Rose Schwarz

80-jährige Diakonisse hilft Aidswaisen in Afrika

Jahrzehntelang als Hebamme in Afrika im Einsatz, hat Schwester Rose Schwarz vor elf Jahren ein zukunftsweisendes Projekt für Aidswaisenkinder in Kenia gestartet. Bis ihre Nachfolge feststeht, macht sie weiter.
Schwester Rose (links) bei einem Besuch in Kenia mit Annah, der Gründerin des Aidswaisen-Projekts.
Cover der Biografie «Ganz oder gar nicht – ein Leben unter Gottes Führung» über das Leben von Schwester Rose Schwarz von Susanne Hartrampf.

«Ich wusste einfach, dass ich mein Leben mit Jesus ganz oder gar nicht leben will», begründet Schwester Rose Schwarz, 79, ihre Motivation, Diakonisse zu werden. Damals war sie 21 und wohnte in Vaihingen/Enz bei Stuttgart. Im Diakonissen-Mutterhaus auf St. Chrischona bei Basel trat sie alsbald in die Schwesternschaft ein.

Auf nach Afrika

1963 führte der Weg der gelernten Krankenschwester und Hebamme nach Äthiopien in die hauseigene Missionsstation. Obwohl sie gar kein abenteuerlustiger Mensch sei, hatte Schwester Rose Schwarz Apostelgesichte, Kapitel 22, Verse 21 und 22 persönlich genommen: «Gehe hin; denn ich will dich ferne unter die Heiden senden.» Das Abenteuer wurde nach fünf Jahren aufgrund politischer Unruhen lebensgefährlich. «Wir durften nur noch auf der Hauptstrasse unterwegs sein, die Wege zu Dörfern und notleidenden Menschen waren abgeschnitten. Unsere Ausreise wurde unumgänglich», erinnert sich die Diakonisse.

Zurück nach Afrika

Nichtsdestotrotz reiste Schwester Rose Schwarz einige Zeit später wieder nach Afrika – diesmal nach Kenia, wo sie während 22 Jahren auf ihrem Beruf arbeitete und den Menschen auch von Jesus erzählte. Als sie die Arbeit mit 68 Jahren offiziell beendete, nahm sie ein grosses Anliegen der lokalen Pastorin Annah mit nach Deutschland. Und dieses liess ihr keine Ruhe.

Das Elend der Aidswaisen

Schwester Rose Schwarz klärt auf: «Da das Land immer wieder Dürrezeiten erleidet, mussten die Bauern als Wanderarbeiter ihr Brot verdienen. Als sie zurückkamen, brachten sie das Aids-Virus mit.» Und dieses stürzte die Region neben der Dürre in eine neue Katastrophe: Kinder verloren ihre Eltern, kaum dass sie auf der Welt waren. Aus drei Aidswaisen, die Annah in einer Hütte fand und bei sich aufnahm, wurden bald 30; zu viele für ein Pastorenehepaar.

Im «Un-Ruhestand»

Verständlich, dass Schwester Rose Schwarz es in ihrem Lehnstuhl in Deutschland nicht lange aushielt und wieder nach Afrika flog mit dem Ziel, das von Annah gegründete Aidswaisenprojekt zu unterstützen. «Neema ya Mungu – Durch Gottes Hilfe» ist kein klassisches Waisenhaus. «Um die Kinder nicht aus ihrer Kultur zu reissen, leben sie weiterhin in den Hütten ihrer verstorbenen Eltern, wo sie – meist mit Hilfe ihrer Grosseltern als Betreuer – ein verantwortliches und geregeltes Leben führen können», erklärt Schwester Rose Schwarz.

Mais für einen Monat

Alle Kinder erhalten einmal im Monat 20 Kilo Mais, zehn Kilo Bohnenkerne, 500 Gramm Fett, Salz, Seife, Vaseline und Streichhölzer. Zusätzlich werden sie mit Matratze, Wolldecke, Schuluniform, Schulmaterial und Unterwäsche ausgestattet. Sie versorgen sich selbst und teilen die Nahrung ein, bis sie wieder neue erhalten. Dabei helfen die Grossen den Kleinen.

Gut betreut

Mit viel Geschick, Liebe und Umsicht, leitet Pastorin Annah das Projekt. Viele ehrenamtliche Helfer setzen sich mit ein. Trotzdem ist es wichtig, dass jede Kinderfamilie individuell umsorgt wird. Grosseltern oder Leute aus der Gemeinde werden als Betreuer eingesetzt. Vor allem die heranwachsenden Mädchen brauchen einen Schutz. Die Betreuer bilden die Brücke zur Projektleitung.

Von 30 auf 600

Dank der Unterstützung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden heute durch Einzelgaben und Patenschaften etwa 600 Waisen betreut. Acht Jahre Schulbildung und die Möglichkeit, einen handwerklichen Beruf zu erlernen, schenken den jungen Menschen eine Lebensperspektive, die vom christlichen Glauben geprägt ist. Bis heute sei noch kein Kind oder junger Erwachsener auf der Strasse gelandet.

Wer löst sie ab?

Bald feiert die umtriebige Diakonisse ihren 80. Geburtstag. Obwohl sie sich als junges Mädchen bewusst gewesen sei, dass ihr Entscheid das ganze Leben umkrempeln würde, bereut sie ihn nicht; im Gegenteil: «Es hat mein Leben reich gemacht.» Trotzdem gibt Schwester Rose Schwarz unumwunden zu: «Es wäre schön, wenn mein Lebensabend etwas ruhiger verlaufen würde. Aber ich habe noch niemanden gefunden, der die Arbeit übernehmen würde. Und so lange mache ich weiter.»

Die Biografie über das Leben von Schwester Rose Schwarz «Ganz oder gar nicht – ein Leben unter Gottes Führung» von Susanne Hartrampf ist auf Anfrage per Mail bei Schwester Rose erhältlich.
Infos zum Aidswaisen-Projekt
Infos zum Diakonissenmutterhaus
ERF-Talk mit Schwester Rose Schwarz

Datum: 22.05.2014
Autor: Manuela Herzog
Quelle: Livenet

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