» Für ihn sei daher
logisch gewesen, als Mann möglichst viele Frauen zu erobern, um sich männlich
zu fühlen und bei anderen Männern cool dazustehen.
Das verlorene Schaf
Aus diesem «Modus» riss
ihn eine schlimme Sportverletzung, die ihn zu einer Pause zwang und auch das
Ende seiner Fussballkarriere bedeutete. Jetzt war er erstmals nach langer Zeit
gezwungen, still zu sein und zu reflektieren, was eigentlich in seinem Leben
abgeht. «Als ich realisierte, dass ich meinen Sport nie mehr ausüben kann, war
ich am Boden zerstört. Ich hatte nichts mehr. Alles, was mir blieb, war ein
riesiges Loch in meinem Herz.»
In dieser Zeit suchte er
das Gespräch mit Gott. Er habe einerseits grosse Wut verspürt, weil sein Traum vom Fussballprofi geplatzt war. Andererseits habe er
sich auch einfach orientierungslos und verloren gefühlt. In dieser Verzweiflung
sei er auf die Geschichte vom verlorenen Schaf im Lukasevangelium gestossen.
«Dieses verlorene Schaf, von dem Jesus erzählte, war ich!» Sichtlich bewegt von
diesem Gleichnis erzählte Douglas an den Days of Hope im Emmental, wie
unglaublich diese Liebe von Gott sein muss.
«Nichts in der Welt konnte das Loch in mir füllen»
Shay Douglas mit Regisseur Benjamin Nolot und einer weiteren Hauptdarstellerin von Liberated
Im Rückblick erkennt
Shay Douglas, wie schädlich sein damaliger Lebensstil gewesen ist. Er sei auf
der Suche nach seiner Identität gewesen und habe gehofft, mit viel Sex ein
echter Mann zu werden. Doch in Wirklichkeit sei er verzweifelt und einsam
gewesen, schreibt Douglas auch in seinem Blog auf «Exodus Cry»:
«Ich kam zu der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Art, wie ich lebte, nur ein
Versuch war, meine Gefühle und meine Unsicherheit zu verbergen. Doch nichts in
der Welt konnte das Loch in mir füllen.»
Nach dieser Begegnung
mit Gott machte der Australier einen Schnitt. Deshalb habe er auch
einige schädliche Beziehungen hinter sich gelassen. Er wolle nicht mehr Teil
des Problems sein, sondern zur Lösung beitragen. Heute ist der
Netflix-Darsteller mit dem Werk «Exodus Cry» rund um die Welt unterwegs, um auf
die destruktive Kraft sexueller Ausbeutung hinzuweisen. «Eine von vier Frauen
erlebt während ihres Lebens in irgendeiner Art sexuellen Missbrauch», sagte
Douglas an der Konferenz der HOPE & LIFE CHURCH. Deshalb wolle er besonders
Männer einladen, Verantwortung zu übernehmen, mit anderen offen zu reden und
selbst bewusst zu handeln.
Den Eltern gab er den Rat, mehr nach den Gefühlen
ihrer Kinder zu fragen und dann auch zuzuhören. Und zum Schluss wies der 25-Jährige
daraufhin, wie sehr er selbst noch ein Lernender sei: «Es gibt immer mehr Raum,
Gottes Liebe zu empfangen und weiterzugeben. Seine Liebe nimmt mir alle Scham
und Schuld weg. Durch ihn finden wir eine Würde, die uns beziehungsfähig
macht.»