Versprochen ist versprochen, oder?

Ob Sie sich an den Trickfilm «Wickie und die starken Männer» erinnern? Als Kind versuchte ich, keine Serie davon zu verpassen und erinnere mich lebhaft an das Vergnügen, das mir der kleine Held mit den grossen Ideen bereitete. Auch das Wikinger-Ehrenwort beeindruckte mich schwer: «Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen» hiess es da jeweils im Film, und dabei wurden kräftig Hände geschüttelt.

Ein Ehrenwort – nicht schlecht, oder?

Täte uns auch nicht schlecht, so ein Ehrenwort. Was wird heute nicht alles versprochen und angepriesen: Von schnellen Lösungen über spektakuläre Heilungen, von Millionengewinnen und Superpotenz sprechen die täglichen Spam-Mails, die jeweils ungeöffnet in meinem digitalen Papierkorb landen. Doch wie sieht es bei mir selber aus? Wie rasch verspreche ich einer Freundin, ihr grad noch den und den anderen Textausschnitt zu mailen, vergesse es dann aber wieder, weil mir andere Dinge wichtiger sind?

Der Boden für unsere Beziehungen

Wo vertröste ich meine Kinder immer wieder, obwohl ich versprochen hatte, heute noch ihren Aufsatz zu korrigieren oder den Riss in der Lieblingsjeans zu nähen? Natürlich finde ich Gründe, weshalb es mir einfach nicht möglich war, meine Versprechen einzuhalten. Im Entschuldigen bin ich Meisterin – und bezahle auch immer wieder mal einen hohen Preis dafür, denn Verbindlichkeit ist unerlässlich, wenn in unseren Beziehungen Vertrauen wachsen soll. Verbindlichkeit zeigt sich in den kleinen Alltagsdingen ebenso wie im Grossen, im pünktlichen Abliefern eines Artikels ebenso wie in der Treue zum Partner, dem ich «in guten wie in bösen Tagen» Liebe und Verlässlichkeit versprochen habe. Verbindlichkeit ist der Boden, auf dem unsere Beziehungen und damit letztlich unser eigenes Leben steht.

Der Einzige, auf den wirklich Verlass ist

Auch meine Beziehung zum himmlischen Vater lebt von Verbindlichkeit – von seiner nämlich. Lange bevor ich mein erstes Wort gesagt habe, hat Gott sich für mich entschieden und ist bis heute – meiner eigenen Unverbindlichkeit zum Trotz – mein treuer Behüter und väterlicher Freund in guten und schlechten Zeiten. Gott macht keine halben Sachen, sondern löst ein, was er versprochen und führt zu Ende, was er begonnen hat. Auf ihn ist absolut Verlass, und ich will mich darin üben, seine Treue durch meine eigene Verlässlichkeit zu erwidern. Was auch meinen Freunden, meinem Chef, meinem Ehepartner und unseren Kindern zugute kommen wird. Versprochen ist versprochen!

Regula Lehmann ist Autorin, Familienfrau und arbeitet im Bereich «Beratung für junge, ungewollt schwangere Frauen».