Selfie mit Zwingli gefällig?

Dem Zürcher Reformator auf Augenhöhe begegnen

Langsam schwebte der bronzene Zwingli von seinem Denkmalsockel hinunter auf den Gehsteig. Neben ihm wird noch ein Podest mit einer Treppe aufgebaut werden. So können die Besucherinnen und Besucher des Züri Fäscht dem Reformator auf Augenhöhe begegnen.
«Zwingli-Stadt 2019»: 15 Zwingli-Statuen werden in der Stadt zusätzlich zu sehen sein
Andrea Marco Bianca, Vizepräsident des Kirchenrats der evangelisch-reformierten Landeskirche Zürich.

Zwingli vom Sockel gehoben haben die Zürcher Reformierten aus Anlass des Reformationsjubiläums. Er soll sich am «Züri Fäscht» wieder mal unters Volk mischen, wie die Verantwortlichen der evangelisch-reformierten Landeskirche Zürich gestern verkündeten. Die Reformationsbotschaft der Aktion laute: «Es gibt niemanden auf dem Sockel, der zwischen einem selber und Gott ist».

«Sittenwächter und lebensfroher Mensch»

Wenn Festbesucher ein Selfie mit Zwingli machten, könnten sie zu Reformationsbotschaftern werden, erklärte Andrea Marco Bianca, Vizepräsident des Kirchenrats der evangelisch-reformierten Landeskirche Zürich, bei der Präsentation der Aktion. Es sei passend, wenn gewissermassen der Reformator, der aus der Kirche einst eine Volkskirche machte, sich am populären Fest unters Volk mischt. «Zwingli war nicht nur ein strenger Sittenwächter, sondern auch ein lebensfroher Mensch. Als dies wollen wir die Reformation am Zürifäscht feiern», so Bianca.

Die Inspiration für die Aktion habe er – ausgerechnet – vom Stand der katholischen Kirche am letztmaligen Zürifäscht von 2016 erhalten, erläuterte er weiter. Vor drei Jahren, wie auch diesmal wieder, sei der Auftritt der Katholiken «superschön, man kann etwas trinken und darüber sinnieren, worum es an einem solchen Fest geht, und wie es danach weiter geht», so Bianca. Aufgefallen sei ihm damals, dass im Gegensatz dazu die Reformierten einen relativ diskreten Auftritt vorgesehen hatten, in Kirchen drin und als  «Alternativprogramm» etikettiert.

Kirche inmitten von Plätzen und Parks

Das erste Selfie mit Zwingli schoss der Grossmünster-Pfarrer. Er verwies darauf, dass die Aktion zugleich den Startschuss zum ökumenischen Projekt «Zwingli-Stadt 2019» bildet, das die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum abschliessen soll: Ab August werden Duplikate von Zwinglis Statue in allen Stadtteilen Zürichs aufgestellt, begleitet von öffentlichen Gesprächen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

Sigrist verwies auf die symbolische Bedeutung des Projekts: «Für einmal findet Kirche nicht auf Altar und Kanzel statt, sondern inmitten von Plätzen und Parks. Zwingli steigt vom Sockel, um 'seine' Stadt wiederzuentdecken.»

Ein persönliches Selfie mit Zwingli:

Von Freitag bis Sonntag sind Selfies mit Ulrich Zwingli auf Augenhöhe möglich. Dazu gibt es Zwingli-Bier und Wurst an der Zwingli-Bar.

Zum Thema:
Zwingli bei der Post: Briefmarke für den Zürcher Reformator
Im Gesamtbild betrachtet: «Zwingli war der Pionier»
500 Jahre Zwingli: Am Sechseläuten trug der Böögg den bekannten «Zwingli-Hut»

Datum: 04.07.2019
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / kath.ch / idea Schweiz

Werbung
Livenet Service
Werbung