Nadine Specchia

Sie lebt für Kinder

Nadine Specchia mit ihrer Tochter Mila
Nadine Specchia wurde mit 20 Jahren zum ersten Mal Mutter. Heute sind sie und ihr Mann Andrea Eltern von acht Kindern; das Jüngste ist Mila mit Down-Syndrom. Nadine blüht auf, wenn sie auch nicht leiblichen Kindern Liebe schenken darf.

«Als Jugendliche spielten wir beide gern Fussball, so habe ich Andrea beim FC Wil kennengelernt», erzählt Nadine Specchia und strahlt. Als sie mit 19 Jahren überraschend schwanger wird, heiraten die beiden. Die Ausbildung zur Kindergärtnerin schliesst sie nicht ab, Andrea verdient den Lebensunterhalt als Automechaniker. «Wir hatten ohnehin vor, nach meinem Abschluss zu heiraten und eine Familie zu gründen – nun war es einfach ein Jahr früher», berichtet die leidenschaftliche Mutter. Andrea ist Secondo, und wie Nadine hat er zwei Geschwister. Die beiden führen die Familienplanung unverzüglich weiter – innerhalb von dreieinhalb Jahren sind sie zu fünft.

Pause!

Nadine schmunzelt: «Danach brauchte Andrea eine Pause…» Die nutzt das Paar, um mit Hilfe der Herkunftsfamilien zu bauen. «Wir haben Handwerker aller Branchen in der Verwandtschaft – so mussten wir für unser Haus fast nur die Materialkosten bezahlen. Andernfalls hätten wir uns niemals ein Eigenheim leisten können», erzählt die 43-Jährige dankbar. Sie hätten schon immer sehr sparsam gelebt, Ferien auf dem Campingplatz, im REKA-Dorf oder bei Verwandten in Italien verbracht. Als fast vier Jahre nach den Grossen die kleine Elisa geboren wird, soll sie noch ein Geschwisterchen bekommen. Bei dessen Geburt erschrecken die Eltern: Das Herz des Babys steht still. Doch Enea erholt sich vollständig und ist heute ein gesunder Teenager.

Besondere Ausstrahlung

«Wir sind beide in katholischen Familien aufgewachsen, besuchten an Weihnachten und Ostern jeweils die Messe, dazu den Religionsunterricht», berichtet Nadine. Sie sei ein sehr sensibles Kind gewesen und habe schon früh bemerkt, dass es Menschen gebe, die etwas ausstrahlen würden, was sie selbst vermisste. «Ich war immer auf der Suche…»

Als Nadine während einer Krise mit einem katholischen Diakon spricht, spürt sie plötzlich Gottes Gegenwart und weiss: «Er ist für mich da!» Später lädt eine Kollegin sie zum Gottesdienst in deren Freikirche ein. Nadine erinnert sich: «Diese Leute strahlten das aus, was ich suchte. Die persönliche Beziehung mit Jesus gab ihnen Frieden, sie sprachen mit ihm wie mit einem Freund, erkannten die Stimme des Heiligen Geistes.» Begeistert besucht Nadine mit ihren Kindern weitere Gottesdienste, sagt heute über jene Zeit: «Andrea war nicht ganz so glücklich damit, wir einigten uns deshalb darauf, jeden zweiten Sonntag als Familie zuhause zu verbringen.»

Erschöpfung und Erkenntnis

Familie Specchia

Inzwischen fünffacher Familienvater, hat Andrea sich zum Technischen Kaufmann weitergebildet und arbeitet in einer leitenden Funktion. Der Druck, allein die Familie zu finanzieren und dazu ein Team zu leiten, lastet schwer auf ihm – Andrea erleidet ein Burnout. Für einige Monate bleibt er zu Hause, erholt sich im Kreis seiner Familie. «Hier blüht er auf, auch wenn nicht immer alles harmonisch zu und hergeht», erkennt Nadine.

Eine Therapeutin hilft Andrea, die Prioritäten neu zu ordnen. Er wechselt Stelle und Position und ist heute als Produktionsplaner in einem Industriebetrieb tätig. Einen Tag pro Woche kümmern sich Andrea und Nadine gemeinsam um die Kinder. Während seiner Auszeit hatte Andrea einige Male die Gottesdienste der Freikirche besucht und diese sehr positiv erlebt. Nadine wartete und betete sieben Jahre lang, bis auch Andrea sich bewusst entschied, Jesus nachzufolgen.

Viel Platz in Herz und Haus

Familie Specchia öffnet Haus und Herz für Tageskinder, und fünf Monate lang lebt ein Säugling als SOS-Kind bei ihnen. Als er zur Adoptionsfamilie wechselt, bemerkt der älteste Sohn: «Ihr könnt nun jedes Kind aufnehmen – das wird gut!» Zuvor hatte sich die Familie darüber ausgetauscht, ob sie für Pflegekinder bereit wären. Nun sind alle damit einverstanden. «Während der fünften Schwangerschaft verlor ich einen Zwilling im Frühstadium», blickt Nadine zurück. «Ich hätte mich über zwei Kinder sehr gefreut, aber damals wären wir überfordert gewesen – Andrea steckte im Burnout.» Als sich die Familie als Pflegeeltern bewirbt, wird ihnen ein neun Monate altes Zwillingspaar vermittelt. Nadine schwärmt: «Wir haben sehr grosse Freude an den beiden, sie sind heute Zweitklässler!» Einmal pro Jahr gönnt sich das Ehepaar ein Wochenende zu zweit in einem Hotel, um auch die eigene Beziehung zu pflegen.

Down-Syndrom

Nadine hat einen guten Draht zum Himmel. Als sie Andrea von ihrem Eindruck erzählt, sie sollten ein Kind mit Down-Syndrom adoptieren, bespricht auch er dies mit Gott – und vernimmt ein klares Ja. Seit 2021 bereichert Mila aus Armenien die Familie. Die vermittelnden Institutionen erwarten, dass Nadine und Andrea alle Kinder gleichbehandeln. Das Paar hat sich ausbilden lassen, um mit Pflegekindern umzugehen, und weiss um die Traumata, die sie mitbringen können. Gemeinsam besuchen sie die Anlässe einer Freikirche in Sirnach und leben ihren Glauben auch im Alltag. Dabei sollen sich die Kinder frei entscheiden können, ob sie diesen Weg auch persönlich einschlagen wollen.

Ansteckende Lebensfreude

«Mila lebt ganz im Moment. Die bald Vierjährige steckt uns mit ihrer Lebensfreude an, vergisst Kummer rasch und zeigt deutlich, dass auch Menschen mit Down-Syndrom das Recht haben, zu leben und geliebt zu werden», hält Nadine fest. «In der Schweiz werden neun von zehn Kindern, bei denen das zusätzliche Chromosom festgestellt wird, abgetrieben...» Specchias möchten sich deshalb dem Verein hope21 anschliessen und andere Paare ermutigen, einem solchen Kind das Leben zu schenken.

Wie ihre Geschwister versteht Mila Deutsch und Italienisch, dazu die Gebärdensprache. Nadine und Andrea bekommen oft zu hören, dass ihre Kinder über eine hohe Sozialkompetenz verfügen. «Gott hat mir viel Liebe und Geduld für Kinder geschenkt», sagt Nadine mit einem Lächeln. Ihre Liebe reicht so weit, dass sie regelmässig Frühchen im Spital besucht und ihnen Wärme und Zuwendung spendet – Babys, deren Eltern nicht oder nur selten vor Ort sein können. «Wenn ich keine Kraft mehr habe, ist Gott da, auf ihn kann ich mich verlassen», erlebt die passionierte Mama immer wieder. Hand in Hand mit Andrea blickt sie zuversichtlich in die Zukunft.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Hope St. Gallen.

Zur Website:
hope 21

Zum Thema:
Den Glauben entdecken
Welt-Down-Syndrom-Tag: Eine Mutter schwärmt von ihren Kindern
Geschichte der Familie Trummer: Welt-Down-Syndrom-Tag: Jedes Leben ist lebenswert
Schweizer Studie zeigt: Pränatale Tests bedeuten für 9 von 10 «Trisomie 21»-Kinder den Tod

Datum: 16.02.2024
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Hope Regiozeitungen

Werbung
Livenet Service
Werbung