Vom Jugendpastor zum Armeeseelsorger

Adrian Megert übt das Brückenbauen

Adrian Megert hatte schon lange den Wunsch, anderen Menschen von Jesus zu erzählen. Oft fühlte er sich dabei ungenügend und unsicher. Doch er nutzt jede Chance und erlebt, wie Gott ihn und seine Geschichte gebraucht.
Adrian Megert (rechts) mit Armeemitgliedern (Bild: zVg)
Adrian Megert
Adrian in der Brassband (in der Mitte)

Im Frühling 2015 besuchte ich ein Waisenheim in Äthiopien. Die Kinder saugten das Evangelium auf, als wären sie Pflanzen, die nicht genug Wasser bekommen. Die Waisenmutter bat Gott täglich um Hilfe, damit sie alle 340 Kinder verpflegen und versorgen konnte. Ich sagte ihr, dass ich ihren Glauben bewundere. Sie meinte: «Gott braucht mich und meine Geschichte, um diesen Menschen hier zu helfen. Ich bin eine von ihnen und weiss, wie sich Armut anfühlt. Ich weiss aber auch, wer mein Vater im Himmel ist. Dieser Vater ist auch dein Vater. Er wird dich mit deiner Geschichte in der Schweiz brauchen.»

An jenem Abend bat ich Gott um Weisheit, meinen Mitmenschen in der Schweiz das Evangelium zu verkünden und das Leben mit Gott mit ihnen zu teilen. Das Gebet begleitet mich bis heute. Wo immer ich bin, versuche ich, mit Jesus zu gehen, damit Menschen verstehen, wer unser Vater im Himmel ist.

Überfordert

Im Juni 2022 stand ich als Armeeseelsorger vor mehreren hundert Personen. Wie sollte ich all diesen Menschen mit ihren verschiedenen Graden, Kulturen, Aufgaben und Bedürfnissen gerecht werden? In der Überforderung betete ich; es wurde mir bewusst, dass ich ohne Gott nicht leben könnte, nicht atmen dürfte, nicht existieren würde. Ein Lieblingsvers kam mir in den Sinn, die Worte von Jesus: «Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.» (Johannes, Kapitel 14, Vers 6).

Nach dem Gottesdienst kam ein Soldat auf mich zu, um sich zu bedanken. «Letztes Jahr war ein schweres Jahr für mich. Ich war bei drei Psychiatern und keiner konnte mir helfen. Im WK bat ich einen Armeeseelsorger um Hilfe. Sie haben sich damals Zeit genommen für mich. Dies hat mir geholfen und ich konnte meine Herausforderungen überwinden. Herzlichen Dank dafür.»

Ich konnte mich gut an das Gespräch erinnern. Ich war damals nervös und hilflos und hatte keine Ahnung, wie ich einem angehenden Doktor in Physik beistehen sollte. Also bat ich Gott um Weisheit. Ich durfte diesem Mann erklären, was mir Mut gibt. Ich konnte ihm sagen, dass es eine lebendige Hoffnung gibt und es nie zu spät ist, sein Leben neu zu gestalten.

Ich will Brücken bauen!

Eine Zeit lang hatte ich versucht, selbst Brücken zu Menschen zu bauen. Ich stellte mir vor, zu jeder Gruppe von Menschen sei eine Brücke in den richtigen Proportionen zu schlagen und schon hätte ich einen Zugang zu diesen Menschen (1. Korinther, Kapitel 9, Vers 20). So habe ich nach Argumenten gesucht, um mein Gegenüber intellektuell umstimmen zu können. Diese Zeit war sehr anstrengend, energieraubend und deprimierend. Endlich sah ich ein, dass diese Brücken allein zu mir führten.

Den Weg zum Vater stellte ich mir als Autobahn Richtung Himmel vor, auf welcher ich Anhalter mitnehme. Wenn wir uns anstelle des Weges eine Brücke vorstellen, ergibt das Bild einen weiteren Sinn: Eine Brücke ist von beiden Seiten passierbar. Wenn Jesus also die Brücke von Menschen zu Gott ist, ist er auch die Brücke von Gott zu den Menschen. Da Jesus durch den Heiligen Geist in mir wohnt, ist er auch meine Brücke zu den Menschen. Dieser Gedanke gibt mir Mut, Menschen zu begegnen. Gott wünscht sich die Beziehung zu jedem Menschen und sehnt sich nach einer Begegnung mit ihm (2. Petrus, Kapitel 3, Vers 9).

Mitspielen und ins Gespräch kommen

Seit dem Gebet in Äthiopien vor sieben Jahren hat sich vieles verändert. Ich merkte, dass Gruppen in der Schweiz sich isolieren. Also machte ich mich auf und besuchte mit meiner «Brücke» diese Menschen. Ich habe ein «Gamingprojekt» gestartet: Ich spiele Onlinespiele mit anderen und tausche dabei mit ihnen über das Leben aus. Einer hat sich nun eine Bibel gekauft; wir lesen miteinander darin.

Ich spiele auch in einer Brass Band. Nach der Probe höre ich den Kollegen am Stammtisch zu und teile mein Leben mit ihnen. So bin ich für zwei Trauungen angefragt worden, in denen ich den Menschen vom Vater im Himmel erzählen konnte. Meinen Erfahrungen zufolge gibt es keine To-do-Liste oder ein richtiges Beten, das uns Menschen erreichen lässt. Es gibt nur die eine «Brücke», die bereits existiert. Lasst uns diese nutzen.

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Datum: 11.09.2022
Autor: Adrian Megert
Quelle: wort+wärch

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