Anders wirtschaften

Schuldenfrei durch die Krise nach biblischem Vorbild

Am «Forum IN.SPIRATION» stellte der Ökonom Tomas Sedlacek das kapitalistische Wirtschaftssystem in Frage. Die Wirtschaft sei nicht wertefrei, sondern versklave uns. Anhand biblischer Beispiele zeigte er, wie es auch anders und vor allem schuldenfrei gehen könnte.
Tomas Sedlacek

Das Wirtschafts- und Führungsforum «IN.SPIRATION» vom 20. Dezember in Zofingen brachte 350 Personen in beruflicher Verantwortung zusammen: Leitende aus dem Dienstleistungs- und Finanzsektor, aus Industrie und Gewerbe und von christlichen Organisationen. Organisiert wurde das Forum vom ICF Mittelland und der Stiftung Wendepunkt.

Tomas Sedlacek (37), tschechischer Ökonom und Hochschullehrer, wurde durch sein Buch «Die Ökonomie von Gut und Böse» bekannt. Wir seien den Kapitalismus leid geworden und wünschten uns ein besseres System zum Zusammenleben, meinte er. Jedes Wirtschaftssystem würde eines Tages erstarren. Zur Zeit des Alten Testaments gab es das sogenannte Erlassjahr, erklärte Sedlacek: Alle 49 Jahre wurden Schuldsklaven freigelassen und Ländereien zurückgegeben. Wie mit einem Reset-Knopf wurde das System auf null gesetzt, um schuldenfrei von vorne zu beginnen.

Die Wirtschaft versklavt uns

Die Wirtschaft lässt uns glauben, sie sei eine wertefreie Wissenschaft, die sich selber reguliert und uns in die Zukunft führt. Doch in Wirklichkeit versklavt uns das kapitalistische Wirtschaftssystem. Reiche Länder im Westen glauben, sie können sich mehr Freiheit erkaufen, indem sie immer neue Schulden machen. Das Gegenteil ist der Fall: Sie verlieren ihre Freiheit. Wir fetischisieren die Wirtschaft und setzen sie auf die Stufe eines Gottes. Wir glauben, der Markt sei rational und seine Prinzipien funktionierten überall gleich. Das ist unser grosser Irrtum.

Ohne Schulden durch die Krise

Tomas Sedlacek erzählte eine Geschichte aus Genesis 41 über Josef und den Traum des Pharao. Es sei eine Geschichte für Kinder, aber ebenso gut sei sie für Wirtschaftleute geeignet. Sieben Jahre Wachstum des Bruttonationaleinkommens, nachher sieben Jahre Mangel. Das Fazit: Eine primitive Gesellschaft kommt durch die Wirtschaftskrise ohne einen Rappen Schulden. Das wäre heute undenkbar – weil wir die Wirtschaft zu einem Fetisch erhoben haben und sie als unfehlbar betrachten.

Griechenland kann die Schwere seiner Schuld nicht mehr länger tragen. Amerikanische Versicherungen suchen einen «Erlöser», der ihnen eine höhere Kreditlimite anbietet. In Europa realisieren wir endlich, dass wir so nicht mehr weiter wirtschaften können und Erlösung von unseren Schulden brauchen.

Keine perfekte Welt verheissen

Zum Abschluss beantwortete der Ökonom Fragen aus dem Publikum. Ob es denn möglich sei, heute einen Reset-Knopf zu betätigen, fragte ein Teilnehmer. Sedlacek meinte: «Kein System funktioniert immer einwandfrei ohne Neustart. Es ist besser, ein System kontrolliert zu destabilisieren, als das System zusammenbrechen zu lassen.» Jesus habe uns keine perfekte Welt verheissen. Er habe Leprakranke geheilt, aber nicht den Aussatz besiegt. Er habe 5000 Menschen zu essen gegeben, doch Hunger und Armut gebe es weiterhin.

Datum: 23.12.2013
Autor: Christian Bachmann
Quelle: Livenet

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