Sonntagsallianz gegründet

Den freien Sonntag gemeinsam verteidigen

Gewerkschaften, Kirchen, Frauenorganisationen und linke Parteien wollen sich gemeinsam gegen Arbeit am Sonntag engagieren. Sie haben die «Sonntagsallianz» gegründet, um den Sonntag gesetzlich als Tag der Erholung und des sozialen Beisammenseins zu schützen.
Communitiy

Im Auge hat die Allianz vor allem die Entwicklungen im Detailhandel. Doch auch zunehmend flexibilisierte Arbeitszeiten, beispielsweise bei der Post, in der Telekommunikation oder im Buchhandel, will sie nicht hinnehmen.

Der Sonntag dürfe nicht Wirtschaftsinteressen geopfert werden, macht die Sonntagsallianz mit ihrer Gründungserklärung am 13. Juni in Bern geltend. Gemäss von der Allianz zitierten Zahlen des Bundes stieg die Zahl der am Sonntag Beschäftigten von 2003 bis 2009 um 12 Prozent auf mehr als 400'000.

2005 entschied das Volk mit hauchdünnem Mehr, Sonntagsverkäufe in grossen Bahnhöfen und Flughäfen nicht einzuschränken. Doch den damals versprochenen nationalen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für das betroffene Personal gebe es noch immer nicht, sagte Vania Alleva von der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Unia.

90 Prozent der Vorlagen für Sonntagsarbeit an der Urne verworfen

In den vergangenen sieben Jahren seien in den Kantonen und auf Bundesebene etliche Vorstösse für längere Ladenöffnungszeiten eingereicht worden. Doch neun von zehn dieser Vorlagen hätten die Stimmenden abgelehnt. Am kommenden Wochenende wird in den Kantonen Zürich und Luzern über längere Öffnungszeiten abgestimmt.

Unterstützen will die Allianz ein allfälliges Referendum gegen die Einführung von Sonntagsarbeit in Tankstellenshops. Der Nationalrat hiess eine entsprechende Änderung des Arbeitsgesetzes gut. Demnach sollen Läden der Tankstellen an Autobahnraststätten und Hauptverkehrsstrassen rund um die Uhr öffnen können. Die Vorlage ist derzeit im Ständerat.

Mit Sonntagsarbeit entstünden keine neuen Stellen, sondern die bestehenden Arbeitsverhältnisse würden schlechter, warnte Kurt Regotz, Präsident der Gewerkschaft Syna. Einsätze würden über längere Zeitspannen verteilt und unter mehr Personen aufgeteilt.
 
Regotz befürchtet zudem, dass in einigen Branchen bezahlte Zuschläge für Sonntagsarbeit unter Druck geraten könnten, falls Sonntagsarbeit weiter zunimmt. Könnten die Menschen auch an Sonntagen oder nachts einkaufen, würden aber nicht mehr Waren abgesetzt.

Vereinsleben gefährdet

Vermehrte Arbeit am Sonntag gefährde das aktive Vereinsleben in der Schweiz, sagte Erika Hofstetter vom Verbandsvorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes. Vereine sorgten für den Zusammenhalt, unterstützten die Integration von Zugezogenen und böten jungen Leuten aktive und sinnvolle Freizeitbeschäftigung.

Die Sonntagsallianz ist Teil des europäischen Netzwerks European Sunday Alliance. In der Schweizer Allianz haben sich Gewerkschaften, kirchliche Organisationen, Frauenorganisationen, linke Parteien und die Schweizerische Gesellschaft für Arbeitsmedizin zusammengeschlossen. Unter anderem gehören der Allianz auch die EVP und die Evangelisch-methodistische Kirche an. Beide werden von EVP Präsident Heiner Studer vertreten.

Datum: 15.06.2012
Quelle: Livenet / ref.ch

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